Restaurantbesuch

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"Bist du soweit L...Was hast du denn da an?", lachte ich meinen Freund aus, der in einem weißen Hemd mit Krawatte steckte. Der zuckte beleidigt mit den Schultern. "Ich will deinen Eltern gefallen!" "So? Sei du selbst und zieh dir was anderes an, das bist nicht du.", lachte ich immernoch.
Louis kam zurück mit einer schwarzen Skinny Jeans und einem weißen T-Shirt. "Schon besser.", murmelte ich und nahm die Hand meines Freundes. "Ich fühl' mich hier drin auch wohler.", grinste er.
Wir gingen durch die Lobby und stiegen in ein schwarzes Auto ein. Nach einer langen Diskussion mit Paul hatten ich und Louis wirklich alleine in das Restaurant fahren dürfen.

"Ich bin voll aufgeregt, Mary." Louis zappelte die ganze Zeit nervös und fuhr sich durch die Haare. "Komm runter, meine Eltern beißen nicht.", lächelte ich ihn. Er erwiderte bloß ein schiefes Lächeln.

Wir gingen durch die Tür des Restaurants. Ich sah mich einmal kurz um. Dann erblickte ich auch schon den braunen Haarschopf meiner Mutter. Ich nahm Louis' Hand und zog ihn ein wenig hinter mir her.
Als meine Eltern uns bemerkten, wurde ihr Gesichtsausdruck etwas verwirrt. Ich hatte ihnen nicht erzählt, dass ich jemandem mitbringen würde. Ebenso wenig hatte ich gesagt, dass Louis mein Freund war. Louis schien ihre Gesichter zu bemerken, denn er spannte sich plötzlich an.
Meine Eltern erhoben sich und umarmten mich, als wir bei ihnen angekommen waren.
"Und du bist?", fragte meine Mutter freundlich auf Deutsch.
Louis sah sie nur verwirrt an.
"Er kann kein Deutsch, Mum.", sagte ich. Sie zog eine Augenbraue hoch. Was ist denn mit der los?! Sonst ist sie nie so. "Ich bin Karla, Mary's Mum." Sie schüttelte Louis die Hand. Auch mein Vater stellte sich vor.
Wir setzten uns an den Tisch und bestellten Getränke. Mein Vater zwang Louis förmlich dazu, ein deutsches Bier zu probieren. Ich lächelte Louis entschuldigend an, ihn schien das jedoch nicht wirklich zu stören. Er unterhielt sich mit meinen Eltern als wäre nichts gewesen.
"Und du arbeitest jetzt genau was?", fragte meine Mutter und nippte an ihrem Wein.
"Ich bin Sänger. Mit meinen drei besten Freunden bin ich seit 2010 in einer Band, namens 'One Direction'.", klärte er meine Mutter auf.
"Okay und...das ist so ein sicherer Job? Was ist wenn der Erfolg auf einmal vorbei ist? Wenn es überhaupt Erfolg gibt, bei eurer 'Band'" Das letzte Wort unterstrich sie, indem sie mit ihren Fingern Anführungszeichen darstellte. Doch Louis blieb ganz ruhig. "Glauben Sie, der Erfolg wird nicht vorbei gehen. Wir haben die besten Fans auf der Welt, die lassen uns niemals im Stich.", lächelte Louis. Meine Mutter schien immernoch nicht überzeugt. "Und du bist dir sicher, dass er der Richtige ist, Schatz?", fragte meine Mutter mich auf Deutsch. Was ist denn mit dem Sohn von Herrn Berg. Das ist doch auch ein netter Kerl. Und so gut erzogen.", schwärmte sie. "Nein, Mum. Ich bin sicher, dass Louis der Richtige ist. Und ich will auch nicht den Sohn von Papa's Chef. Er ist gruselig.", entgegnete ich auf Englisch. Louis sah verwirrt zwischen mir und meiner Mum hin und her.
"Na wenn du meinst."

Wir bestellten unser Essen. Meine Eltern verhielten sich einigermaßen höflich gegenüber Louis. Ich hatte damit nicht gerechnet. Meine Eltern waren mein ganzes Leben lang immer freundlich und offen gegenüber meinen Freunden gewesen. Ob es nun feste Freunde waren, wovon ich bisher erst einen hatte, oder ob es einfache Freunde gewesen waren.
Meine Eltern finden meinen Job nicht besonders toll. Sie hätten mich gerne als Anwältin oder Kauffrau gesehen, aber das war nichts, wofür ich mich auch nur eine Sekunde interessieren könnte.
Aber ich hatte nicht erwartet, dass sie gegenüber Louis so verschlossen waren.

"Wie alt bist du eigentlich?", fragte mein Vater, während er sein Steak zurechtschnitt.
"25. Ich werde im Dezember 26.", antwortete Louis knapp.
"Oh. So alt schon?", entgegnete meine Mutter. "Mum, Louis ist nicht alt!", antwortete ich nun schon etwas lauter. "Schon gut, Mary." Louis legte seine Hand auf meine.
"Ich bin der Älteste in der Band. Als wir angefangen haben, war ich 18."
"Das heißt, du hast gar keinen Schulabschluss?", fragte mein Vater ernst. "Doch, ich habe so etwas wie den Realschulabschluss gemacht, kurz bevor ich zu 'X-Factor' gegangen bin." "Also der Sebastian, der Sohn von Herrn Berg, der hat Abitur gemacht. Mit dem Durchschnitt von 1,0." Meine Mutter sah Louis ein wenig abwertend an, was er bemerkte. Jetzt spannte sich auch er etwas an.
Jetzt reicht's!
"Mum! Ich...Ich wollte mich mit euch treffen, weil ich euch seit drei Monaten nicht mehr gesehen habe! Ich habe euch vermisst und ihr...ihr ruiniert alles! Louis ist ein wundervoller Mensch mit einem großen Herz! An das zweifle ich bei euch langsam! Ihr macht ihn hier zur Schnecke, als wäre er nichts wert! Das war's jetzt echt!" Ich brach in Tränen aus. Louis zückte seinen Geldbeutel und zog einen Hundert Euro Schein heraus und platzierte ihn auf dem Tisch. "Davon werde ich nicht arm. War schön, Sie kennenzulernen.", sagte er trocken und nahm meine Hand. Er zog mich aus dem Restaurant und wir stiegen sofort in das schwarze Auto ein, das die ganze Zeit vor dem Laden stand.

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Oje. Ich dachte, Mary's Eltern wären nett... -_-

Wie hättet ihr an Louis' Stelle reagiert?

Einen schönen Nachmittag euch! :)
-L

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