31. Zu realistisch?

194 22 1
                                    

*Hyungwon POV*

Sternchen...
So viele Sternchen...
Als ob ich in den Nachthimmel schauen würde...

Nur, dass es bedauerlicherweise nur die Decke ist, von der die halbe Tapete herunter hängt, die über mir schwebt.
Die Sternchen fliegen vor mir ihre Kreise, weil es langsam wieder Zeit für meine Tabletten ist.

Seid wir hier angekommen sind, habe ich kein Auge zumachen dürfen, denn immer wenn ich es versuchte, verpassten sie mir einen elektrischen Schlag und mit jedem Mal wurde die Dosis erhöht.
Doch sie verabreichen mir regelmäßig diese Tabletten, die sie in einem Glas Wasser auflösen und mir einflößen, wodurch ich es tatsächlich schaffe, meine Müdigkeit zu verdrängen.
Ich weiß auch nicht, aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich werde sogar von Tag zu Tag munterer.
Wie viele Tage genau das schon so geht, kann ich allerdings nicht sagen.

Langsam merke ich, wie mein Kopf immer schwerer wird und dröhnt, als hätte mir jemand eins mit der Bratpfanne übergezogen.
Mein Herz schlägt unangenehm schnell und pocht so laut, dass ich es förmlich neben mir sehe, wie es mit voller Inbrunst in mein Ohr trommelt.
Will es mir etwa den Beat vorgeben und erwartet jetzt von mir, dass ich singe?

"We can skydive... free fall. Skydive...free fall.....-"

"Gute Laune?", fragt plötzlich eine bekannte Stimme, auf die ich nur zu gut verzichten könnte.
Seine Worte hallen in diesem kleinen Raum so furchtbar laut und unendlich lang wieder, dass ich mir am liebsten die Ohren zuhalten würde. Sie verwandeln sich in ein schrilles Fiepen, welches durch meinen Körper dringt und fast mehr schmerzt als die Stromschläge.

Ich verziehe das Gesicht und kneife zwanghaft die Augen zusammen, wodurch das Fiepen bloß leider auch nicht leiser wird.
Die Sternchen vor mir beginnen sich schneller um mich herum zu kreiseln, sodass ich den Braunhaarigen kaum wahrnehme, der mir ein Glas Wasser an den Mund hält.
Ohne zu zögern schlucke ich das Zeug hinunter.

"Gleich wird es besser.", ertönt seine Stimme irgendwo aus der Ferne und das Fiepen wird noch lauter.
Gleich platzt bestimmt mein Kopf...
Wie ein Luftballon, wenn man zu viel Luft hinein bläst.

Er setzt sich mir gegenüber an den Tisch und beobachtet mich, wie ich versuche meinen Blick scharf zu stellen.
Grinst er?
Oder hat er sich einen Schnurrbart wachsen lassen?
Er sitzt nun zwar vor mir, doch ich kann kaum etwas erkennen.

Ob mit oder ohne Schnurrbart, ich hasse dieses Gesicht.
Ich hasse alles an dieser Person.
In meinem Mund sammle ich etwas Spucke und versuche in seine Richtung zu spucken, in der Absicht ihn zu treffen.
Keine Ahnung wieso ich das tue.
Ich war weder gut in Kirschkern-Weitspucken, noch hab ich mir von einem Lama Tricks abgeschaut, aber ich hoffe trotzdem, ich habe ihn nicht ganz so sehr verfehlt.

"Du bist so putzig!", lacht der Kerl plötzlich amüsiert.
"Wie wär's: Wenn es dir in ein paar Minuten besser geht, befreie ich dich kurz aus deiner unbequemen Position und wir machen was schönes zur Abwechslung?"

"Wie wär's, wenn du die Fresse hälst?"
Ich versuche seine dämliche Lache nachzuäffen und strecke ihm die Zunge raus, als wären wir in der ersten Klasse.

"Ganz schön aufmüpfig heute! Übertreib es lieber nicht...", droht er und klingt dabei leicht gereizt.
Perfekt.

Das Fiepen in meinem Ohr wird zum Glück nach und nach leiser und auch das Bild vor meinen Augen stellt sich langsam scharf.
Er hat sich also doch keinen Schnurrbart angeklebt!

"Sonst passiert was?", greife ich seinen letzten Satz erneut auf und blicke ihn übertrieben neugierig an.

Wütend knallt er mit seiner Faust auf den Tisch vor mir und funkelt mich an, als würden ihm vor Wut Flammen in den Augen erscheinen.

Monsta X // Locked InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt