28. Kapitel

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Nellys Sicht:

Böses zu besiegen. Böses zu besiegen. Die Kette, was sonst.

Das machte keinen Sinn. Das alles nicht. "Wieso sollte Anabelle dir zeigen wo die Kette ist?" Zoe blickte zu mir. "Woher wissen wir überhaupt das sie uns zur Kette führen wollte. Sie könnte uns auch einen schönen Ort zeigen, wo wir an Saphiras Geburtstag feiern. Diesen Ort suchen wir nämlich auch." Sie stand auf und klopfte ihre weiße Jeans ab, die natürlich durch das morsche Holz der Bank dreckig geworden ist. "Gehen wir rein? Mir ist kalt." Aby nickte und stand ebenfalls auf. Sie schien die ganze Sache ebenso wenig ernst zu nehmen wie Zoe. Ich hakte mich bei ihr ein und sie führte uns lurz etwas abseits der anderen.

"Was ist los?", fragte ich sie.

"Ich kann mir das alles nicht vorstellen. Saphira hat wahrscheinlich nur geträumt. Woher will sie wissen, dass es Anabelle war? Es hätte auch jedes andere Mädchen sein können."

Stur, wie immer. Doch das war ich auch. "Was brauchst du eigentlich noch um zu glauben, dass es Magie gibt?! Natürlich war es Anabelle, wer sonst? Was glaubst du warum Saphira  dieses unheimliche schwarze Blut hat? Das ist ein Teil von Salvan!" Aby löste sich von mir und blieb stehen. Sie steckte die Hände in die Jackentaschen und sah sich kurz um, bevor sie mich mit einem nichtssagenden Blick ansah. Sie kam meinem Gesicht einen Schritt näher. Sie sprach leiser und deutlicher.

"Eben. Ein Teil von Salvan ist in Saphira. Weiß Gott wie der da reingekommen ist, aber das ist auch unwichtig. Sie macht komische Dinge seit Samstagabend. Dieses Blut zuckt immer wieder durch ihre Adern, sie spricht manchmal so mordlustig, sie grinst wie eine Horrorpuppe, sie benimmt sich wie Salvan. Und deswegen ist es nicht gut wenn wir mit ihr rumhängen. Nicht in diesem Zustand. Salvan will böses, wieso tun wir das alles überhaupt? Aus Angst? Wahrscheinlich. Und weil sie eben nicht sie selbst ist, sollten wir sie nicht so ernst nehmen."

Aby wollte gehen, doch ich hielt sie am Arm zurück. "Vielleicht sollten wir sie gerade deshalb ernst nehmen, Aby! Weil Salvan aus ihr spricht!"

Aby riss sich los. "Das ist doch alles völliger Schwachsinn! Wir haben so viele Fragen, die uns keiner beantworten kann!"

Ich sah sie gequält an. "Doch Aby. Alles was wir wissen, ist, dass wir zu Annabelle gehen müssen. Das ist der nächste Schritt."

Aby kam wieder näher und strich sich ihre Haare aus dem Gesicht. "Woher willst du wissen, dass das der nächste Schritt ist? Weil dir das ein Mädchen sagt, dass von einem Dämon besessen ist und einen scheißtraum hatte?!"

Ich starrte sie ungläubig an und packte sie an den Schultern. "Halt den Rand, Abigail. Das ist deine Freundin von der du da redest!"

"Die nicht sie selbst ist!" Aby drehte sich auf dem Absatz um und verschwand im Schulgebäude.

Ich könnte schreien. Weinen. Ausrasten. Wütend rannte ich über den Schulhof, um wenigstens ein bisschen Frust abzubauen.

Im Klassenzimmer packte ich mein Zeug neben Saphira aus, nicht neben Aby. Als Zoe kam und mich irritiert ansah, lächelte ich nur kurz. "Setz dich doch zu Aby."

Schulterzuckend gehorchte sie und ging an meinen Platz. Aby sah gar nicht verwundert aus, sie freute sich anscheinend über einen neuen Sitznachbarn. Innerlich versetzte mir dies einen Stich im Herzen, doch ich hoffte, dass Aby innerlich genauso fühlte.

Der Unterricht zog sich dahin und als es endlich gongte, verließ ich mit Saphira als erste das Klassenzimmer. Es fühlte sich merkwürdig an, ohne Aby das Schulgebäude zu verlassen, oder ohne mich von ihr zu verabschieden. Ich hasste sowas, ich wollte mich nicht mit ihr streiten. Doch sie ließ mir keine Wahl. Ihre Meinung war falsch und das würde ich ihr auch noch zehn mal ins Gesicht sagen.

Das Geheimnis der grünen InselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt