48. Kapitel

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Zoes Sicht:

Saphira und ich hatten uns sofort auf den Weg gemacht, die Schulregeln waren uns im Moment total egal. Und natürlich wussten wir nicht ansatzweise wohin wir mussten, doch wir folgten vorerst dem einzig möglichen Weg aus dem Schulgelände hinaus.

"Wohin jetzt?", Saphira blieb stehen und sah mich fragend an.

Ich blickte mich um. Es gab nur zwei Wege, und uns jetzt zu trennen, erschien mir als keine so gute Idee. Also schlug ich auf gut Glück den rechten Weg ein. Saphira folgte mir unsicher. Ich wählte ein weiteres mal Abys Nummer, in der Hoffnung, sie würde rangehen. Es klingelte. Ein mal. Zwei mal. Drei mal.

Ich wollte wieder auflegen, doch Saphira nahm mir das Handy aus der Hand. "Hörst du das?" Sie sah die Straße entlang, als würde sie jemanden erwarten. Ich lauschte. Und tatsächlich, ein Handy klingelte in der Ferne.

Wir rannten die Straße hinab, bis das Klingeln ziemlich laut war.

Als wir um die nächste Ecke bogen, erschrak ich. Saphira blieb abrupt stehen, und klammerte sich an meinem Handy fest. Aby und Nelly lagen bewusstlos auf der Straße und hatten die Hände miteinander verschränkt.

Ich stürzte zu ihnen. Saphira kniete sich zu Nelly und fühlte nach ihrem Puls. Ich drehte Abys Kopf zu mir und klopfte leicht gegen ihre Wange. Zu meiner Erleichterung öffnete sie ihre Augen und blinzelte mich an.

"Aby!" Ich lächelte leicht.

Auch Nelly kam wieder zu sich und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Stirn. Auch Abys Hand schnellte zu ihrem Kopf. Saphira sah zu mir und runzelte die Stirn, ich zuckte mit den Schultern.

"Aby..." Nelly richtete sich auf und sah zu ihrer Freundin.

"Annabelle", entgegnete Aby niedergeschlagen. Nelly fiel ihr um den Hals und wurde iritierrt zurück geschoben.

"Aby!", schrie Nelly leicht wütend.

"Was ist passiert?", fragte ich die beiden.

"Und was macht der Anhänger hier?" Verärgerung und Überraschung schwang in Saphiras Stimme mit. Sie hob den Anhänger hoch und sah ihn sich genauer an. Verwirrt ging ich zu ihr und nahm ihn ihr aus der Hand.

"Du konntest ja nicht darauf aufpassen!" Nelly fuhr wütend zu ihr herum. Doch dieser plötzliche Sinneswandel bekam ihr nicht und sie schwankte. Aby hielt sie und zog sie zu sich zu Boden.

"Aber ihr könnt besser darauf aufpassen?!" Entsetzt starrte ich abwechselnd zwischen Nelly und dem zerstörten Anhänger hin und her. Der Rubin fehlte. Er war weg.

Saphira sah die beiden an. "Ihr habt also-"

"Aby hat", korrigierte Nelly sie. Aby warf ihr einen vernichtenden Blick zu und wandte sich von ihr ab.

"Jedenfalls", fuhr Saphira fort, "ist er jetzt kaputt. Wie zur Hölle habt ihr das geschafft?"

Es wurde still zwischen uns. Der Wind zog auf und die großen Schneewolken über uns zogen sich zusammen. Saphira sah nach oben, und zog fröstelnd ihren Reißverschluss zu.

Ich verschränkte die Arme und zog meine Schultern bis zu meinem Kinn.

Nelly kauerte sich an Abys Schulter. Sie lehnte sich an und suchte Schutz bei ihrer Freundin. Und auf einmal verspürte ich weder Wut noch Eifersucht, als ich sie ansah. So wie sie da saß, an Aby gekuschelt, und ungeschminkt sah sie mindestens zwei Jahre jünger aus und absolut hilflos. Ihre Haare wehten ihr ins Gesicht, doch das war ihr egal. Ich sah sie weiterhin an, und hätte auf der Stelle losheulen können. Ich vermisste sie, klar. Doch ich konnte, nein, ich wollte einfach nicht nachgeben. Dennoch, ich konnte mich mit dem Gedanken abfinden, dass Nelly es nicht verdiente, jeden Augenblick von mir gehasst zu werden.

Das Geheimnis der grünen InselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt