Abigails Sicht:
Blinzelnd öffnete ich die Augen. Es war ziemlich hell hier draußen und auch sehr kalt. Ich zog mir die Decke bis zur Nasenspitze und wandte meinen Kopf zu den anderen.
Nelly lächelte mich an und Saphira schlief noch. Wir waren nur noch zu dritt, nachdem Zoe gestern eine Szene gemacht hatte. Sie hatte es geschafft, sich mit uns wieder zu vertragen, und da hatte ich gedacht, dass sie jetzt etwas mehr auf ihre Freunde aufpassen würde.
Als ich mich aufrichten wollte, verspürte ich stechende Schmerzen in meinen Händen. Trotzdem sprang ich motiviert auf und huschte ins Haus, wo ich mich erst ins Bad begab. Ich ließ kaltes Wasser über meine Hände laufen, wobei ich feststellte, dass ich wohl auch nicht viel mehr machen konnte.
Nachdem ich geduscht und angezogen wieder auf die Terasse ging, waren Nelly und Saphira verschwunden. Ich vermutete, dass sie eines der anderen Bäder im Erdgeschoss aufgesucht hatten.
Missmutig räumte ich die ganzen Sachen vom gestrigen Abend nach unten in die Küche und stellte fest, dass die Katzen bereits gefüttert wurden. Schnell bereitete ich mir eine Schüssel Müsli vor und begann zu essen. Nelly kam in die Küche und nahm sich einen Apfel vom Tisch. "Also wenn ich dürfte würde ich Mia sofort mit zu mir nach Hause nehmen. Unsere Nachbarn haben auch zwei Katzen, und bei denen wäre sie in guter Gesellschaft."
Lächelnd biss sie in ihren Apfel, während ich über ihre Worte nachdachte. Eigentlich wäre das gar keine so schlechte Idee. Wenn ich weiß, dass Mia und Sammy sowieso bald gehen müssen, wäre Mia bei Nelly doch bestens aufgehoben! Ich behielt den Gedanken im Hinterkopf und löffelte mein Müsli weiter.
Auch Saphira frühstückte mit uns, und als wir fertig waren gingen wir wieder hinauf nach draußen. Saphira stopfte all ihre Sachen in einen Rucksack und schulterte ihn schließlich.
"Also, ich geh dann mal. Wir sehen uns am Montag!"
"Ist gut, richte meinem Bruder liebe Grüße oder so von mir aus", sagte ich noch grinsend. Saphira nickte und umarmte uns zum Abschied und verschwand nach unten.
"Und was machen wir heute noch so?", fragte ich an Nelly gewandt.
"Reden", antwortete sie bestimmt."Worüber denn?"
"Zoe."
Ich seufzte innerlich. Dabei vergaß ich immer, dass es Zoe war, die ich als erstes in Bray ins Herz geschlossen hatte. Entweder hatte sie sich so stark verändert, oder ich lernte jetzt erst ihr wahres Gesicht kennen.
"Sag mal, du kennst Zoe ja jetzt schon länger als Saphira und ich. War sie schon immer so oder... Naja-"
"Also. Zoe und ich hatten nie sonderlich viel Kontakt. Ich hab meistens mit den anderen was gemacht. Klar, ich hab mich gut verstanden mit Zoe, das liegt aber auch daran, dass wir keine Gründe hatten uns zu streiten. Trotzdem wusste ich immer wie Zoe tickt. Mir war klar, dass sie Aufmerksamkeit will und im Mittelpunkt stehen will. Aber da sie auch sehr lustig und eigentlich ne wirklich gute Freundin ist, hat mich das nie gestört. Aber jetzt wo ich so viel mit ihr unternehme, hab ich mir schon gedacht, dass es zu Zickereien kommt. Aber anders rum, ich glaube es ginge auch nicht ohne sie. Schließlich hat das Monster auch Zoe ausgewählt."
Da ich nicht wirklich wusste, was ich darauf antworten sollte, schwieg ich erst und fragte dann: "Und jetzt?"
"Jetzt müssen wir damit leben. Und wie ich sie kenne hat sie alles schon Liam erzählt."
Nellys Miene veränderte sich schlagartig. Sie wurde ernst und sah extrem genervt aus. Da wurde mein Interesse geweckt. Das Nelly irgendein Problem mit Liam hatte, war mir klar, und jetzt würde ich ihr ein wenig auf den Zahn fühlen.
"Glaubst du wirklich? Naja, und wenn schon. Liam ist ein netter Kerl, der sagt das niemandem. Und er gehört ja irgendwie schon dazu", sagte ich mit überzeugender Stimme.
"Zu wem?! Zu uns sicher nicht. Und nett ist der schon gar nicht, und der sagt sowas doch jedem der ihm unter die Augen tritt!"
Ich zog eine Augenbraue hoch. "Du scheinst ihn ja recht gut zu kennen. Ich weiß nicht ob ich es mir einbilde, aber kann es sein, dass du reizbarer bist, seitdem Zoe mit Liam zusammen ist? Stört dich das denn?"
"Nein" Nelly verschränkte die Arme. "Die können machen was sie wollen! Auch wenn sie mich beide ankotzen und... und... ich weiß doch auch nicht! Ist mir aber auch egal, sollen sie doch rumknutschen wenns sie glücklich macht!"
Wenig beeindruckt betrachtete ich meine Fingernägel. Es störte sie sehr, dass Liams Herz bereits vergeben war. Und dann auch noch an Zoe. Und an diesem Punkt interessierte mich die Vergangenheit brennend.
"Und... du hast mal gesagt, jedes Mädchen verliebt sich mal in den beliebten Liam Redfort."
Nelly hatte sich ein wenig beruhigt und sprach jetzt mit sarkastischer Stimme. "Ja klar, Liam Redfort." Sie lächelt leicht, nur sah es fast gequält und ein bisschen psycho aus. "Er bildet sich ein, dass jedes Mädchen auf ihn steht. Das tun sie vielleicht auch, wenn sie ihn das erste mal sehen, ich mein er sieht gut aus. Aber nach spätestens zwei Tagen wissen sie, was für ein Arschloch er ist."
"Und du?", fragte ich wissbegierig.
"Ich... ich war auch mal mit ihm zusammen. Und zwei Tage später knutscht er mit ner anderen rum, und will mir erklären, dass er nicht wusste das es was ernstes zwischen uns war." Nelly senkte den Kopf und wirkte sehr traurig.
Das war also das Geheimnis zwischen Liam und Nelly.
Ich nahm sie in den Arm, und dachte darüber nach, was Liam getan hatte. "Und du willst, dass Zoe auch verarscht wird oder?"
Nelly sah auf und ihre Augen verdunkelten sich. "Sie soll das auch spüren." Ihr Kopf lehnte an meiner Schulter und ihre Stimme klang beleidigt.
Ich traute mich eigentlich nicht weiter nachzufragen, doch ich konnte nicht anders.
"Warum?" Meine Stimme klang eher flüsternd.
"Weil..." Sie beendete ihren Satz natürlich nicht. Doch das musste sie auch gar nicht, ich wusste längst, dass ihre Gefühle für Liam nicht ganz erloschen waren.
Plötzlich kamen Erinnerungen von dem Gespräch zwischen Liam und mir wieder hoch. "Nelly, ich weiß du hörst das nicht gern, aber Liam leidet unter deiner Ignoranz. Er findet es schade, dass ihr nicht mal mehr miteinander redet." Nelly richtete sich auf und sah mich an.
Überrascht blitzte Hoffnung in den grünen Augen mir gegenüber auf. "Wirklich?"
Nickend suchte ich in Nellys Gesicht nach Anzeichen von Schuldgefühlen. Und überraschender Weise fand ich diese auch. Lächelnd und bedrückt sah sie wieder auf den Boden.
Ich vermutete, dass sie sich freute, dass er wieder Interesse an ihr hatte.
Plötzlich klingelte Nellys Handy. Seufzend nahm sie ab, um nach zwei Minuten wieder aufzulegen.
"Ich muss nach Hause, Vanessa macht Stress, ich weiß auch nichts genaues. Bis Montag!"
Auch sie kramte jetzt ihre Sachen zusammen, und verließ das Haus. Schnell rannte ich die Treppen hinunter ins Wohnzimmer und suchte die Katzen.
Gerade als ich ins Wohnzimmer gehen wollte, wurde mir schlagartig schwindelig und ich stützte mich am Türrahmen ab. In meinem Kopf schwirrten viel zu viel Gedanken und ich kniff schmerzverzerrt die Augen zusammen. Eine Stimme halte durch meinen Kopf, und mein Magen verkrampfte sich.
"Ich bin euch näher als ihr denkt, und beobachte jeden eurer Schritte."
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Das Geheimnis der grünen Insel
Fantasy2017 (ich war damals 13, so don't judge me please hahaha, ich hab das buch auch nicht überarbeitet, dass sind alles zitate/sätze/formulierungen aus dieser zeit, kuss geht raus <3) "Wir werden schon nicht sterben, Saphira." Ich nickte. "Dafür sind...