17. Kapitel

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(Zeitgleich mit Samsons ersten Tagen, bei seiner neuen Besitzerin)

Emelys P.O.V

Wir waren jetzt schon einige Tage hier, in einem wunderschönen großen Haus, mitten in Wales. Ich vermisste Samson immer noch schrecklich. Immer wenn ich an ihn dachte, musste ich mich furchtbar anstrengen, um die Tränen zurück zu halten. Ich saß oft Stunden in Nellys Box und weinte, oder erzählte ihr meine Sorgen. Auch sie sah aus, als würde sie Samson sehr vermissen.

Es tat mir gut, so viel Zeit mit der Reitpony Stute zu verbringen. Ich war gerade auf dem Weg in den Stall, den ich immer mit meinem Fahrrad zurücklegte und meine Gedanken waren wie immer bei Samson. Der Fahrtwind trocknete meine Tränen, worüber ich sehr froh war, weil ich nicht mit einem so verheulten Gesicht, im Stall ankommen wollte.

Als ich ankam, stellte ich erst einmal mein Fahrrad ab. Dann ging ich in den Stall, um Nelly zu begrüßen. Als ich ankam, wieherte sie mir schon freudig entgegen. Lächelnd öffnete ich die Boxentür und umarmte meine Stute. Nach der nötigen Kuschelrunde, schaute ich, wer sonst noch im Stall war. Außer mir, nur zwei wie ich feststellte. In der Halle ritt Kathy auf ihrem hübschen Schimmelwalach und Anna, ein Mädchen mit roten lockigen Haaren, welches ein Jahr älter als ich war, machte gerade ihr Pony zum reiten fertig. Nach dem ich beide begrüßt hatte, ging ich zu meinem Spind, um alle Sachen, die ich bräuchte zu holen.

...

Als ich Nelly fertig geputzt, gesattelt und getrenst hatte, stieg ich schwungvoll auf. Als ich gerade los, in Richtung Gelände reiten wollte, rief eine Stimme:,, Warte! Soll ich dir das Gelände zeigen?",freundlich hinter her. Es war Anna, mit ihrem süßen Fuchspony. ,,Ja gerne!", antwortete ich ihr. Zwar wäre ich jetzt auch gerne mit Nelly alleine gewesen, aber ich wusste ja, dass es besser wäre, wenn ich erst einmal ein paar schöne Reitwege gezeigt bekommen würde.

Als sie mich eingeholt hatte, ging es im Schritt los. Wir ritten in die Richtung, eines kleinen Wäldchens. Die erste Zeit schwiegen wir und genossen einfach die angenehme Stille um uns herum. Ich lächelte das erste mal, seit ich in Wales angekommen war, wieder richtig.
Nach einer Weile brach Anna dann das Schweigen. ,,Du bist immer so traurig! Manchmal höre ich dich sogar in Nellys Box weinen! Was ist eigentlich los?", fragte sie mich. Nach einem kurzen Schweigen, riss ich mich zusammen und begann ihr alles zu erzählen. Von der schönen Zeit, die ich mit Samson verbracht hatte, dass ich mir Sorgen machte, das es ihm in seinem neuen Zuhause nicht so gut ging und noch vieles mehr. Am Ende konnte ich die Tränen schließlich nicht mehr zurück halten. Nach dem die erste meine Wange hinunter gerollt war, kamen die anderen auch. Weinend saß ich auf dem Pferd, während Anna ein hilfloses Gesicht machte. Anders als andere Leute, sagte sie nichts, weil sie wusste, dass es schwer ist, ein Pferd zu "verlieren".
Dafür gab es einfach keine tröstende Worte. Nur die Zeit und Hoffnung, ihn eines Tages wieder zu sehen, könnten mir jetzt gerade helfen.

Nellys P.O.V

Ich merkte gleich, wie sich Emely bei dem Thema Samson anspannte. Auch ich vermisste ihn sehr. Meine Ohren zu ihr gedreht, konnte ich das Schluchzen von meiner Reiterin vernehmen. Das machte auch mich gleich traurig, weil ich so gut mit ihr mitfühlen konnte. Sie war mir so wichtig und mit Samson immer schon meine beste Freundin gewesen. Mit gesenktem Kopf blieb ich stehen und drehte mich dann zu ihr um, worauf hin ihr ein kleines Lächeln entließ. Dann ging es weiter im Schritt. Nach einer Weile vernahm ich plötzlich Annas Stimme, welche Emely fragte, ob sie jetzt ein Stück traben und galloppieren wollte. Emely bejahte und gab mir dann die Trab Hilfe. Artig, aber trotzdem in einem fleißigen Trab, lief ich los. Es war, als würde so eine kleine Last von meinem Rücken schweben. Für eine kurze Zeit, konnte ich einfach einmal alle meine Sorgen vergessen.
Als lange, weite Wiesen in Sicht kamen, galloppierte Anna ihr Pony an. Ohne das Emely auch nur irgendetwas machen musste, galloppierte ich ihr hinter her. Meine Reiterin spornte mich noch etwas an und so wurde ich immer schneller. Es tat mir richtig gut, mal wieder richtig zu rennen. Vor lauter Glück, machte ich sogar einen Freudenbuckler, den Emely gekonnt und lachend aus saß.
Auch Anna musste Lächeln, als sie zu uns blickte. Meine Reiterin und ich kannten uns schon lange. Zwischen uns herschte einfach blindes Vertrauen und ich war einfach so unfassbar glücklich, dass ich so eine tolle Besitzerin gefunden hatte. Nicht jeder hatte dieses Glück.

Sofort musste ich wieder an Samson denken. Ob es ihm bei seiner neuen Besitzerin wohl gut ging? Ein Schatten  legte sich über mein Glück, als ich darüber nach dachte. Er war mein aller bester Freund gewesen, wir hatten immer zusammen über unsere Probleme und Sorgen geredet und jetzt ging das nicht mehr. Plötzlich spürte ich, das Emely mir eine feine Parade gab und parierte durch. Neugierig beobachtete ich die Umgebung. Wir waren in einem kleinen Tannenwäldchen. Dort wo sich der Wald lichtete, konnte man sogar schon den Reiterhof erkennen.

...

Nach ungefähr zehn Minuten, waren wir schließlich auf dem Hof angekommen. Meine Reiterin klopfte mir den Hals und schwang sich dann aus dem Sattel. Dann lockerte sie meinen Gurt und führte mich in den Stall, wo sie mich dann absattelte und Trenste. Dann rieb sie mich noch trocken und machte meine Hufe. Als sie auch damit fertig war, stellte sie mich in meine Box. Nachdem sie mir meine rote Stall Decke noch angezogen hatte, nahm sie sich noch ein bisschen Zeit, um mich zu kuscheln.

Sanft prustete ich ihr meinen warmen Atem in den Nacken, woraufhin sie kichern musste.

In diesem Moment war ich einfach nur unglaublich Glücklich!

Samson-Mein Leben als PferdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt