Am nächsten Tag schien die Sonne durch das große Fenster unseres hellen Zimmers. Unkonzentriert versuchte ich den Berg an Hausaufgaben in meiner kurzen Freistunde zu erledigen und immer wieder schweifte mein Blick hinaus auf die Laubbäume der großen Wiese. Ich konnte sehen wie die die letzten goldenen Blätter herunter fielen und die knorrigen Äste freigaben. Einige Raben saßen auf den knorrigen Ästen und stritten sich um den sonnigsten Platz auf einem der dickeren Zweige. Verständnislos schüttelte ich den Kopf. Es war doch genug Platz für alle da.
Mein Blick wanderte wieder zurück auf meine unfertige Geschichtsaufgabe. Unsere Wanduhr zeigte kurz vor eins. Cara und ich hatten letzte Nacht nicht so viel geschlafen und sie nutzte ihre Freistunde anderweitig. Sie schlief tief und fest, ihre roten Haare waren ein einziges Chaos. Ein weiterer Blick auf die Uhr verriet mir, dass die nächste Stunde in zehn Minuten beginnen würde. Nicht, dass ich mit Mr. Mitchells Berg von Hausaufgaben fertig geworden wäre.... Cara schlummerte noch friedlich, aber ich würde sie unweigerlich aus ihren Träumen reißen müssen. Innerlich hatte ich mir geschworen, nie wieder zu spät zu kommen. Egal bei welchem Lehrer. Wenig später saß Cara halb verschlafen auf ihrer Bettkante und streckte sich. Sie gähnte erst einmal eine Runde bevor sie sich aufrappelte und ihre Haare entwirrte. „Wir müssen los", drängte ich und wir machten uns auf den Weg. In der Eingangshalle verabschiedete Cara sich und bog in Richtung der Bücherei ab. Jetzt hatte ich erst mal Kampfunterricht, und ich versuchte nicht an das Gespräch von gestern Abend zu denken.
„Pass doch auf!" Einer der älteren Jungs hatte mich mit Absicht angerempelt. Ich seufzte und verdrehte genervt meine Augen. Trotz der netten Gruppe die mich zu Beginn so offenherzig aufgenommen hatte gab es natürlich auch ein paar respektlose und unendlich nervige Schüler. Aber naja, dass gab es ja an jeder Schule und Internaten. Nachdem mich meine Füße zur Mädchenumkleide getragen hatten, suchte ich mir einen der Spinde aus. Schade das ich jetzt kein Yoga mehr haben würde. Ich hatte mich für Kampfsport als Sport entschieden, da die andere Option tanzen gewesen wäre und ich das nun wirklich nicht konnte oder mochte. Gedankenverloren griff ich in meine Sporttasche und holte den gleichen schwarzen Stoff hervor, welchen ich an meinem ersten Tag an der Akademie in den Händen gehalten hatte. Die Kleidung schmiegte sich angenehm an meine Haut und die eingebauten Schoner, gaben mir die nötige Sicherheit. Insgesamt war die Ausrüstung jedoch so schwer, dass mein Brustkorp von dem Gewicht schmerzte. Wie sollte ich mich darin bitte bewegen? Trotzdem verließ ich mutig die Umkleide, dazu bereit mich ins Gefecht zu stürzen....
Doch das Gefühl hielt nicht länger als einundzwanzig Sekunden an als ich- wie könnte es auch anders sein- gegen einen Jungen lief. „Hey nicht so stürmisch!", lachte Fly und hielt mich an den Schultern fest, damit ich nicht nach hinten fiel. „Naja so eilig hab ich es auch nicht zum Unterricht zu kommen", erwiderte ich und grinste zurück. Langsam fand ich mein Gleichgewicht wieder und trat von einem Fuß auf den anderen. „Nervös?"
Ertappt schaute ich nach oben und begegnete seinem besorgten Blick. Immer diese Sorgen um mich und Mitleid das andere hatten. Das war auch einer der Gründe warum ich keinem davon erzählen wollte. Irgendwann hatte es mich nur noch genervt. Aber das alles konnte Fly nicht wissen und ich war ihm auch nicht böse.
„Ach mach dir keine Sorgen", er schlug mir ermunternd auf die Schulter. „Das klappt alles schon." Zusammen gingen wir in den Raum zu den anderen. Ich stellte mich zu den anderen Neulingen, während Fly nach hinten zu den Fortgeschrittenen ging.
„Hallo ihr lieben ich bin Mr. Nguyễn für die Neuen von euch. Aber ihr könnt mich ruhig Yen nennen. Zuerst werden wir uns draußen warmlaufen und anschließend ein paar Kampftechniken lernen die ihr in Paaren übt. Also los hopp hopp wer letzter wird muss mit mir aufräumen!" Kaum hatte ich mich versehen war der halbe Raum leer. Ein Mädchen packte mich am Arm. „Jetzt komm schon oder willst du etwa verlieren?" Ich ließ mich von ihr mitreißen, und schon fand ich mich auf dem Schulgelände wieder. Langsam verfiel ich in einen leichten Trab und wich geschickt umher liegenden Zweigen und Steinen aus. Wir liefen am Waldrand entlang und schlängelten uns schließlich durch die Obstbäume. „Den Weg zurück sprinten wir", sagte. Mr. Nguyễn „Was?", keuchte ein das Mädchen neben mir mit hochrotem Kopf. „Drei. Zwei. Eins... und los!"
Ich hechtete den Hügel hinauf mit entschlossener Mine. Das hier würde ich nicht verlieren.
Im Augenblick befand ich mich im vorderen Drittel der Gruppe. Neben mir sah ich das Gesicht des Blondschopfs der mich in der Umkleide angerempelt hatte. Na warte dem würde ichs zeigen! Kopf an Kopf rannten wir nebeneinander her. Ich siegessicher grinste zu ihn und setzte zum überholen an, als ich plötzlich ins Stolpern geriet. Wie in Zeitlupe sah ich den Boden auf mich zukommen. Diesmal würde mich nichts vor dem Fallen bewahren. Ich schlug mit meiner linken Körperhälfte auf. Der Schmerz und der Schreck lies mir Tränen in die Augen steigen, doch ich riss mich zusammen. Bloß nicht vor den anderen weinen Nina, ermahnte ich mich. „Hey Nina alles okay?" Sprach mich das blonde Mädchen an. „..Geht" stöhnte ich. Es war dieselbe, die mich am Anfang mitgerissen hat. Sie hatte einen hohen Pferdeschwanz und war groß und stämmig gebaut. „Das ist Luke, er hackt eigentlich immer auf den Schwachen rum, dabei sollte er sich mal lieber was in seinem Kaliber holen." Sie knackte mit ihren Handgelenken und schaute böse in die Ferne. Das lies mich auflachen und das Eis zwischen uns brach ein wenig. Sie hob mich mit Leichtigkeit vom Boden auf.
„Woher weißt du eigentlich wie ich heiße?", fragte ich sie als ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
„Naja du hast hier ganz schön für Klatsch und Tratsch gesorgt mit Fly", gab sie ehrlich zu. „Und du bist..?"
„Verena" sagte sie. „Soll ich dir helfen?", bat sie mir an. Ich blickte an mir hinunter. Bis auf ein paar leichte Schürfwunden hatte ich mir nichts getan. Zum Glück! „Danke, aber ich denke ich hab mich nicht schlimm verletzt." Zusammen liefen wir so schnell es meine Beine zuließen zurück zum Unterrichtsgebäude.
„Na da wir jetzt alle vollständig sind kann ich ja jetzt die Paare zuteilen. Es gehen immer zwei Anfänger zu einem Fortgeschrittenen damit ihr besser gefördert werdet. Die übrigen Fortgeschrittenen trainieren selbstständig weiter." Mr. Yan-Zu begann die Namen vorzulesen. Ich wurde zu Luke und Zayn zugeteilt. Na toll...
„Na Süße wo die Liebe hinfällt ne?" Ich funkelte ihn böse an. Ein Blick zur Seite verriet mir das Zayn irritiert drein blickte.
„So zuerst nehmen sich die Fortgeschrittenen bitte ein Schlagpolster und haltet es auf Brusthöhe. Die Neuen versuchen erstmal das Polster mit dem Fuß zu treffen und eine sichere Haltung dabei zu haben. Nach 10 Minuten wird gewechselt."
Zuerst war Zayn an der Reihe. Er führte die verlangte Abfolge immer nahezu perfekt aus und ich fühlte mich mit einem Mal sehr schwach und mickrig. Als wir wechselten, hielt Luke das Polster so hoch, dass ich es nicht mal ansatzweise treffen konnte. „Oh kommst du etwa nicht dran Süße?" Wütend trat ich statt nach dem Polster zwischen seine Beine. Leider konnte er grade so noch ausweichen. „Spinnst du, du blöde Ziege?" Ein unschuldiges Lächeln umspielte meine Lippen. „Nina, Luke! Hört auf mit dem Unfug!" Yen kam auf uns zu.
„Wenn das nochmal passiert bekommt ihr beide Nachsitzen!", ermahnte er uns. Genervt hielt Luke die restliche Zeit das Schlagpolster in meine Reichweite, was aber nicht hieß, dass ich nicht ab und an mal seine Finger traf...
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Hallo FEAs!
Nach fast einem Jahr nun ein Update und eine komplett-Erneuerung. Wir haben nun die Geschichte fast beendet und ein Jahr voller Abi Stress, Auslandsreisen und Lebnserfahrungen liegt hinter uns. Vielleicht entschließen sich ja doch noch einige die Geschichte nochmal oder weiter zu lesen.
Bis dann! :)
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Die FEA Chroniken
FantasyStell Dir vor, du lebst seit du denken kannst in einem kleinen Vorstadtort, aber auf einmal ist nichts mehr wie es mal war.... Genau so ergeht es der sechzehnjährigen Nina, als ein schreckliches Ereignis ihr Leben für immer verändert. Auf einem abge...