Kapitel 25

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Als ich am nächsten Morgen erwachte lag Selia nicht mehr neben mir. Es war noch früh und von draußen schimmerte ein vom Nebel weißlich-grau gefärbtes Licht durch das Schlafzimmerfenster. Ich würde gerne sagen, dass alles gespenstisch still war, stattdessen hörte ich unschöne Geräusche aus dem benachbarten Badezimmer.
Langsam stand ich auf und tappste in die Richtung aus der die Geräusche kamen. Vor der Badezimmertür blieb ich stehen.
Kurz war es still, doch dann hörte ich erneut das Würgen meiner Selektionsparnterin.
Ein unangenehmes Ziehen zog sich durch meinen Bauch, als ich mich nach einem kleinen Zögern dazu entschied anzuklopfen.

"Selia? Geht es dir gut?", fragte ich vorsichtig.
Sofort kam eine bissige Antwort zurück.
"Hört sich das für dich danach an!?"
Unwillkürlich zuckte ich zusammen.
"Ich bring dir ein Glas Wasser", sagte ich hastig und verschwand in die Küche.
Mit zittrigen Händen füllte ich die heilende Flüssigkeit in ein Glas.
Alles in mir bebte. Ich betete zum Frieden, dass Selia nur schlecht gelaunt war und das sie nicht wieder alten Mustern verfiel. Das würde mein Herz zerbrechen, jetzt, kurz nachdem es so hoch gesprungen war.

Meine Gebete wurden nicht erhört. Kaum hatte ich an der Tür geklopft wurde diese aufgerissen. Achtlos schubste Selia mich zur Seite. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel. Der kostbare Inhalt des Glases ergoss sich über mich und den Boden. Das Glas selbst konnte ich retten, doch durch meinen Rücken zog sich durch den Aufprall ein dumpfer Schmerz.
"Mach das sauber", hörte ich meine Geliebte sagen, "Das geht von deiner Tagesration ab."
"Aber-", mein Protest wurde jäh mit einem Tritt in meine Rippe unterbrochen. Stöhnend krümmte ich mich zusammen.

"Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mir nicht zu widersprechen hast!?", fauchte sie. Ich konnte spühren wie sich ihr Blick in meinen Nacken bohrte, den ich ihr zugedreht hatte.
"Tut mir leid", fauchte ich zurück, "Tut mir leid, dass du so ein Arschloch geworden bist."
Sofort erntete ich den nächsten Tritt. Mit dem hatte ich schon gerechnet, aber das war es mir allemal wert gewesen.
Ächzend versuchte ich mich aufzurappeln, doch noch ehe ich stand wurde ich an meinen Haaren gepackt und gegen die nächste Wand gedrückt. Gezwungener Maßen starrte ich in das wütende Gesicht Selias.
"Wie war das!?", zischte sie.
"Du bist ein blödes Arschloch."
Ich spuckte ihr meine Worte regelrecht entgegen. Ich hatte zu viel zorn in mir, als das ich jetzt auch nur ans Zurückweichen denken könnte. Auch der nächste Schlag in meine Magengegend konnte das nicht ändern.
Gehässig blickte ich zu ihr auf.
"Du kannst meine Meinung nicht ändern, Selia."
Noch ein Schlag.
"Fick dich!"
Ich wurde zu Boden gestoßen. Meine schwarze Kleidung fungierte plötzlich als eine art Wischlappen für die Pfütze, die sich ausgebreitet hatte. Das    eiskalte Wasser zog sich meinen schmerzenden Rücken hinauf.
Meine Arme und Beine wurden am Boden festgepinnt.
Voller Adrenalin wehrte ich mich gegen den Griff der Größeren. Es dauerte nicht lange bis sie mich ganz unter Kontrolle hatte. Ich war ihr schutzlos ausgeliefert. Das wusste ich.

"Lass mich in Ruhe!", schrie ich sie an.
Sie küsste mich forsch, um mich zum Schweigen zu bringen. Entschlossen biss ich ihr auf die Lippe. Ohne zu zögern schlug sie meinen Kopf zur Seite. Erst jetzt merkte ich das meine Wangen von Tränen benetzt wurden. Ich hörte mich selbst aufschluchtzen. Mehr Klagelaute konnten meine Kehle nicht verlassen, denn Selia hatte ihre Lippen wieder auf meine gedrückt. Ich schmeckte den typischen metallischen Geschmack von Blut in meinem Mund. Scheinbar hatte ich ein bisschen zu fest zugebissen. Ich bereute nichts.
Regungslos lag ich unter ihr. Mein Brustkrob hob und senkte sich unregelmäßig. Unkontrolliert schluchzte ich in den ungewollten Kuss. Meine Fingernägel krallten sich in meine Handballen.
Auch als Selia endlich von mir abließ blieb ich in meiner Position liegen.
Verschwommen sah ich zu, wie Selia sich mit dem Handrücken etwas Blut und Speichel vom Gesicht wischte.
Ich fühlte mich hilflos und dreckig.
"Hast dus jetzt kapiert?"
Ich nickte. Ich musste nicken.
"Gut, dann räum jetzt auf, zieh dich um und komm dann zu mir."
Mechanisch tat ich was sie von mir verlangte. In meinem Kopf herrschte Stille. Auch als Selia mich auf ihren Schoß zog, starrte ich nur auf den Boden und ließ sie machen. Ich ignorierte ihe Hände an meiner Hüfte und dass sie mir durchs Haar strich. Ich ignorierte den mitlerweile heulenden Sturm, der draußen tobte und die Bäume bedrohlich biegte. Es schien als hätte der Wind meine Wut mit sich genommen.
Ich sprach nicht mehr. Als Selia mir sagte, dass ich essen machen sollte tat ich es einfach. Ich war nicht ich selbst. Ich lief neben mir her und beobachtete alles, als würde ich nur ein Buch lesen. Mein Geist war weit weg, an einem fernen Ort, wo mich niemand finden würde. Wo mich niemand mehr so verarschen würde. Weder Selia, noch die Streicher. Ich war Allein. Endlich allein.

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Ein etwas kürzeres Kapitel mit einer menge Story Aussage. v.v
Ich wollte es nicht länger machen, weil sonst, so finde ich, die Atmosphäre kaputt gegangen wäre... Vielleicht packe ich das irgendwann mal an den vorherigen Teil, auch wenn hier ein klarer cut zu erkennen ist.. Zwischen "Awww..." und "Owww..." xD
Hoffe es gefällt trotzdem.

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