53.//Bruder.

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"Wieso warst du heute nicht in der Schule?"

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Ich wünschte mir,dass ich niemals gefragt hätte.
Ich hätte meine Fresse halten sollen,und einfach den Moment genießen sollen anstatt ihn zu verschwenden.
Für einen Moment passierte garnicht's.
Keine Reaktion.
Null.
Niemand von uns beiden sagte oder machte irgendwas.
Wir schauten uns beide einfach nur intensiv an,doch dann senkte Taehyung plötzlich seinen Kopf und entfernte sich etwas von mir.
Sofort verschwand das schöne und unbeschreibliche Gefühl seiner Nähe und ich spürte wie mich die leere wieder überrollte.
Doch das war grade nicht wichtig.
Schnell schob ich meinen Egoismus beiseite und konzentriere mich auf Taehyung.

"Was Ist los?" Fragte ich und versuchte nicht unsicher zu klingen,was aber nicht ganz funktionierte.
Wieder nicht's.
Wieder antwortete er mir nicht,und zeigte keine Regung.
Es kam mir so vor,als hätte ich garnicht's gesagt.

Vorsichtig näherte ich mich ihm,und dieses Mal war ich derjenige,der mit dem Stuhl rumrutschte.
Aber ich merkte,dass er auf Distanz blieb,er drückte sich mit dem Rücken in die Stuhllehne und knetete unruhig seine Hände.
Es machte mich total nervös.

Ich streckte meine Hand nah ihm aus um ihm die Schulter zu streicheln...

Keine Ahnung,was ich sonst machen sollte??

Es stellte sich jedoch als Fehlentscheidung heraus.
Mit festem Griff umschling er mit seiner Hand mein Handgelenk und hielt mich so von meiner geplanten Berührung ab.
Er drückte viel zu stark zu,sodass ich ein zischen von mir gab.
Aber sollte er ruhig zudrücken.
Jetzt kommt nämlich das,was er neulich versucht hatte zu "verheimlichen".
Das ist das,was er mir nicht sagen konnte.
Das ist das,was ihm diese Schmerzen gab.

Seit dem er sich grad zurück gelehnt hatte wusste ich es.
Es ist das.
Jedoch konnte ich keinerlei zusammen hang erkennen.
Keine Verknüpfung.
Garnicht's.
Taehyung brachte mich aus meinen Gedanken,denn er ob langsam seinen Kopf.
Viele von seinen wuscheligen,braunen Haarsträhnen sind ihm von der Gesenkten Haltung in's Gesicht gerutscht.
Seine Wangen waren leicht erörtert,und seine Augen...
Schimmerten wässrig.
Ein leichter Schleier,der sich spiegelte legte sich um seine Augen und sofort brach es mir das Herz,weil ich ganz genau wusste,dass ich schuld war.
Ich musste ja unbedingt fragen.
Mein Handgelenk umfasste er immer noch mit einer gewaltigen Kraft,und ich konnte spüren,dass ich Morgen sicherlich blaue Hämatome an manchen stellen bekommen würde.
Ich hörte ein leichtes schniefen,und ich wollte wirklich nicht wissen,wem es gehörte,doch ohne mit Taehyung Augenkontakt zu haben,wusste ich das er es war,der das Geräusch von sich gelassen haben muss.
Und ich musste auch kein Hellseher sein,um zu wissen,dass grade die erste Träne aus seinen Augen floss und schnell den Weg zum Boden fand.
Ich musste ihn anschauen.
Ich musste es.

Bleib ruhig,und lass es nicht an dich heran!

Mit diesem Gedanken schaute ich ihn wieder an,und es klappte.
Ich Aktivierte meinen Abwehrkräfte und es bildete sich ein Schutz um mich herum.
Wieso?
Ich wollte nicht auch noch weinen.
Einer reicht der weint,außerdem...
Wollte ich ihn nicht noch mehr enttäuschen.
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte,was Taehyung verletzte,und was nicht,fand er seine Stimme wieder und durchbrach somit unser schweigen und die drückende Atmosphäre.
Auch er traute sich jetzt mich anzusehen.
Kurz fuhr er mit seinen Augen über mein Emotionsloses Gesicht,und musterte mich,bevor er sprach.

"Mein Bruder ist vor genau einem Jahr gestorben."

Nach dem er diesen heftigen Satz ausgesprochen hatte verzog er sein Gesicht.
Seine Augen kniff er fest zu und sein Mund wurde zu einer schmalen Linie.
Er fing heftig an zu schluchzen und viele weitere Tränen bannten sich den Weg an die Oberfläche und liefen ihm ohne Unterlass an seinen Wangen herunter.
Ich weitere meine Augen,aus purem schockt.
Ich hätte mal wieder mit allem gerechnet,aber nicht damit.
Doch ich konnte grade nicht darüber nachdenken,jetzt musste ich für ihn da sein,so wie er sonst immer mich gestützt hat.
Taehyung fiel mir schon fast entgegen,als ich in in meine schwächlichen Arme zog.
Feste drückte er mich an sich und ließ mein Handgelenk auch endlich mal los.
Seinen Kopf drückte er gegen meine Brust,und seine Hände hielt er sich schwächlich in's Gesicht.
Ich spürte wie er zitterte,weshalb ich meine Hand vorsichtig über seinen Rücken gleiten ließ.
Meine andere Hand wanderte hoch zu seinem Hinterkopf und fing dort an behutsam seinen Kopf zu streicheln.
Ich weiß nicht wie lange wir beide da so saßen.
Taehyung am wimmern und am weinen und ich tröstend und innerlich komplett verloren,weil ich keinen vernünftigen Weg wusste um ihm zu helfen.

{ Your Scars are beautiful. }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt