3. Gänsehaut

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*Lhia POV*

Die Zellentür geht auf und ich werde unsanft aus dem Schlaf gerissen.

Ein helles Licht dringt hindurch, wie von einer Taschenlampe,  sodass ich meine müden Augen zusammenkneifen muss um mich langsam an die Helligkeit zu gewöhnen.

Ein riesiger Schatten bildet sich an der Wand und kurz darauf wird die Gitter-Tür wieder zugeschlagen.
Doch der Schatten bleibt.

Langsam rapple ich mich auf und luke vorsichtig über die Bettkante des Doppelstockbettes.
Erschrocken weiche ich schnell wieder zurück.

Träume ich etwa?

Wer ist dieses riesige Menschenwesen,  welches wie angewurzelt vor dem Gitter steht?

Ich halte meine Augen fest geschlossen, in der Hoffnung, dass es vielleicht wirklich nur ein Traum ist.

Ich höre Schritte. Es nähert sich eindeutig meinem schlafenden Körper.
Ich presse mich an die Wand und verstecke mich instinktiv hinter meiner Bettdecke.
Plötzlich zieht mir jemand meine schützende Decke vor dem Gesicht weg.

Es sieht mich an.

Aus kalten blauen Augen mit tiefen Augenringen.
Es hat kein einziges Haar auf dem Kopf und sieht mich an, als wäre ich die Beute eines Drachen.

Und sie ist der Drache.
Sie.

Mein Herz klopft so laut, dass ich das Gefühl habe man könnte es im ganzen Block hören.
Sie kneift mich fest in die Wange und mustert mich skeptisch:
"Du bist ja süß.", brummt sie.
Dann nimmt sie sich ein paar meiner Haarsträhnen in die Hand und lässt sie langsam durch ihre dreckigen Finger gleiten.

Ich gebe keinen Mucks von mir und hoffe,  dass dieser Moment endlich vorüber geht.
"Zu Schade.", brummt sie erneut und wendet sich von mir ab.

Ich rolle mich wieder unter meiner Bettdecke zusammen und versuche wieder einzuschlafen.
"Nur ein Traum. Nur ein Traum. Ein ganz einfacher Traum... ", hauche ich kaum hörbar vor mich hin.

Am nächsten Morgen liege ich noch immer an die Decke starrend völlig regungslos in meinem Bett.
Ich kann ihr gleichmäßiges, lautes Atmen deutlich hören.
Sie ist noch immer da.
Shit.

Mit einem Klacken und Knarren geht die Zellentür endlich auf.
Jetzt geht es erst einmal zum Frühstück und ich werde mich einfach so weit wie möglich von ihr fernhalten,  sofern das möglich sein wird.

Leise kletter ich von meinem Bett herunter und will nach draußen gelangen.

Plötzlich packt mich ein harter Griff am Handgelenk und lässt nicht locker. 
Ich stocke in der Bewegung und halte den Atem an.
Sie zieht mich zurück und drückt mich schmerzhaft mit dem Hals gegen die kalte Steinwand und drückt zu.

Ich versuche verzweifelt zu atmen.
Es ist zwecklos.

Ich zapple und fuchtel mit meinen Armen und Beinen herum, doch ich habe keine Chance gegen solch eine gewaltige Kraft.

"Du wolltest doch nicht etwa zum Frühstück gehen, ohne mich vorher zu wecken?", zischt sie mich an.

Ich versuche wenigstens ein Krächzen herauszuwürgen, doch vergebens.
"Wie bitte? Ich kann dich nicht hören?", sie wird lauter und eindringlicher.

Ich fange an Sterne zu sehen und vor mir verschwimmt alles.

Mir bleibt nichts anders übrig,  als meinen Körper erschlaffen und den Kopf mit geschlossenen Augen nach vorn kippen zu lassen.
"Nichtsnutz.", schimpft sie und lässt mich leblos auf den Boden fallen.

Monsta X // Locked InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt