Die FEA Chroniken

Zwei Arten von Blumen

Cara führte mich die breite Wendeltreppe, auf der es Dank der großen Glaskuppel über uns hell war, runter und erklärte dabei, wie hässlich sie die Einrichtung hier fand.

„Total veraltet und zusammengewürfelt."

„Ich finde, es hat Stil. Wie in den alten Filmen über Englische Lords oder Könige. Einem typischen Landadel Haus", antwortete ich schwärmerisch und betrachtete die verschnörkelten Holzverkleidungen.

Sie schaute mich verständnislos an. „Wirklich?"

„Ja, ich mag es klassisch."

Sie zuckte die Schultern. „Cool."

Ich schaute sie lächelnd an. „Aber nichts für dich?"

Sie grinste. „Nee, absolut nicht. Ich habe immer das Gefühl ins 18. Jahrhundert verbannt worden zu sein."

Ich lachte. „Vielleicht denke ich in zwei Jahren ja auch so."

Sie schmunzelte. „Vielleicht. Themenwechsel; Fly ist auch im Volleyballteam. Fällt mir grade wieder ein."

Sie warf mir einen vielsagenden Blick zu und ich spürte, wie ich wieder rot wurde. War das peinlich! Es war nur ein Missverständnis gewesen, ich wollte nichts von Fly! Cara redete weiter

„Das ist voll okay, ich will nichts von ihm."

Ich seufzte. „Wenn ich etwas von ihm will, bist du die erste, die es erfährt", versprach ich ihr und sie nickte

„Super!"

Gut, dass das nie passieren würde.

Wir erreichten über den kurzen Flur und die Doppeltreppe die Eingangshalle, in der sich jetzt viele Schüler versammelt hatten und in Richtung Speisesaal gingen. Sie traten schwatzend durch die breite Türe, die zwischen der Doppeltreppe lag und wir beide folgten ihnen.

In dem breiten Gang hingen in schweren Holzrahmen Bilder von wichtig blickenden Personen, die einen zu durchschauen schienen. Ein bisschen gruselig war es schon.

Cara erzählte grade begeistert von der großen Bibliothek als sie sich mitten im Satz unterbrach:

„Ich gehe grade zu Sir Bentley, du brauchst ja noch die Einführung. Wir sehen uns gleich."

Sie drehte sich um und rannte zurück zur Eingangshalle.

Etwas Planlos lief ich mit den anderen Schülern mit und landete in einem großen Saal. Beeindruckt blieb ich stehen. Er war ebenso imposant wie die Eingangshalle. Der Boden bestand aus Marmor und an zwei Seiten gaben große Fenster den Blick auf grünen Rasen und die Dünen frei. Vier Tischreihen waren nebeneinander angeordnet und boten Platz für bestimmt zweihundert Schüler. Ganz hinten rechts an der Wand war eine Öffnung, vor der sich in einer Essensschlange Schüler anstellten. Das musste die Essensausgabe sein. Wenn ich das Gebäude richtig in Erinnerung hatte, musste die Küche im rechten Turm der Schule sein und mit dem Speisesaal verbunden sein. In einer Ecke entdeckte ich noch einen kleineren Tisch, an dem sich Lehrer gesammelt hatten und gemeinsam aßen. Außerdem fiel mir noch eine Türe auf, durch die Schüler auf eine große Terrasse gelangen konnte, um draußen zu essen.

Unsanft wurde ich von hinten angestoßen.

„Warum bleibst du mitten im Weg stehen?"

Ich drehte mich um und der Junge begann zu frech grinsen. Es war derselbe Junge, der einige Stunden zuvor mich und Fly im Zimmer gesehen hatte. „Du warst doch das Date von Fly!" Ich verdrehte spaßig die Augen.