34.//Alles braucht seine Zeit.

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Natürlich hatte ich jeden einzelnen Satz den er zu mir gesagt hat zu Kenntnis genommen,aber mich beschäftigte eigentlich nur der letzte Satz den er gesagt hat,bevor seine Stimme brach.

"...nicht dich auch noch..."

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"Wie meinst du das?"fragte ich ihn direkt ohne Anstalten zu machen.
Ich merkte wie sehr ihm dieser Punkt verletzte.
Wie schwer es ihm fiel darüber zu reden.
Übel würde ich ihm es keines falls nehmen,wenn er jetzt garnicht's sagen würde,aber auch ich konnte genauso wie er nicht einfach so zuschauen und ihn damit alleine lassen.
Ich rückte etwas näher zu ihm,legte meinen Finger unter sein Kinn und drückte es leicht nach oben,damit ich ihn in seine jetzt wieder einmal wässrigen Augen zu schauen konnte.
"Nicht wieder weinen,okay?"
Meine Stimme klang sanft und ich sah wie er ein schwaches Lächeln über die Lippen brachte.
Langsam zog er sein Kinn von meinem Finger und schaute mich ohne meine Hilfe an.
Mit einen seiner Hände wischte er sich mit dem Handrücken über die Augen.
Danach verschränkte er seine Hände nervös ineinander.
„E-es ist ja nicht so,dass ich nicht reden wollen würde..."fing er vorsichtig an.
„Eigentlich denke ich auch nicht so oft daran.Doch,wenn der Gedanke dann da ist...Da bekomm ich...kein einziges Wort heraus.Es fällt mir einfach schwer,und...
Ich will es irgendwie immer noch nicht wahr haben."
Mein Verstand sagte mir,dass ich heute nicht mehr aus ihm rausbekommen würde.
Es fiel im anscheinend schwer darüber zu reden,was nicht schlimm ist.
Vielleicht sollte ich ihm noch etwas Zeit dafür geben.Manche,nein...Viele Sachen brauchen einfach nur Zeit.Er weiß ja jetzt,dass er immer zu mir kommen kann,wenn er etwas auf der Seele hat was ihn bedrückt.
Oder?
Ich würde ihm immer zuhören.
Und anderes herum war es genauso.
Der Gedanke daran,dass ich ihm wirklich vertrauen könnte,brachte meinen Magen dazu sich auf eine Angenehme und Vorallem ungewohnte Art und Weise zu verziehen,so das mir kurz die Luft wegblieb.
„Es ist okay,Taehyung."sagte ich mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen,auch wenn dieses etwas komisch aussah,weil ich mich immer noch nicht daran gewöhnt hatte,dass ich jetzt auch Lächeln konnte.
„Ich hab gemerkt,dass es dich sehr...Naja belastet? Oder sagen wir es so...Es fällt dir einfach schwer darüber zu reden ohne dabei so etwas wie schmerzen zu empfinden.
Wenn du es mir erzählen möchtest,mir es anvertrauen möchtest,dann...
Dann lass es mich wissen."
Am Ende meines Satzes brach meine Stimme etwas schüchtern in sich zusammen und ich merkte wie mir die Röte in's Gesicht Schoß.
Dennoch hielt ich den Blickkontakt aufrecht.
Ich glaube das war grade echt angebracht.
„Danke...D-das bedeutet mir extrem viel..."
Aus irgendeinem Grund schossen ihm erneut Tränen in die Augen.Seine Mundwinkel zogen sich aber leicht nach oben.
Diese Reaktion hatte ich nicht erwartet und deuten konnte ich sie auch nicht recht,aber mir war bewusst,dass sie liebevoll und keines Weg's traurig gemeint war.
Gerade als ich noch etwas sagen wollte,hörte ich wie sich ein Schlüssel in die Haustür meiner Wohnung steckte,und sich im Schloss herum drehte.Kurz darauf folgte ein klacken einer Türklinke.
„Ich bin wieder daa!"hallte eine weibliche Stimme aus dem Flur in mein Zimmer. Trotz der geschlossen Zimmertür hörte man den Ruf deutlich.
Musste Mom grade jetzt wieder kommen?
Ist das Ihr Ernst.?
„Deine Eomma?"fragte Taehyung grinsend und die Miene von grade war wie weggeblasen.
„Mmm,ja.Leider."grummelte ich.
Daraufhin lachte Taehyung und schlug mit seiner Hand leicht gegen meinen Oberarm.
Sein Lachen tat nach diesem ernsten Gespräch so unglaublich gut.
Es war einfach alles so wie vorher.Nicht's hat sich zwischen uns verändert.
Klar,wissen wir jetzt einiges mehr voneinander,aber die enge..naja Freundschaft würde ich behaupten ist immer noch da,und das fühlte sich einfach befreiend an.
Einen weiteren Moment wollte ich seine Anwesenheit, und die Zeit die grade perfekt schien, genießen.
Zum ersten mal seit langem fühlte ich mich wirklich befreit.
Eine deutliche Last schien,wenigstens für diesen Moment,von mir gewichen zu sein.
Auch wenn ich ihm eigentlich garnicht's erzählt habe,über mich,über meine Vergangenheit und was sonst noch mit mir los ist,hat Taehyung nicht daran gehindert mit mir zu reden.
Er hat sich entschuldigt,mir gesagt,dass ich ihm...etwas bedeute und ich bin ein Stück weiter an ihn heran gekommen ohne das ich großartig seine Grenzen überschritten habe.
Ich weißt nicht,was ich gemacht hätte,wenn ich ihn nicht zu mir herein gelassen hätte,und ich nicht mit ihm geredet hätte.
Ich wüsste nicht,was dann wäre.
Um so froher bin ich jetzt,dass ich es tatsächlich zugelassen habe.
Ich habe grade zugelassen,dass jemand näher als mir lieb war,an mich herangekommen ist.
Aber,bei ihm...
Bei ihm war es okay.
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{ Your Scars are beautiful. }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt