Sommer zu Herbst

57 8 0
                                    


Ich zog meine Jacke enger und trotzdem durchfuhr mich der eisige Wind, der über das Meer zu uns wehte. Die raue Seeluft zerrte an mir und totes Laub umwirbelte meine Füße. In den letzten Wochen war es kalt geworden und der Seewind hatte das absterbende Laub von den Bäumen gerissen. Jetzt waren sie kahl und leer und der Herbst ließ sich nicht mehr leugnen.Immerhin hatten wir mittlerweile den blödenArrest von der Feuerwerksnacht nicht mehr.

Cara trat hinter mich und eine Weile schauten wir gemeinsam die Dünen hinunter aufs Meer. Trotz der kühlen Temperaturen surfte ein einzelner Surfer in den rauen Wellen. War sicher ein Wassermagier, denn sonst wäre das mehr als unvernünftig gewesen.

„Du schaffst das schon", sagte sie leise und strich sich ihre Haare aus dem Gesicht.

„Und was ist mit dir?" erkundigte ich mich ebenso leise. Es war ein Wunder, dass wir uns bei dem Wind überhaupt verstanden. Sie antwortete nicht und ich fuhr sanft fort. „Noah wird wiederkommen und dann kannst du ihm zeigen, was du alles gelernt hast." Ich wollte sie motivieren, doch es schien nicht zu funktionieren „Sechs Wochen sind eine lange Zeit und ich weiß nicht, wann Noah wiederkommen darf." 

Ich beobachtete den Surfer und vermutete: „Sicherlich wird er alles aufholen können und die Prüfung ebenfalls bestehen." Meine Freundin lachte auf und ich schaute zu ihr hinüber.

„Darum mache ich mir keine Sorgen. Noah ist sehr talentiert."

Schmunzelnd dachte ich an die Nacht, wo er mit spielender Leichtigkeit Feuer und Luft zu einem gigantischen Tornado vereint hatte, zurück. Es war der magischste Moment gewesen, den ich bisher erlebt hatte. Lady Bentley hatte überreagiert und ich fühlte mich ein wenig schuldig, weil Noah das alles für mich gemacht hatte.

„Du brauchst dich nicht schuldig fühlen" sagte Cara lächelnd und ich lief rot an.

„Sieht man mir das so an?"

Cara nickte und meinte: „Noah hätte seine Show so oder so irgendwann abgezogen. Egal ob du gekommen wärst oder nicht. So ist er eben. Ich meine..." sie strich sich ihre Haare zurück „... es war ja auch nicht die erste."

Vergnügt dachte ich daran, dass Noah sicherlich schon für den einen oder anderen Streich gesorgt hatte. Kein Wunder, dass ich ihm am ersten Tag getroffen hatte, als er grade vom Nachsitzen zurückkam. Nein, es wunderte mich wirklich nicht.

„Einmal hat er im Speisesaal eine riesige Essensschlacht organisiert. Alle haben mit ihren Elementen das Essen nur so durch die Gegend zischen lassen. Noah ist natürlich schnell abgehauen, bevor die Lehrer eingriffen haben und bis heute weiß keiner, wer die Schlacht begonnen hat."

„Stimmt", erwiderte ich. „Davon habe ich schon mal am Rande etwas gehört. Vor paar Wochen hörte ich, wie sie einen neuen davon berichtet haben. Ich hätte mir denken können, dass er Noah war."

„Er hat mir einen Brief geschrieben....", sagte Cara auf einmal und wollte grade etwas erzählen, als Kelly neben uns trat und etwas außer Atem sagte: „Das seit ihr beiden ja. Ich habe euch schon überall gesucht."

Sie kniff die Augen zusammen und starrte aufs Meer. „Sag mal, ist das Dean Luan da hinten?!"

Cara und ich grinsten uns mit bedeutungsvollen Blicken an und grinsten.

„Ach Leute, sagt bloß, ihr kennt ihn nicht?", sagte Kelly entrüstet. Cara erwiderte sofort:

  „Doch schon, ich habe ihn schon einige Male gesehen.." und ich ergänzte: „Ja, er ist bei den Fortgeschrittenen Wassermagiern – wenn er das da unten ist. Sieht für mich aus, wie ein ganz normaler irrer Junge. Ich meine, bei dem Wetter zu Surfen ist echt gefä..."

Die FEA ChronikenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt