31. Kapitel

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Zoes Sicht:

"Wo willst du denn hin?"

Saphira zog uns nun schon zwanzig Minuten durch die Gegend, mit der Antwort, dass sie es endlich gefunden hätte. Doch was sie gefunden hat, wollte sie natürlich nicht erzählen.

Nelly, Aby und ich hatten immer noch unsere Tüten und Taschen bei uns, die wir mittlerweile übers Feld schleppten. Plötzlich blieb Saphira stehen. Sie grinste uns teuflisch an und befahl uns unsere Sachen abzulegen. Wir befanden uns am Waldrand, neben einer weiten Wiese. Der Wald war dunkel, und nicht gerade einladend. Doch das passte perfekt zu Saphiras Verhalten. Sie war wieder komplett in ihrem dunklen Element. Salvan befand sich in ihren Gedanken, er kontrollierte sie. Das war nicht Saphira, und trotzdem, war sie es ja doch. Sie brauchte Hilfe, und zwar dringend. Nur wenn wir das Risiko nicht eingingen, kamen wir auch nicht weiter.

"Also Leute. Saphira ist..."

"Zoe!", zischte diese. Erschrocken blickte ich zu ihr, die mich aus ihren scharfen Augen anfunkelte.
"Halt den Rand! Das ist jetzt sehr wichtig was wir hier machen. Ich hab Annabelle gefunden!"
Meine Augen wurden zu Schlitzen und ich versuchte nicht auszurasten. Sie hatte mir rein gar nichts zu sagen!

Aby hatte meine Wut bemerkt und drückte meine Hand. Sie sah mich an, mit einem Blick den ich mal wieder nicht deuten konnte, doch das half erstaunlicher Weise und ich entspannte mich wieder.

"Kommt mit!" Saphira strahlte, doch es war nicht ihr eigenes Lachen. Diese Vorstellung jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Hand in Hand, wie Kindergartenkinder liefen wir Saphira hinter her, durch die dicht stehenden Bäume. Unter unseren Schuhen befand dich dunkelgrünes Moos, das unsere Schritte lautlosmachte. Nur das leise Knacken kleiner Äste oder Zweige waren zu hören. Hin und wieder wurde ein Vogel über uns aufgescheucht, der sich in die Lüfte erhob. Ich hatte das Gefühl, dass Saphira uns weiter in den Wald führte als nötig. Und wie sich herausstellte hatte ich recht. Wir gingen wieder ein Stück zurück, Richtung Waldrand.

Vor uns türmten sich jetzt ein paar Felsen auf. Sie lagen zertrümmert herum, doch dahinter kamen drei sehr große Gesteine zum Vorschein. Sie rahmten einen Eingang, aus dem die Hölle jeden Moment heraus kommen konnte. Es war pechschwarz in diesem Gang, in den Felsen, und Saphira würde mich nur über meine Leiche in diese Höhle bewegen können.

"Saphira, müssen wir da rein?" Nelly klang eher neugierig als verängstigt.

"Vergiss es!" Angeekelt wich ich zurück. Angst hatte ich nicht wirklich, ich war nur regelrecht angewidert von diesem Ort.

"Leute!", rief Aby plötzlich. Alle Köpfe drehten sich zu ihr und wir sahen sie fragend und skeptisch an. "Das ist der Ort, den ich auf meinem Handy gefunden hatte!" Sie kam direkt auf den Punkt. "Letztes, bei unserer Übernachtung habe ich am morgen noch ein paar Bilder von Bray im Internet gefunden, unter anderem... das hier!" Sie hatte ihr Handy herausgeholt und entsperrt. Nun hielt sie uns ein Bild vors Gesicht, dass tatsächlich den selben Ort zeigte, an dem wir uns befanden.

"Wo hast du das Bild her?", fragten Nelly und ich, wie aus einem Mund.

"Ich hab ganz normal gegoogelt, und dieses Bild wurde mir dann angezeigt.
"Dann kann es nicht so besonders sein", meinte Nelly leicht enttäuscht.

"Das Bild vielleicht nicht, aber der Ort!" Saphira meldete sich wieder zu Wort und stand nun direkt vor dem schwarzen Loch. "Wir müssen da rein, sonst werden wir nie was erfahren!" Mit diesen Worten berührte Saphira den großen Stein neben sich und ging einen Schritt hinein. Sofort verschluckte die Dunkelheit sie. Ungläubig starrte ich ihr hinterher, und hoffte von ebenso entsetzten Gesichtern von Aby und Nelly.

Nelly hastete zu den Felsen und stecke ihrem Kopf ins Dunkle. Sie schien nach Saphira zu suchen, ohne sich in die Höhle zu trauen. "Wir müssen hinterher, Saphira hat gesagt, dass sie Anabelle gefunden hat!" Und keine Sekunde später war auch sie verschwunden. Aby riss die Augen auf.

"Aby, wir gehen da nicht rein oder? Wir lassen die da drinnen ihr Ding machen und warten bis sie wieder kommen, das ist doch verrückt!" Bevor Aby auch nur Luft holen konnte war Nelly wieder da und schnappte sich die Hand ihrer Freundin. "Na los, worauf wartet ihr?" Sofort zog sie Aby in die Dunkelheit.
Ich seufzte und überlegte gar nicht lange, sondern folgte den anderen zögernd.

Ich konnte nichts sehen, Schwärze umhüllte mich, und nahm mir so jegliche Art zu sehen. Ich fühlte mich durch dieses Nichts so eingeengt, dass ich unregelmäßig atmete und immer hektischer wurde.

"Leute wo seid ihr?!" Panisch tastete ich mich an den Wänden vor. Ich hatte Angst, gleich irgendwo gegen zu stoßen, sodass ich die Augen schloss und die Hände darüber legte. Wie erwartet erhielt ich keine Antwort, also ging ich mit klopfenden Herzen weiter.

Na toll! Saphira wusste ja wo Annabelle wohnte, also kannte sie auch den Weg, und Aby war nicht allein, sie war mit Nelly zusammen. Nur ich hatte mal wieder die Arschkarte gezogen...

In Gedanken meckerte ich noch weiter vor mich hin, als es plötzlich heller wurde. Ich hatte keine Ahnung woher das Licht kam, ich sah auch keine Lampe oder ein Fenster oder ein Loch in dem steinernen Gang, ich bemerkte nur, dass es ein wenig heller wurde. Ich hatte mittlerweile die Hände wieder herunter genommen und lief weiter. Es wurde alle paar Meter ein wenig belichteter, und schließlich war die Dunkelheit komplett verschwunden. Ich befand mich immer noch in dem Gang, der nun viel breiter war als am Anfang. Die Wände waren hier wie richtige Hauswände, nicht wie Felsen. Und was mich am meisten beeindruckte, alles war schneeweiß. Die Wände, der Boden, alles weiß, kein einziger Fleck. Und dieses merkwürdige Licht... Es war heller als draußen auf dem Feld, als leuchteten tausend Glühbirnen auf, aber unter der Erde gab es keinen Strom. Doch es schien mir so modern und gepflegt, wie in einem Krankenhausgang. Es roch ein wenig nach Regenwasser, und noch etwas, irgendwie süßlich. Dieser Geruch benebelte meine Sinne und zog mich magisch an, sodass ich meine Schritte beschleunigte.

Nach weiteren fünf Minuten endete der Gang plötzlich. Eine weiße Tür ragte nun vor mir auf. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Doch ich musste hier durch, die anderen hatten es schließlich auch geschafft. Also legte ich meine leicht zitternde Hand auf die Klinke, und drückte sie herunter.
Lautlos sprang die Tür auf und was sich dahinter verbarg raubte mir den Atem.

(oben auf dem Bild sieht man die weiße Tür)

Das Geheimnis der grünen InselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt