Kapitel 14

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"Willkommen, zum dies jährigen ersten Selektionstreffen!", rief der Uniformierte Mann von dem Podest der Menge zu, bei der auch Selia und ich standen. Augenblicklich verstummte das rege Gemurmel. Wir befanden uns auf dem selben Platz, auf dem wir Ungenehmigten am ersten Tag zugeordnet wurden. Diesmal waren es mehr Leute. Fast wie ein Schachbrett verteilte sich das Muster aus dem Schwarz der Ungenehmigten und dem Bunt der Gemehmigten über den Platz. 
Der Mann wartete einen kurzen Moment, ehe er fortfur. "Die Regeln sind eindeutig", sagte er mit ernster Miene, "es wird nicht gelogen und allen Anweisungen ist Folge zu leisten. Ihr werdet nun seperiert und dann einzelnd zugewiesen. Genehmigte bitte in das rechte Gebäude, Ungenehmigte nach links." Er deutete mit der Hand auf weiße, steinernde Bauwerke rechts und links von uns. Sie wurden etwas durch das Grün der Bäume verdeckt. "Wer fertig ist, sammelt sich wieder hier. Hier könnt ihr dann auf eure Partner warten."

Die Menge begann sich zu teilen. "Stell nichts blödes an", zischte Selia mir zu und jagte mir damit einen Schauer über den Rücken. Dann verschwand sie in der Menge. Kurz atmete ich durch, ehe auch ich die Steintreppen zu dem prunkvollen Gebäude hinauf stieg. Allerdings nicht das selbe, in das meine Patnerin - oder sollte ich lieber Herrin sagen? - ging, sondern in das gegenüberliegende. Hinter mir löste sich das Schachbrettmuster und wie Ameisen, die auseinander Stoben, trennte sich das Schwarz von dem Bunt. Ich hielt ausschau nach bekannten Gesichtern, doch ich fand weder Daz, oder John, noch Antonie, oder den Riesen - Dessen Namen ich leider immernoch nicht kannte und vielleicht auch nie erfahren würde.

Jemand rempelte mich an. Beinahe verlor ich den Halt und wäre fast von der Treppe gestürzt, doch ich konnte mich noch fangen. "Pass doch auf!", blaffte mich der Junge an, obwohl es eindeutig seine Schuld gewesen war. "Entschuldige", nuschelte ich blos. Ich wollte keinen Streit anfangen und immerhin war ich auch die Jenige gewesen, die blöd in der Gegend rumgestanden hatte. Ohne mir auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen ging der Junge weiter. Er verschwand kurz darauf im Inneren des Gebäudes. Auch ich machte mich wieder auf den Weg. 

Drinnen war es viel kühler, als auf dem Platz, was bei der beißenden Mittagshitze, die draußen herrschte, auch nicht wirklich verwunderlich war. Die weißen Mamorwände reflektierten das Licht auf die dunkele Menschenschlange, die sich durch die Flure zog und ließ die Schweißperlen auf der nackten Haut glitzern. Es herrschte eine unangenehme Atmosphäre. Niemand sagte etwas. Alle wussten, dass, wenn man hier versagen würden, morgen der Tod auf einen wartete.

Ich folgte der schwarzen Schlange, bis zum Ende des Flures und stellte mich dann unsicher in die Reihe, als mein Vordermann apruppt stehen blieb. Ordner wuselten vor uns herum und drängten einige Verwirrte, die nicht wussten, wohin sie gehn sollten zurück an die Wand. Einer nach dem anderem wurde von den Uniformierten durch die nächste Tür gebracht. Vor mir wurden die Dichte an Menschen immer geringer. Ich wusste nicht, was auf der anderen Seite der Tür auf mich wartete und diese Unwissenheit machte mich nervös. Trotzdem versuchte ich Ruhe zu bewahren. Jetzt Panik zu schieben, wäre das ungünstigste, was mir passieren könnte - der "worst case", wie Selia mit ihren schwachen Englisch Kenntnissen gerne zu sagen gepflegt hatte.

Nach einer ganzen Weile war ich an der Reihe. Ein wahrer Schrank von Ordner, packte mich am Oberarm und schob mich grob durch die unpassenden Metalltür. Es tat weh, aber ich verkniff mir eine Beschwerde. Hinter der Tür befanden sich mehr Gänge - Ebenfalls mit hellen Mamorwänden. Weitere nummerierte Türen kerbten die Wände in rhythmischen Abständen ein. Es erinnerte mich ein wenig an das alte Schulgebäude, aus dem wir letztes Jahr entlassen worden waren. Nur war es hier deutlich steriler und weniger einladend.

Der Schrank brachte mich zu einer Tür, hinter der bereits eine Frau auf uns wartete. Die Frau trug einen weißen Kittel und hielt ein Klemmbrett in ihrer Hand. Ein sanftes Lächeln lag auf ihren Lippen, während sie mich mit ihren himmelblauen Augen musterte.  Ihr mittellanges blondes Haar, hatte sie wirsch zu einem winzigen Pferdeschwanz zusammen geknotet. Ich schätzte sie auf mitte Dreißig.

Die SelektionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt