30. Fütterungszeit

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*Jooheon POV*

"Fütterungszeit!"
Mein Aufpasser hält mir einen Eimer hin, in dem sich die Leichen armer, kleiner Küken befinden.

"Schmeiß jedem drei Stück rein, das reicht.", erklärt er noch und lässt mich mit meiner Aufgabe allein.

Der Anblick dieser Küken lässt mich schwer schlucken.
Langsam bin ich jedoch abgehärtet, nachdem ich schon tote Karnickel, Enten oder Rehe verteilen musste.
Ich hasse meinen Job hier!
Lieber wäre ich ein Leben lang in meiner Zelle verrottet.

Ich hole noch einmal tief Luft und lege meine Hand an den Griff der ersten Tür.

Luhan - steht auf dem Schild.

Er ist mir von allen noch am liebsten, da er genauso große Angst vor mir hat, wie ich vor ihm, und sich daher immer verkriecht, wenn ich ihm Futter bringen muss.

Mit einem Knarzen öffne ich die Tür und versuche in der Dunkelheit vor mir etwas zu erkennen.
Wie erwartet kauert Luhan wieder ganz hinten in einer Ecke und ich kann ihm sorglos sein 'köstliches Mahl' bereitlegen.

"Nadann, lass es dir schmecken.", flüstere ich zum Abschied.

Die nächste Tür erfordert schon etwas mehr Überwindung, denn Kris hat keine Angst vor mir.
Und wenn drückt er diese nicht aus, indem er sich verzieht, sondern mich böse anknurrt und seine spitzen Zähne zeigt.
Genauso wie jetzt auch.

"Ist ja gut... ", versuche ich ihn erfolglos zu beruhigen.
Beziehungsweise mich.

Schnell werfe ich ihm seine drei Küken vor und sofort schnappt er sich eines und schlingt es herunter.

"Ich würde auch lieber Katzen streicheln, als mich mit dir anfreunden zu müssen.", knurre ich leise, bevor ich mich schleunigst aus dem dunklen Käfig flüchte.

Ich bin wirklich nie der Hundefreund gewesen, aber Wölfe?
Irgendwo hört es dann auch mal auf.
Obwohl sie mir schon leid tun, weil sie hier eingesperrt sind und nicht in einem schönen Wald herumstromern können, wo sie mir niemals über den Weg laufen würden.

Der letzte, Tao, versucht jedes Mal abzuhauen, wenn ich die Tür öffne.
Das ist echt anstrengend, weil ich dann sofort die Tür hinter mir schließen muss und im Finsteren Wolfsfutter einem Wolf vors Maul werfen muss.
Ich habe dann immer Angst selber als Futter zu enden.

"Hey Tao... Sag doch was, damit ich weiß, dass du nicht gerade direkt vor mir hockst und gleich in mein Bein beißt...", flüstere ich in die Dunkelheit, doch kommt keine Reaktion.
Super.

Wenn er sich wenigstens die Zähne fletschen würde, dann würde ich immerhin vorgewarnt sein.
Aber gut.
Schnell das Futter verteilen und wieder raus hier...

Gerade als ich die Tür öffnen will, spüre ich etwas an meinem Bein.
Ich habe das Bedürfnis laut zu schreien.
Bloß wäre das das absolut dümmste, was ich jetzt machen könnte.
Daher bleib ich einfach wie eingefroren stehen und versuche nicht so sehr zu zittern, als würde mir gerade jemand einen Stromschlag verpassen.

Der Wolf schnuppert vorsichtig an meiner Hose und meinen Füßen.
Wieso hat man hier nicht wenigstens das Recht auf Schuhe?
Der warme Atem des Tieres auf meiner Haut lässt mich nur noch mehr zittern.

Geh doch bitte einfach essen...

Aber nein: Tao setzt sich direkt auf meine Füße, also direkt zwischen mich und die Tür.
Wenn ich sie jetzt öffne, wird er wieder entwischen und ich darf hinterherrennen und ihn versuchen mit Betäubungspfeilen zu treffen, um ihn zurück in seinen Käfig zu verfrachten.

Monsta X // Locked InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt