30. Kapitel

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Abigails Sicht:

Ein schnurrendes Fellbündel ließ sich neben meinem Kopf aufs Kissen plumsen. Müde öffnete ich die Augen und erkannte Mellow, die sich wieder zusammen gerollt hatte.

Langsam stand ich auf und checkte kurz mein Handy. Als ich meine Galerie öffnete, konnte ich nicht widerstehen und sah mir ein paar Bilder von Bray an, die ich letztens herausgesucht hatte. Eines der Bilder hatte mich besonders fasziniert. Darauf sah man ein weites Feld, das an einen Wald grenzte. Ging man ein paar Meter in diesen Wald hinein, kam man an ein paar Felsen an, die unbedeutend auf dem Waldboden lagen. Hinter diesen Felsen war es dunkel und schwarz. Ich wusste nicht warum es so dunkel war, und es interessierte mich brennend, was sich hinter diesen Felsen verbarg.

Doch ich musste daran denken, dass dieses Bild genauso gut Fotoshop sein konnte. Es war einfach nur ein Foto, dass nicht echt sein musste. Aber wenn doch...

***

Als Dad Luke und mich an der Schule abgesetzt hatte, klemmte ich mir meinen Ordner unter den Arm und ging langsam auf das Schulgebäude zu. Ich hatte gar keine Lust auf die anderen, die Stimmung war im Moment zu erdrückend. Nachdem Nelly mir gestern unter Tränen den Vorfall mit Saphira geschildert hatte, hatte ich größtes Misstrauen allen gegenüber. Nur Nelly nicht, am liebsten hätte ich den ganzen Tag mit ihr verbracht.

Plötzlich rammte mich jemand von hinten und mein Ordner mit den ganzen Blättern, die ich nur lose reingelgt hatte, fiel auf den Boden. Wütend fuhr ich herum. "Pass doch auf!", zischte ich, bevor ich erkannte wer vor mir stand.

Um ehrlich zu sein kannte ich den Jungen gar nicht. Braune Haare, leichte Sommersprosen, hellbraune Augen und ein süßes Lächeln.

"Tut mir leid, ehrlich", entschuldigte er sich und sammelte in ein paar Sekunden meinen ganzen Kram auf. "Ich hatte dich nicht gesehen. Ich war..." Er hielt sein Handy zögerlich in die Höhe. "Also nicht, dass du zu übersehen wärst, ich war nur abgelenkt..." Ich sah ihm an, dass er sich am liebsten geschlagen hätte. Er sah beschämt lächelnd auf den Boden und half mir weiter.

"Ähm, danke", sagte ich ein wenig überrascht und lächelte leicht.

"Kein Ding. Tut mir wirklich leid", wiederholte er sich.

"Jasper!" Eine mir vertraute Stimme rief nach dem Jungen, der sich daraufhin umdrehte. Liam kam auf uns zu und schlug mit dem Jungen, Jasper, ein. Mich hob er sogar kurz hoch, und drehte sich einmal im Kreis. Überrascht quitschte ich lachend und zappelte in seinem Armen. Er ließ mich wieder herunter und grinste mich an.

"Ist das überhaupt noch erlaubt?", fragte ich scharf.

"Was meinst du?", fragte Liam.

"Darfst du mit Mädchen noch so rumhängen? Du bist doch mit Zoe zusammen."

"Ja und? Sie ist cool, damit hat sie kein Problem."

Im Augenwinkel erkannte ich Zoe, die uns drei ebenfalls bemerkt hatte.

"Na dann...", erwiderte ich und umarmte Liam etwas provokant, bevor ich das Schulgebäude betrat. Verwirrt blickte dieser mir nach.

"Liam!", keifte Zoe von Weitem. Das war ja klar...

Grinsend ging ich kurz zu meinem Spind und lief Jasper ein weiteres Mal über den Weg. "Sorry wegen eben noch mal", meinte er wahrheitsgemäß. Wieso war er so freundlich?

"Schon okay, ist ja nichts passiert", sagte ich. Ich schulterte meine Tasche und ging in Begleitung von Jasper den Gang entlang. Jetzt weckte er schon ein wenig mein Interesse. "Bist du neu hier?", fragte ich ihn. Jasper schien froh über ein Gespräch zu sein.

Das Geheimnis der grünen InselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt