Das Eis bricht

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Beängstigend schaute ich zu ihm auf. Mein Gehirn ratterte und ich überlegte fieberhaft was ich nun tun sollte.

„Hey ganz ruhig.." Beschwichtigend hob er die Hand und musterte mich mit seinen dunklen Augen.

Ich stolperte rückwärts, doch er trat ebenfalls einige Schritte vor. Mit einem Augenblick spürte ich plötzlich eine Kraft in mir wachsen, hervorgerufen durch meine Angst. Der Wind der an den Fensterländen entlang pfiff, schien mir beinahe etwas zu zuflüstern. Der Bibliothekar war nun keine Armlänge mehr von mir entfernt. Ich spürte die Kraft in meinen Fingerspitzen und versucht verzweifelnd den Mann zurück zu halten

„Hören sie, bitte bleiben sie zurück..." setzte ich an.

In diesem Augenblick ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen und Glassplitter flogen durch die Luft. Schneemassen strömten in das Ladeninnere. Innerhalb weniger Sekunden war alles weiß. Der Mann mir gegenüber schrie und hielt sich schützend die Arme über den Kopf. Ich befahl dem Schnee seine Füße zu fesseln, dass mich der Mann nicht verletzten konnte. Meine Hände bildeten sich zu Fäusten und bevor er auch nur ansatzweise wusste wie ihm geschah konnte er nun keinen Schritt mehr tun. Schnell stolperte ich durch das weiße Nass nach draußen.

„...Man sollte nie vergessen auf welcher Seite man steht..." Seine Worte verfolgten mich währen ich immer schneller wurde und mir der kalte Wind erbarmungslos ins Gesicht peitschte. Je schneller ich rannte desto weniger dachte ich nach und das war im Moment genau das was ich brauchte.

„Du hast was?"

Entgeistert starrten mich alle an. Völlig außer Atem war ich in die Crêperie reingeplatzt und musste mich erst mal beruhigen, bis ich allen von meiner gruseligen Begegnung erzählen konnte.

„Du weißt schon, dass wenn Lady Bentley das rausfindet sie dich rausschmeißen könnten...", war klar, dass das von Tom wieder kommen würde. Kelly erdolchte Tom mit ihren Blicken gerade zu.

„Jetzt halt mal die Klappe Tom! Wenn Nina nicht gehandelt hätte, wäre sie wahrscheinlich nicht mal hier...", giftete sie zurück.

„Ganz schön krass was du draufhast Kleine! Ich bin so stolz auf dich", entgegnete Noah stolz wie Oskar und verstrubbelte meine Haare, welche noch nass vom Regen waren. Kurz darauf fühlte ich einen warmen Luftzug und schon waren sie wieder trocken. Ich grinste ihn dankbar an, diese Begeisterung konnte Tom jedoch nicht teilen.

„Seid ihr irre? Ihr kennt doch die erste Regel: Kein Mensch darf von uns wissen!" Ängstlich schaute er sich nach der Bedienung um. Cara rollte mit ihren Augen

„Jetzt entspann dich Tom es gibt nicht umsonst die Hypnosekraft."

„Hypnosekraft?"

„Ja aber die besitzen nur die Ranghöchsten und bei uns ist das Lady Bentley", erklärte Cara. Krass, dachte ich. Was es alles gibt...

„Ihr könnt sie ja gerne Fragen", warf Tom mit einem ironischen Unterton in die Runde.

„Witzig Bruderherz" , erwiderte Kelly.

„Voilá einmal Waffeln mit heißen Kirschen für die Lady und vier Mal heiße Schokolade.." Rick setzte unsere Bestellung auf dem Tisch ab. Der süße Geruch stieg mir in die Nase und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Man hatte ich einen Hunger!

Bevor ich jedoch nach Messer und Gabel griff fiel mir jedoch etwas ein.

„Ich hab übrigens noch etwas in diesem Laden gefunden.." Meine Hand fischte die schwarze Münze aus meiner Tasche, zeigte es den anderen und legte sie schließlich neben meinen Teller.

„Wisst ihr etwas darüber?", fragte ich meine Freunde. Stummes Kopfschütteln am ganzen Tisch.

„Vielleicht gehört es den Raben", schlug Cara vor. „

Diese geheime Bibliothek, wir müssen sie unbedingt finden", meinte Fly mit Nachdruck in seiner Stimme.

„Geheime Bibliothek?", tönte es fragend von den anderen. Mist ich hatte es ihnen gar nicht erzählt.

„Die Köchin hat uns etwas von einer geheimen Bibliothek erzählt. Vielleicht finden wir dort wonach wir suchen", erklärte Fly in Kurzfassung.

Caras Augen glänzten vor Vorfreude. Noah rieb sich die Hände: „Ahh das ist so spannend!"

„Jedenfalls sollten wir alle zusammen danach suchen!", sprach ich meine Gedanken aus. Zum Glück waren sich alle einig mir zu helfen, sogar Tom freute sich ein paar Bücher zu wälzen. Wir widmeten uns wieder unserem Essen und den Getränken. Das würde sicher nicht so schwer werden, ich meine wie schwer kann das schon sein eine Bibliothek zu finden, klein ist die ja auch nicht.

Diese verfluchte geheime Bibliothek! Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl auf der Stelle zu treten. Nichts brachte uns weiter. Wir hatten jeden Zentimeter der Bibliothek abgesucht nach Geheimtüren und ähnlichem. Außerdem hat sich unsere Gruppe stundenlang Bücher über die Geschichte der Fort Element Akademie durchgelesen und nicht einmal wurde etwas Ähnliches erwähnt.

„Das bringt einfach nichts", sagte ich hoffnungslos in die Runde und knallte die Rabenmünze, welche ich zuvor in meinen Händen hin und her gedreht hatte, auf eines der Bücher. Nicht mal diese Münze brachte uns weiter. Es war bereits 2 Uhr nachts und eine kleine Laterne in unserer Mitte warf Schatten über die vielen Bücher die wir auf dem Boden von Caras und meinem Zimmer ausgebreitet hatten. Tom war über einem der Bücher eingeschlafen und seine Brille hing schief auf seiner Nase.

„Wir müssen doch einfach irgendetwas finden!" versuchte Cara auf mich einzureden.

„Ich sage wir brechen in das Büro der Schulleiter ein." Verwirrt schauten wir Noah an.

„Ich hab das schon öfters gemacht und vielleicht finden wir ja wirklich was dort. Sonst fällt mir wirklich nichts anderes ein. Ich meine wir haben herumgefragt gesucht und alle möglichen Bücher gelesen", er gähnte laut.

Morgen und übermorgen waren unsere Prüfungen und der Abend darauf folgte schon der Winterball. Doch ich konnte mich auf nichts anderes Konzentrieren als auf diese geheime Bibliothek von der uns die Köchin erzählt hatte und das war auch schon wieder über eine Woche her. Zuerst habe ich mich voll in die Prüfungsarbeit gestürzt einfach um alles andere auszublenden. Dass die Raben meine Eltern getötet haben. Dass die Raben meine Eltern getötet haben.

Nachdem ich diese Sache von Lady Bentley erfahren hatte, bekam ich erneut schlimme Albträume. Cara hat den anderen nichts davon erzählt und das ist auch gut so. Ich will einfach nicht schwach aussehen. An meiner alten Schule haben sie mir mitleidige Blicke zugeworfen und sobald ich zu ihnen kam sind alle Gespräche verstummt. Zum Glück bin ich nun an der FEA gelandet.

Ich tippte Tom sanft an seiner Schulter an. Sofort schreckte er hoch. Noah begann wieder zu sprechen: „Also unser Plan sieht folgendermaßen aus..."


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