Das Geheimnis der grünen Insel

37. Kapitel

Nellys Sicht:

Ich war froh über eine Freundin wie Aby, die ich in meinem Gefühlschaos einfach immer bei mir hatte, wenn ich sie dringend brauchte. Doch jetzt war ich allein, zu Hause, lag in meinem Bett und fühlte mich unheimlich schlecht. Ich hatte zwar eine beruhigende Nachricht von Aby bekommen, doch ich machte mir dennoch schreckliche Vorwürfe.

Ich hätte nicht wegrennen dürfen! Doch es war ein viel zu unromantischer Ort... Und Zoe! Man, wieso musste er sich auch in so eine wie Zoe verlieben...

Plötzlich vibrierte mein Handy, und als hätte sie es geahnt, rief Zoe an. Wusste sie jetzt alles? Hatte Liam Schluss gemacht? War sie wütend?

Mit gemischten Gefühlen ging ich ran.
"Ja?"

"Nelly! Gut das du dran gehst, ich wollte nur sagen, ich bin in fünf Minuten bei dir, dann gehts weiter, also mach dich fertig, bis gleich!" Und schon hatte sie aufgelegt. Was war das denn? Wohin ging es denn?

Zu meiner Erleichterungen klang sie gar nicht wütend oder so, eher aufgeregt und erfreut. Also sprang ich mit etwas mehr Motivation aus dem Bett und sauste ins Bad. Ich frischte mich kurz auf und als ich wieder kam, klingelte es an der Tür.

Vanessa war schneller als ich, also quetschte ich mich nur wortlos an ihr vorbei und schloss schnell die Tür hinter mir, um nervigen Fragen auszuweichen.

Zoe ist mit dem Fahrrad gekommen, also schnappte ich mir auch meins, und schon ging es los.

"Wohin fahren wir eigentlich?", fragte ich neugierig.

"Zu Saphira."

Saphira?

"Wieso? Gehts ihr nicht gut? Müssen wir Krankenschwester spielen?"

Zoe lachte gekünstelt auf, und sah mich kurz an. "Nein, keine Ahnung was los ist. Aby meinte nur, dass ich mich so schnell wie möglich mit dir auf den Weg zu Saphira machen soll. Also los!" Sie trat kräftig in die Pedale und erhöhte somit ihr Tempo.

Nach einer viertel Stunde erreichten Zoe und ich einen Waldweg, den wir mit Misstrauen befuhren.

"Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?", fragte ich skeptisch nach.
Zoe nickte leicht abwesend, ihren Blick starr auf ihr Handy gerichtet, was sie leicht taumeln ließ.

"Das muss er sein. Aby hat mir eine Wegbeschreibung geschickt."

Der Weg wurde immer holpriger und unter unseren Reifen knirschten Kieselsteine. Nach weiteren fünf Minuten kam wir an einer Art Lichtung an, auf der saftiges Gras wuchs. Sogar in dieser kalten Jahreszeit, da es noch nicht geschneit hatte. Mitten auf dieser riesigen Grasfläche, befand sich ein großer, wunderschöner, dunkelgrüner, geheimnisvoller, versteckter und bestimmt eiskalter See. Umrandet wurde dieser von großen Steinen, was sehr ordentlich aussah. Eine kleine Trittleiter führte in den See hinein, der von einer hölzernen Terasse ausging. Die Terasse grenzte an ein ebenso schönes wie geheimnisvolles Haus, dass nur aus Holz bestand. Dieses Holz, und das Licht das daraus schien, ließ die Lage und alles insgesamt urgemütlich aussehen.

Mit großen Augen sah ich zu Zoe, die das Haus und den See kurz betrachtete. "Das muss es sein." Nickend drehte ich mich wieder um und stellte mein Rad ins Gras.

"Das sieht ganz nach Saphira aus!", meinte ich grinsend. Ich ging um
das Haus herum und suchte die Haustür, während Zoe schon davor stand und auf mich wartete.

"Bin schon da!", flötete ich und hopste zu ihr. Sie klingelte und wir warteten.
Die Tür wurde von Juniper geöffnet, die uns gelangweilt herein ließ.

"Unsere Eltern sind nicht da also wundert euch nicht, die andern sind oben."

Wir traten ein und ich war einfach geflasht von diesem ganzen Haus. Überall war es natürlich aus Holz und es lag ein dicker Fellteppich auf dem Wohnzimmerboden, wo ich mich am liebsten drin vergraben hätte. Das Sofa war groß und rund, und aus dunklem Leder. Kerzen in all möglichen Größen und vereinzelte kleine Lampen tauchten die Wohnräume in gemütliches Licht. Die Küche, die rechts neben dem Wohnzimmer war, bestand aus einer kleinen Kücheninsel und sonst sah sie wie jede andere aus. Direkt vor uns ging eine Treppe hinauf, wo sich bestimmt das Schlafzimmer, ein Badezimmer und die anderen zwei Zimmer befanden.