23. Alles außer Schlafen

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*Lhia POV*

Ich bin müde.
Meine Augenlider werden langsam zu schwer, um sie noch geöffnet zu halten.

Das Gefühl in meinen Beinen verabschiedet sich langsam und meine Füße ähneln zwei unförmigen Eisklötzen.

Meine Arme, die die ganze Zeit durch die Fesseln an meinen Händen nach oben gezogen werden, kommen mir vor, als hätten sie sich schon um einen ganzen Meter verlängert.

Wo bleibt Kihyun?
Will er mich hier etwa auch noch ohne Gesellschaft verrotten lassen?

Ich frage mich wirklich, was ich mir dabei gedacht habe, 7 Häftlinge aus dem Gefängnis zu schmuggeln ohne mir ein Bild von ihnen gemacht zu haben.

Mit so etwas hätte ich rechnen müssen.
Man sitzt nicht ohne Grund im Gefängnis und normalerweise auch nicht unschuldig.

Wieso habe ich es nie in Betracht gezogen, dass sie gefährlich sein könnten?

Aber das habe ich mir selber eingebrockt.
Ich hätte einfach vorsichtiger sein sollen.

Ich habe Hyungwon versprochen, wenn alles vorbei ist, werden wir uns nicht wieder verlieren.
Es tut mir leid Hyungwon, aber ich bin mies im Einhalten von Versprechen.

Ich will schlafen.
Aber ich kann nicht schlafen.

Jedes Mal, wenn mein Kopf müde auf meine Brust sinkt, durchfährt der Schmerz in meinen Armen erneut meinen Körper.

Auch traue ich mich nicht, mich zu rühren, weil der Schnitt quer über meinen Bauch, den mir Kihyun mit seinem Schwert zugefügt hat, bei der kleinsten Bewegung erneut aufreißt.

Ich will, dass es endlich ein Ende hat.

Er sagte doch, er hat vor mich zu töten?
Dann soll er es bitte jetzt tun.

Das Knarzen der schweren Tür ist zu hören.
Wenn man vom Teufel spricht...

"Wie fühlst du dich?", seine besorgte Stimme dringt gedämpft an mein Ohr.

Ist das jetzt sein Ernst?

"Ich hab dir etwas mitgebracht!"
Er hält mir wieder dieses erdfarbene Gematsche in dem Becher unter die Nase und fordert mich auf, den Strohhalm in den Mund zu nehmen.

Ich presse ablehnend die Lippen aufeinander, woraufhin er sein Wunder-Gemisch seufzend wieder abstellt.

"Ich mache mir wirklich Sorgen.", setzt er mit traurigem Klang in der Stimme an,
"Du bist bis jetzt zwar sehr stark, doch wenn du nicht bald etwas zu dir nimmst, wirst du vermutlich sterben. Und das würde mich sehr unglücklich machen."

"Ist das nicht das Ziel des Ganzen?", hauche ich tonlos, da sich meine Stimme in irgendeinem Loch in meinem Körper verkrochen hat und mich im Stich lässt.

"Nein, das Ziel ist nicht, dass du stirbst. Das ist zwar das Endresultat, jedoch haben wir dafür noch alle Zeit der Welt.", er streicht sich nachdenklich durch sein dunkles Haar und mustert mein nicht mehr ganz so weißes Nachthemd.

"Rot steht dir sehr gut.", stellt er fest und fährt mit seinem Finger über das getrocknete Blut an meiner Wange.

"Kihyun, mir ist kalt."
Zwar haben meine Zähne aufgehört zu klappern, weil sie wahrscheinlich selber keinen Sinn mehr dahinter gesehen haben, aber meine Lippen sind blitzeblau.

"Ich weiß."
Er lässt eine meiner schwarzen Haarsträhnen durch seine Finger gleiten und sieht mich dann wieder mit diesem Blick an, der sagt:
'Ich hasse dich'.

Monsta X // Locked InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt