Kapitel 40

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Skyscraper- Demi Lovato

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Emma P.O.V.

Sonntag morgen bin ich immer noch erschöpft vom gestrigen Tag und bin genau so fertig wie am Abend zuvor. Tiefe Augenringe zeichnen sich auf meinem blassen Gesicht ab und ich muss im Minuten Takt gähnen. Ich habe nur wenig schlafen können in der Nacht, weil mein Gehirn die letzten Tage verarbeiten musste. Trotzdem fühle ich mich, als würde ich in meinem inneren Chaos versinken und die Trauer sitzt mir quer im Magen. Am liebsten würde ich wieder in mein Bett kriechen und mich unter meiner Bettdecke verschanzen. Doch das würde dazu führen, dass ich an Niall denke, was mir wiederum Kopfschmerzen bereitet. Ich kann einfach nicht verstehen wie mein Niall, der mich immer wie eine Prinzessin behandelt hat, mich so hintergehen konnte.

Meine unzähligen anrufversuche hat Niall bisher alle ignoriert, was sich für mich wie ein Schlag ins Gesicht anfühlt. Das er mich für eine andere stehen lässt ist eine Sache, aber dann nicht mal die Eier haben es mir wenigstens zu sagen, ist unbegreiflich und macht mich so sauer.

Gestern habe ich versucht mir einzureden, dass er mir gleichgültig ist und dass es mir egal wäre, dass er weg ist, aber ich kann mich nicht selbst belügen und weiß, dass es auch keinen Sinn hat. Ich liebe ihn zu sehr, dass es mir egal sein könnte.

Gerade kippe ich mir Milch in mein Müsli als etwas anderes in meine Schale tropft und erst jetzt merke ich dass ich weine. So gerne würde ich es unterdrücken können, aber ich war schon immer ein sensibler Mensch der nah am Wasser gebaut ist. Immer mehr Tränen laufen in die Milch und ich kippe den Inhalt der Schale in das Waschbecken. Ich habe sowieso keinen Appetit. Mit dem Ärmel meines Pullovers wische ich mir mein Gesicht trocken und mache mir als Essensersatz einen Kaffee. Schwarz, ohne Zucker und ohne Milch. Eklig, ich weiß, aber irgendwie fühle ich mich danach.

Aus dem Küchenfenster starrend sehe ich zwei Kinder auf der Straße mit einem Ball spielen. Sie sehen so unbekümmert und fröhlich aus, wofür ich sie sehr beneide. Wie gerne würde ich einfach runter gehen und mitspielen, doch ich würde die beiden wahrscheinlich mit meinem Anblick erschrecken und sie somit fort jagen.

Ein merkwürdiges Klingeln erklingt plötzlich in meinen Ohren, dass immer lauter wird. Zuerst bin ich verwirrt woher es kommt, bis mir einfällt, dass dieser Ton das Zeichen ist, dass mich jemand bei Skype anruft. Ich wische mir erneut mit meinem Ärmel das Gesicht ab und riskiere einen raschen Blick in den Spiegel im Flur, bevor ich zum Wohnzimmer hechte um zu sehen wer mich anruft.

Skype bedeutet immer eins von zwei Dingen: Entweder mein Bruder oder mein Eltern rufen an. Bei dem Gedanken schleicht sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht.

Endlich beim Sofa angekommen nehme ich den Anruf entgegen und schalte meine Web-Kamera an. Ein paar Sekunden lang kann ich nichts sehen und nichts hören, bis plötzlich das Gesicht meines Bruders auf dem Bildschirm erscheint. Überrascht halte ich mir die Hand vor den Mund, mit diesem Anblick hatte ich heute nicht gerechnet! Ich habe ihn schon seit Wochen nicht gesehen, da er irgendwo im Einsatz ist mit seiner Truppe und natürlich haben sie dort keinen Internet Empfang.

Die Akte "Niall" schiebe ich in den hinteren Teil meines Kopfes und ersetze sie durch Freude. Ich hab jetzt nur noch Augen für meinen Computerbildschirm.

,,Ebbie!" schreie ich und klatsche freudig in die Hände wie ein kleines Kind. Eigentlich heißt mein Bruder Edward, aber als ich klein war konnte ich Eddie nicht aussprechen und hab ihn deshalb Jahrelang nur Ebbie genannt. Dafür hat er mich dann Emmi genannt, aber nur um mich zu ärgern. Inzwischen nenne ich ihn nur manchmal so, aber meistens einfach nur Ed. Ich finde Edward klingt so förmlich und passt gar nicht zu seiner lockeren Art.

Clouds (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt