Inzwischen waren schon einige Wochen vergangen. Heute würden viele Leute kommen, um hier Pferde auszuprobieren. Nemo, Delendra und ich eingeschlossen. Das war die Chance für uns, tolle neue Besitzer zu finden. Angesichts dieser Tatsache, waren die meisten Pferde hier im Stall auch relativ gut gelaunt. Aufgeregt unterhielt ich mich mit meinen zwei Freunden, wie es wohl werden würde. Wir drei waren schon richtig aufgeregt. Delendra wünschte sich so sehr, endlich ein neues, richtiges Zuhause zu bekommen. So, wie wir alle hier im Stall. Jeder hoffte, das der richtige Besitzer heute dabei sein würde.
Durch die Pfleger, welche und fertig machten, erfuhren wir schon so einiges darüber, wie der heutige Tag ablaufen würde. Immer zwei Pferde würden zusammen in die Halle gebracht werden. Davor würden sie aber noch warm geritten werden. In der Halle, wäre es dann an dem Händler, uns den Leuten vorzustellen. Die Leute, die dann Interesse hätten, können dann Probe reiten. Wenn alle die wollten, probiert haben, kommen die nächsten zwei in die große Halle. Am Ende werden alle Preise verhandelt. So einen Verkaufstag gibt es einmal im Monat und wer kommen möchte, muss sich bei dem Händler anmelden.
Je mehr ich über den heutigen Tag erfuhr, desto aufgeregter wurde ich. Auch die anderen Pferde schafften es nicht, da noch ruhig zu bleiben.
...
Nun wurde ich in einer kleineren Halle warm geritten. Nemo und ich würden zusammen vorgeführt werden, worüber wir uns freuten. So mussten wir das ganze nicht 'alleine' machen. Mit einem guten Freund an der Seite war alles viel einfacher. Nach fünfzehn Minuten, wurde mit uns etwas Trabarbeit und Gallopparbeit gemacht. Ich mochte meinen Reiter, weil er nicht so eine harte Hand, wie der Händler selbst hatte. Emely war natürlich trotzdem viel besser und vor allem auch feiner geritten. Man könnte diese beiden Reitweisen wirklich nicht vergleichen.
Nach weiteren fünf Minuten kam plötzlich der Händler hinein und rief durch die Halle, Nemos und meinem Reiter zu, dass sie uns nun in die andere Halle reiten sollten. Sofort wurde ich angetrieben und gewendet, so dass ich jetzt in Richtung, andere Halle lief.
Als ich eintrat musterten mich viele gespannte Gesichter. Das waren die Leute, welche heute Pferde ausprobieren würden. Delendra trabte gerade mit einer sympathisch wirkenden Frau durch die Halle. Diese schätzte ich auf Mitte zwanzig. Delendra wirkte richtig glücklich. So zufrieden hatte die die ganzen Wochen, die ich sie jetzt kannte nicht gewirkt. Nun parierte ihre Reiterin sie neben mir durch und wir nutzten diese Möglichkeit, um uns kurz auszutauschen. Währenddessen begann die Reiterin, schon mal mit dem Händler, über den Preis zu verhandeln. Am Ende waren beide mit dem Preis von 18.000 € so halbwegs zufrieden. Der Händler hätte gerne mehr gehabt und die Käuferin wollte, für ein Pferd, dessen Geschichte sie nicht richtig kannte, auch nicht so viel Geld bezahlen.
Der Preis war jetzt fest und der Händler und die Frau begaben sich nach draußen um Delendra Transport fertig zu machen und noch einige andere wichtige Dinge zu klären. Wir sahen uns nun zum letzten mal. Nemo und ich wiehrten ihr noch hinter her und sie wieherte uns zurück. Nemo und Ich, wir würden sie sehr vermissen.
Doch jetzt hatten wir leider nicht mehr viel Zeit zum Nachdenken. Ein Bereiter fragte nämlich schon mal, wer Interesse an uns hätte und Nemo und mich einmal gerne Probe reiten würde. Gleich gingen mehrere Hände hoch, als ich ab der Reihe war und ich beäugte sie alle sehr interessiert. Es war eine etwa 50 Jährige Dame mit braun-grauen Haaren. Ein etwas dickliches ca. 16 jähriges Mädchen mit schwarzen Haaren und zuletzt noch ein schüchtern wirkendes ca. 13 jähriges Mädchen Mit blonden, welligen Haaren und Grün-Braunen Augen. Sie wirkte am sympathischsten und hatte sich auch bei Nemo gemeldet. Auf diesen stieg sie jetzt auch zu erst, während auf mich die Dame, welche sich zuerst gemeldet hatte zu lief. Sie war nicht schwer! Im Gegenteil, sie war sogar recht dürr. Trotzdem ließ sie sich mit einer solchen Wucht in den Sattel fallen, dass es für mich richtig unangenehm war. Es tat sogar schon fast weh. Trotz meines unbehagens, benahm ich mich vorerst tadellos. Nach einer Weile scharfen Sporen, die in meinen Bauch bollerten und Gertenhieben, die mir feine Striemen auf dem Fell hinterließen, wurde es mir dann aber schließlich zu bunt. Monatelange Anspannung, Frust und Schmerz fielen von mir ab, als ich aus dem nichts, aus der Ecke heraus begann, los zu bocken. Ich wollte nur noch meine Reiterin los werden. Kopflos stürmte ich durch die Halle. Selbst der stärkste Ruck am Zügel, von meiner Reiterin konnte mich nicht bremsen. Mir reichte es jetzt endgültig. Der ganze Schmerz den ich wegen dieser Leute hier ertragen musste. Schnell legte ich noch ein paar Bocksprünge nach, bis ich endlich spürte, das dass Reitergewicht den Sattel verließ und dem Boden entgegen flog. Geschickt rollte sich die Dame ab und ich dachte belustigt, dass sie bestimmt nicht zum ersten mal wegen so etwas vom Pferd gefallen war. Da musste sie ja Erfahrung haben. Sie klopfte sich den Dreck von der Hose und ergriff die Zügel. Dann führte sie mich hinter sich zu der Gruppe Menschen, welche mich, wie mir erst jetzt auf viel, entgeistert anstarren. Die Frau drückte dem Händler jetzt die Zügel in die Hand und verließ dann, hoch erhobenen Hauptes die Halle. Für kurze Zeit herschte Stille in der Halle. Dann räusperte sich der Händler und befahl einem der Bereiter, das er mich in meine Box bringen sollte, da jetzt niemand mehr auf mir Probe reiten wollte. Mit gesenktem Kopf wieherte ich Nemo noch einmal zu und er wieherte mir verzweifelt zurück. Dann waren wir auch schon wieder auf dem Hof und kurze Zeit später im Stall. Dort wurde ich, wie immer ruppig und hektisch, abgesattelt und abgetrenst. Danach wurde ich noch schnell mit einem Handtuch trocken gerubbelt und dann in meine Box gestellt. Ein paar Pferde drehten interessiert ihre Köpfe zu mir. Nachdem ich ein paar Schlucke aus meiner Tränke getrunken hatte, begann ich zu erzählen. Die anderen stimmten meinem Handeln alle zu. Die sagten, dass sie in meiner Situation genau so gehandelt hätten. Trotzdem hätte ich jetzt zu gerne Moritz, Frieda, Nelly, Emely oder Delendra hier. Und Nemo. Leider wusste ich nicht, ob ich ihn wohl jemals wieder sehen würde. Auch bei den anderen war die Chance, sie wieder zu sehen eher gering. Warum musste dass Leben manchmal nur so gemeine Spielchen spielen?! Das war doch nicht gerecht!
Als ich Hufgetrappel hörte, spitzte ich gespannt meine Ohren und als ich erst sah, wer da gerade durch die Tür in Nemos alte Box geführt wurde, konnte ich meinen Augen kaum trauen. ,,Moritz?!", fragte ich ihn ungläubig. ,, Nein, Rudolf, das Rentier!", scherzte mein bester Freund. Bevor wir allerdings anfangen konnten, eines unserer ewig langen Gespräche zu beginnen, wurden wir von den anderen Pferden unterbrochen, die unbedingt wissen wollten, wer Moritz eigentlich war. Sofort begannen wir beide, gemeinsam unsere Geschichte zu erzählen. Es war inzwischen wie ein einstudiertes Theaterstück und es machte jedes mal aufs neue Spaß, es wieder aufzuführen. Es wir wirklich ein unglaublicher Zufall, das uns das Schicksal wieder zusammengebracht hatte. Manchmal war es eben doch kein so mieser Verräter.Wir unterhielten uns die ganze Nacht,
über alles, was bei uns so passiert war und wie er überhaupt her gekommen war. Zwischendurch wichen meine Gedanken immer wieder zu Delendra und Nemo ab. Hoffentlich geht es ihnen gut! Doch beide Käuferinnen, hatten auf mich sehr sympathisch gewirkt. Der Stall war richtig leer, weil heute so viele Pferde verkauft worden waren. Hier standen mit Moritz und mir nur noch sieben weitere Pferde. Wir waren also insgesamt neun. Davor waren wir hier im Stall ganze zwanzig Pferde gewesen....
Delendras P.O.V
Nach einigen Stunden Hängerfahrt war ich nun endlich ausgeladen und in meinen neuen Stall gebracht worden. Seit langem fühlte ich mich endlich wieder Zuhause an einem Ort. Meine neue Besitzerin war richtig lieb zu mit und hatte mich noch kein einziges mal geschlagen. Ich vertraute ihr jetzt schon mehr, als den meisten anderen Menschen in meinem Leben.
...
Nach einigen Schmuseeinheiten, war Laura, meine Besitzerin dann schließlich gegangen, da es schon ziemlich spät war. Als ich mich den Pferden im Stall vorgestellt hatte und die meisten sich wieder ihrem Heu zuwendeten hatte ich wieder Zeit zum Nachdenken. Ich vermisste Samson und Nemo schrecklich, auch wenn ich es hier gut haben würde. Außerdem hatte ich etwas Angst um Samson, weil er kein neues Zuhause gefunden hatte. Hoffentlich würde er bald einen schönen Platz finden!
...
Nemos P.O.V
,,So mein feiner, dass ist dein neues Zuhause!", sagte das Mädchen namens Liv, freundlich zu mir, während sie mich in eine schöne, geräumige Paddockbox führte. Begeistert darüber, wie schön ich es hier hatte, lief ich ein paar Schritte in der Box umher. Dann stupste ich Liv freudig und dankbar zugleich an. Zärtlich strich sie mir über meine Nase und ich prustete sie entspannt an. Plötzlich wechselten meine Gedanken wieder zu Samson und Delendra. Schon im Hänger hatte ich an nichts anderes gedacht, als die beiden. Bei Delendra war ich mir ziemlich sicher, dass es ihr gut ging, doch Samson war immer noch in diesem Drecksloch...
Aber ich war mir ziemlich sicher, dass er, wenn er erkennen würde, dass er die richtige Besitzerin gefunden hatte, er alles dafür tun würde, diese dann davon zu überzeugen ihn zu kaufen. Eine Sache die ihm nicht schwer fallen dürfte, denn er ist ein tolles Pony. Irgendwann, nach einer ganzen Weile gefüllt mit Gedanken über mein neues Leben und meine alten Freunde, wurden meine Augen schwer und ich schlief ein....
Samsons P.O.V
Es war schon ziemlich spät, doch ich war trotzdem noch wach, weil ich mich mit Moritz unterhielt. Er hatte mir erzählt, wie er hier her gekommen war. Seine Besitzerin hatte ihn verkauft, weil sie nicht mehr genug Zeit hatte. Die neue Besitzerin brachte ihn kurz danach hier her, weil er sie aus Frust abgebockt hatte.
Die anderen Pferde im Stall, schliefen schon längst, weshalb wir in gedämpftem Ton, miteinander sprachen. Doch Irgendwann, nachdem dann wirklich das meiste erzählt war, ließen auch wir uns in das Stroh fallen.
Vor dem schlafen murmelte ich noch ein ,, Gute Nacht Moritz!", und er murmelte:,, Gute Nacht Samson!"
Nun herschte Stille im Stall.
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Samson-Mein Leben als Pferd
Ficção AdolescenteSamson ist ein freundliches, freches und einfach unglaublich süßes Pony. Begleite ihn durch sein Leben, in dem er einige Zeit Schulpferd ist, aber auch eine Zeit als Tunierpony tätig ist. Wenn ihr mehr wissen wollt, lest einfach das Buch!♡♡♡ Alle R...