Verwirrende Worte

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Nach der Runde verließ ich den Speisesaal um auf mein Zimmer zu gehen. Es war schön gewesen, mit Fly etwas zu unternehmen und ich musste zugeben, dass er kein schlechter Spieler war. Ohne die geringste Chance hatte ich verloren, doch geduldig hatte er mir gezeigt, wie man den Stab richtig hielt und die Kugeln so traf, dass die nicht in irgendeine Richtung ging. Es hatte Spaß gemacht, doch bald schon hatten wir aufgehört, denn der Abend sollte noch nicht zu Ende sein.

Wir hatten ausgemacht nachher noch eine kleine Volleyballpartie auf dem Dach zu spielen und ich hatte es eilig nicht zu spät zu kommen. Gerade dachte ich an die ausgeklügelte Strategie die Fly und ich uns überlegt hatten um die anderen zu besiegen, als ich plötzlich eine bekannte Person am Ende des Ganges stand. Tante Susan unterhielt sich aufgeregt mit Lady Bentley und es schien als wäre sie sehr aufgebracht. Dann ging Lady Bentley mit zügigen Schritten zurück zu ihrem Büro und meine Tante wandte sich ebenfalls zum Gehen. „Tante Susan!" rief ich und sie drehte sich zu mir um. Doch anstatt wie letztes Mal einfach zu gehen kam sie mit schnellen Schritten auf mich zu.

Ehe ich mich versah, hatte sie mich in eine feste Umarmung gezogen. Ihre Hand streichelte behutsam über meine langen Haare. Ich sog den vertrauten Duft ein, der für mich nach zu Hause roch. Ihre Geste erinnerte mich sehr an Mum. Ich vermisste sie so sehr, genauso wie Tante Susan. In diesem Moment wurde mir klar wie sehr ich sie vermisst hatte die ganze Zeit. Ich drückte sie noch fester an mich. Nach wenigen Augenblicken, es kam mir vor wie ein Wimpernschlag löste sie sich wieder von mir. „Warum bist du das letzte Mal einfach gegangen? Warum weichst du mir ständig aus?" Ich war den Tränen nahe.

„Nina," besorgt nahm sie mein Gesicht in ihre Hände „hör mir zu. Es war nie meine Absicht dir aus dem Weg zu gehen! Ich kann dir es leider nicht erklären aber du bist in großer Gefahr! Bitte glaub mir egal was Lady Bentley erzählt ich bin auf deiner Seite." Tränen rannen über ihr Gesicht. Verwirrt wollte ich fragen was sie damit meint, aber sie zog mich noch ein letztes Mal in eine Umarmung und flüsterte mir ins Ohr: „Die Raben sind gut, vergiss das nie!"

Und genau so plötzlich wie sie aufgetaucht war, entwand sie sich aus meinem Griff und verschwand durch die Eingangspforte der Akademie. Ihre Silhouette löste sich in den grauen Nebelschwaden auf und sie verschwand völlig in der Dunkelheit.

Einmal blinzeln. Zweimal Blinzeln. Sie war fort.

Was hatte sie damit gemeint? Was für Raben? Und warum hatte sie solche Angst und wovor? Ein kalter Wind fegte durch die Tür und ließ mich frösteln. Einige Herbstblätter wehten herein. Der Schmerz in meiner Brust wurde erneut unerträglich groß. Warum war sie einfach so verschwunden? Ich entschied zu Lady Bentley zu gehen um sie zu fragen was es mit dem Verhalten meiner Tante auf sich hatte. Vor ihrem Büro klopfte ich höflich an, doch ihre Sekretärin verriet mir, dass sie noch im Speisesaal war. Dort fand ich sie schließlich auch, aber meine Nervosität und das Unbehagen stieg. Doch ich ließ mich bei meinem Vorhaben nicht beirren, denn ich wollte endlich Antworten haben. „Lady Bentley?" , fragte ich zögernd. „Ja Nina?" „Meine Tante war gerade hier und.." Sie unterbrach mich höflich. „Vielleicht gehen wir dazu lieber in mein Büro." Ich nickte und folgte ihr zügig. Gemeinsam betraten wir ihr antiquitiertes Büro. Es war das erste Mal, seit der Nacht des Feuerwerks, dass ich diese Räumlichkeiten wieder betrat. Nur zu gut erinnere ich mich an diesen Abend. In dieser Nacht wurde mir klar, dass ich hier wirklich akzeptiert wurde und gute Freunde gefunden hatte. Gerade fühlte ich mich aber im Stich gelassen und unheimlich verwirrt.

"Setz dich", deutete sie mir und ich nahm auf dem Stuhl gegenüber von ihr Platz. Die Pendeluhr zeigte mir, dass es bereits halb 8 war, und sich die anderen wahrscheinlich fragten wo ich beim Spiel blieb.

„Also was genau hat deine Tante dir erzählt?" Ich setzte zum Erzählen an, doch etwas hielt mich zurück „.egal was Lady Bentley erzählt ich bin auf deiner Seite..." Stattdessen fragte ich: „Wer sind die Raben?" Lady Bentleys Gesichtszüge entglitten ihr, als habe sie soeben erfahren, dass sie Krebs hätte.

"Ich weiß nicht was Susan dir über die Raben verraten hat, aber du musst wissen, dass ihre Paranoia wieder schlimmer geworden sind..." Das meine Tante psychische Probleme hatte und unter Verfolgungswahn litt war für mich keine Neuheit. Bereits vor dem Tod meiner Eltern war sie für mich die liebe aber auch ein bisschen verrückte Tante. Manchmal redete sie ganz wirres Zeug aber ich habe sie nie als psychisch krank gesehen und meine Eltern auch nicht. Tante Susan musste jeden Morgen ihre Psychopharmaka nehmen und damit hatte sich das Thema meistens erledigt.

"Sie nimmt seit einigen Wochen ihre Medikamente nicht mehr und es ist immer schlimmer geworden.." Ich wusste von den Nebenwirkungen und einige hatten es wirklich in sich. Ich hatte die Tabletten nach dem Unfall abgelehnt auch wenn man mich manchmal zwang. Nur zu der Therapeutin ging ich jede Woche. Bei mir wurde eine „Posttraumatische Belastungsstörung" diagnostiziert. Oh ja meine Therapeutin konnte wirklich sehr gut mit Begriffen um sich schmeißen. Immerhin half sie mir Methoden herauszuarbeiten um gegen meine Flashbacks und Panikattacken anzugehen. In den Ferien hatte ich wieder eine Sitzung und meine Begeisterung mich mit dem Unfall auseinanderzusetzten hielt sich sehr in Grenzen.

„Was ich sagen will, ist das du nicht allen Dingen Glauben schenken darfst. Aber um auf deine Frage zurück zu kommen, mit den Raben meint Susan die Gestaltenwandler." Mein ratloses Gesicht sprach anscheinend Bände, denn Lady Bentley stand auf und lief zu einer Ecke ihres Büros. Nach wenigen Sekunden kam sie mit einem dicken Buch mit der Aufschrift „Verwandlung" Daraufhin schlug sie das Buch auf ihrem Sekretär auf und drehte es zu mir. Ich las den ersten Absatz laut vor:

„Als Gestaltenwandler oder Methamorph bezeichnet man Magier, die ihren eigenen Körper in ein beliebiges Tier verwandeln können. Um diesen Zustand zu erreichen müssen die Grundsätze der Elemente beherrscht werden und ein Ritual vollzogen werden.."

Ich blickte Lady Bentley in die Augen.

„Also sind diese Gestaltenwandler, die Raben ganz normale Magier wie du und ich?"

Aber irgendetwas stimmte nicht. Lady Bentley schien beunruhigt, fast schon ängstlich.

„Wovor haben Sie dann solche Angst?", fragte ich besorgt.

Lady Bentleys Stirn zog sich zu einer Sorgenfalte zusammen und sie erwiderte warnend:

„Die Raben sind ganz und gar nicht gut! Du musst dich unbedingt vor ihnen in Acht nehmen! Sie sind durch und durch böse." „Aber warum sollten Magier wie wir irgendjemanden etwas tun?"

„Nina ich weiß nicht ob ich dir das sagen soll.." Entsetzt blickte ich sie an.

„Was ist denn los? Ständig kommen immer mehr Fragen dazu warum willst du mir nicht erzählen was los ist."

„Die Raben Nina", setzte Lady Bentley an. „Die Raben haben deine Eltern getötet."






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Harte Worte sind das! Und was soll das alles bedeuten?

Gleich gehts weiter ihr FEAs....

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