55. Kapitel

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Zoes Sicht:

Als ich das erste mal diesen Weg gegangen bin, wuchs hier hohes Gras, dass nass war. Und als ich das erste mal zurück von dieser Burg gekommen war, hatten wir uns total zerstritten. Mittlerweile bin ich diesen Weg schon öfters gegangen, und ich hoffte, ich müsse ihn nie wieder gehen.

Keiner von uns vieren sagte ein Wort, wir alle dachten über die vergangenen Stunden nach, jeder für sich. Wir alle hatten dasselbe erlebt, und doch auf so unterschiedliche Art und Weise. Jeder konnte seine eigene ganz besondere Geschichte erzählen, aus seiner Perpektive. Irgendwie fühlte es sich so an, als würde eine riesige Last von einem fallen. Und doch beschlich mich ein sehr merkwürdiges Gefühl. Unsicherheit. Ich war mir zwar sicher, dass das Thema mit Annabelle und Salvan abgeschlossen war, doch irgendwas ist mit ihrer Niederlage von uns gegangen. Ein Teil von uns. Ich meine wir werden nie vergessen was geschehen ist, und, dass das Ganze ein schreckliches Erlebnis war, ist keine Frage. Doch immerhin haben die beiden Geister uns vier zusammengeschweißt. Wir hingen zu viert in diesem Mysterium drin, und das hat uns zu Freundinnen gemacht. Klar, vielleicht wurden Aby und Nelly zu besseren Freundinnen als Nelly und ich, doch deshalb konnte ich genauso gut mit Aby abhängen, und trotzdem Nelly und Saphira und mit ihnen einen lustigen Tag verbringen. Wir waren so verschieden und ich liebte das. Mochte Nelly noch so anstrengend sein, Aby so stur und Saphira so außergewöhnlich, und ich vielleicht so zickig, so ergänzten wir uns perfekt hatten einen wichtigen Teil in unserem Leben hinter uns gelassen. Ich liebte jede einzelne Sekunde mit ihnen. Jedes Treffen, jedes Gespräch, jedes Abenteuer, auch wenn das vielleicht unser Größtes war.

Wir waren jetzt fast bei Aby angekommen, da blieben wir noch mal stehen und blickten hinter uns. Die Burg, die fast eine Ruine war. Sie sah wunderschön aus, oben an der Spitze der Klippe, auf einem Hügel der Schneebedeckt war. Der Mond leuchtete sie von der Seite an, und ließ den Schnee sogar im Dunklen glitzern.

"Leute, wir werden diesen Weg nie wieder gehen, okay?" Saphira legte ihren Kopf auf Abys Schulter.

Das konnte und wollte ich nicht versprechen, also schwieg ich. Nelly und Aby schien es ähnlich zu gehen, denn auch sie sagten nichts, wobei in ihren Augen die Abenteuerlust glitzerte.

"Ach Mädels, ihr seid unmöglich, ehrlich!" Saphira lachte und drehte sich um. Wir folgten ihr ebenfalls lachend und redeten noch ein wenig über diese Nacht.

Wie so oft machten wir uns fertig in Abys Haus, und kuschlten uns dann zusammen ins Dachgeschoss. Irgendwie ging es uns einfach gut. Keiner war angespannt wegen Reizthemen, keiner hatte Angst etwas Falsches zu sagen. Eine angenehme Atmosphäre hatte sich, seit dem wir die Burg verlassen hatten, ausgebreitet. Eine Stimmung die wir alle lange nicht mehr so erlebt hatten, und sie tat unendlich gut. Ich war sehr müde. Gähnend quetschte ich mich zwischen Saphira und Aby und zog die Decke bis zur Nasenspitze.

Anstatt aufgekratzt zu sein, waren wir alle sofort leise und schläfrig. Keine zwei Minuten später waren wir friedlich eingeschlafen.

***

Zarte Pfotenschritte auf meiner Decke weckten mich am nächsten Morgen. Ich öffnete gähnend die Augen und sah mich um. Mia und Sammy wanderten durchs Zimmer. Saphira schlief noch und Aby war an ihrem Handy beschäftigt. Nelly konnte ich neben Aby nicht sehen, doch ich vermutete, dass sie ebenfalls noch nicht wach war.

Aby lächelte mich an und ich rutschte zu ihr und kuschelte mich auf ihr Kissen und sah mit in ihr Handy. Sie likte ein paar Beiträge auf Instagram und wechselte dann in ein Spiel.

Zehn Minuten später wachten auch die anderen auf. Sammy kroch unter Saphiras Kissen und Mia kratzte an Nellys Decke herum. Mellow war hinzugekommen und hatte sich schnurrend auf meinem Bauch zusammengerollt.

"Euch geht's ja gut", sagte Aby lachend. Sie stand auf bändigte ihre Haare in einem hohen Dutt und schnappte sich Mia, die auf gutem Wege war, die Decke zu zerfetzen.

"Du süßes Stück!" Aby gab ihr einen Kuss zwischen ihre cremefarbenen Ohren. Dann ließ sie sie wieder runter und verschwand im Flur. Wir konnten hören, wie sie die Treppe hinunter lief. Ich überlegte ob ich ihr folgen sollte, entschied mich dann aber dagegen.

"Wie fühlt es sich an, zu wissen, dass du morgen 17 wirst?", fragte Nelly lachend an Saphira gewandt. Ich hockte mich zu den beiden und wir bildeten einen kleinen Kreis.

"Mhm... keine Ahnung, ich bin nur froh, dass wir Salvan besiegt haben, bevor ich Geburtstag hab." Sie lächelte entspannt.

"Wie machen wir das morgen eigentlich?", fragte ich. "Schlafen wir heut noch mal hier und gehen morgen dann zusammen weg?"

"Nein, ich glaube das möchte meine Familie nicht", entgegnete Saphira.

"Stimmt, sollt ihr ruhig eure kleine Party feiern, bevor es richtig los geht!" Nelly lachte warf Saphira mit einem Kissen ab. Auch Nelly steckte ihre Haare zu einem Messie Bun, nachdem  sie ihr ins Gesicht flogen.

Bevor unsre Kissenschlacht richtig eskalierte, kam Aby wieder herein und hielt eine pink DVD in der Hand.

"Meine Eltern sind mit Luke bei Freunden brunchen. Und guckt mal was ich gefunden hab!"

Sie hielt den Film in die Höhe.

"Barbie und die geheime Welt der Glitzerfeen?", las Saphira laut vor.

"Lass den anschauen!", rief Nelly begeistert auch ich freute mich über Barbie. Für sowas war man als Mädchen nie zu alt. Vor allem nicht an einem Samstagmorgen mit seinen besten Freundinnen.

Wir kuschelten uns wieder zu viert in unser Bettenlager und sahen unseren pinken Mädchentraum an. Da wir eigentlich nur damit beschäftigt waren die Figuren aus dem Film uns Vieren zuzuordnen, bekamen wir nur die Hälfte mit.

Und auch nach dem Film suchten wir uns irgendwelche Charaktere aus Filmen raus, um sie uns dann zuzuteilen.

"Leute jetzt mal ein anderes Thema", sprach Saphira. "Ich hatte mich bisher nicht getraut es anzusprechen, doch jetzt wo alles gut zwischen uns ist, und mein Geburtstag schon morgen ist, muss ich noch schnell fragen."

Neugierig sahen wir anderen sie an.

"Geht ihr eigentlich mit Partnern zu der Party oder allein?"

Irritiert sah ich die anderen an. Ehrlich gesagt wusste ich das nicht. Doch mit wem sollte ich auf die Schnelle noch zur Party gehen?

Unsere Stille wurde jetzt etwas unangenehm, da wir alle wussten, dass Nelly und ich an Liam dachten. Das hatte auch Saphira begriffen, denn sie sah peinlich gerührt zu Boden.

"Entschuldigt, ist ja auch eigentlich nicht so wichtig." Sie warf mir einen entschuldigenden Blick zu.

"Stimmt, das ist nicht wichtig", sagte Nelly mit einem Lächeln an Aby gewandt. "Doch wir werden nicht allein gehen."

Aby nickte. "Denn wir werden zu viert gehen."

Das war eine gute Idee, so waren wir nicht alleine und hatten uns. Doch da gab es noch ein Problem.

"Leute!", rief ich. "Wir brauchen was hübsches zum Anziehen!"

"Richtig." Nelly stand auf. "Und ich weiß auch, wo wir was finden werden!"

Das Geheimnis der grünen InselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt