57.//Trance.

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Alles blieb stehen.
Alles rauschte an mir vorbei.
Es kam mir so vor,als wäre ich high und
würde rein garnicht's mehr wahrnehmen,außer einen Satz,der
sich in Endlosschleife in meinem Kopf wiederholte,und sich tief in mein Gedächtnis einbrannte.
Immer und immer wieder.

„Deine Eomma ist gestorben."
„Deine Eomma ist gestorben."
„Deine Eomma ist gestorben."

Nein.
Nein.
Wie konnte das passieren?
Was ist passiert...
Was nur...

Verschwommen nahm ich eine Person wahr die vor mir stand und mir ihrer Hand in Zeitlupe vor meinem Gesicht rumwedelte.
Ich konnte ebenfall's erkennen,das diese Person ihren Mund bewegte und etwas zu mir sagte,doch die Worte drängten sich nicht zu mir durch,das einzige,was ich wahrnahm,war ein Piependes Geräusch in meinen Ohren,wie es in Filmen immer der Fall war.
Mein Herzschlag schlug viel zu langsam.
Ich fasste mir daraufhin an die Brust und wischte mir mit meine Ellenbogen die bei der Aufregung entstandenen Schweißperlen von der Stirn.
Es sollte ein Sturm der Verzweiflung und der Trauer in mir wüten,doch dies war nicht der Fall.
Ich fühlte mich leer.
Da war nicht's mehr was mich ausmachte.
Es schmerzte.
Es schmerzte so sehr zu merken,dass du endgültig aufgehört hast zu existieren.
Noch nicht mal's weinen könnte ich in diesem Moment.
Noch nicht mal's schreien konnte ich.
Ich konnte garnicht's.
Unfähig mich zu bewegen stand ich wie eine leere Hülle im Türrahmen und starrte in's leere.
Ich bemerkte wie mich zwei Hände an den Schultern packten und mich schnell schüttelten.
Fast schon panisch löste sich der Griff wieder und die Hände wanderten zu meinem Gesicht um es zu umrahmen.
Auch hier übten sie Druck aus,doch das nahm ich nicht mehr wahr.
Auch dieses Gefühl grade angefasst zu werden verschwand einfach.

Weg.
Weg.
Weg.
Ich musste hier weg.
Einfach nur weg.
Ohne das ich irgendwas dagegen tun konnte bewegten sich meine Beine vorwärts.Sie lösten sich aus ihrer Starre.
Ich merkte wie etwas noch kurz an meinen Klamotten zerrte,ehe es mich los ließ,und mich gehen ließ.
Wie von Zauberhand bewegten sich meine Beine.
Ich stieg irgendeine Treppe hinunter.
Ich wusste schon garnicht mehr wo sie hinführte,geschweige denn wo ich hier war.
Es wurde alles verdrängt.
Verdrängt von einer Mauer.

Sie richtete sich wieder auf,und bildete einen Schutzfilm um mich.

Ich drückte eine Tür auf und mir peitschte kalte Luft entgegen.
Es roch stark nach Regen.
Ich ließ den Eingangsbereich hinter mir.
Meine nackten Füße trafen auf einen durchnässten Boden,doch ich spürte die Kälte,die mich grade noch durchströmt hatte bereits nicht mehr.
Ich lief einfach weiter und ließ das Gebäude hinter mir.
Ich wusste nicht wo meine Beine mich hintrugen,doch sie müssten es wissen.
Keines Weg's wehrte ich mich nicht dagegen,und ohne dagegen anzukämpfen trugen sie mich weiter zu einem Ziel,dass ich nicht wusste.
Ich irrte durch die Straßen.
Wie in Trance schaute ich mich um.
Alles schien falsch zu wirken.
Autos fuhren in Zeitlupe auf den Straßen an mir vorbei.
Fußgänger gingen an mir vorbei und musterten mich mit eigenartigen Blicken.
Die trüben Pfützen platschten unter meinen Füßen,wenn ich in eine Tritt,und auch die Wassertropfen die leicht hoch spritzten schien in einer langsameren Geschwindigkeit zu leben.

Wie konnte man so in Trance sein und alles um einen herum Wahrnehmen,obwohl man eigentlich nicht's von alle dem wirklich mitbekam?

Auch mein Zeitgefühl hatte ich mit all den ganzen anderen Empfindungen ebenfalls verloren.
Ich wusste nicht wie viel Uhr wir hatten,geschweige denn ob das überhaupt wichtig war jetzt zu wissen.

Mit einem Ruck blieben meine Beine stehen.
Kurz drehte sich meine ganze Welt,und ich konnte helle Lichtpunkte in meine Augen tanzen sehen.
Ich konnte nicht erkennen wo ich jetzt war,wo meine Beine mich hingetragen hatten.
Meine Sicht war verschleiert,und die aufflackernden Lichtpunkte trugen ebenfalls dazu bei,das mir fast schwarz vor Augen wurde.

Meine Beine machten wieder einige Schritte nach vorne.
Zwei Schritte.
Dann drei weitere.
Fast wäre ich über eine kleine Stufe gestolpert,doch mein Körper regierte erstaunlich schnell und ich fing mich an einer Art Rahmen ab.
Es stellte sich wirklich als ein Türrahmen eines Hauses heraus.
Ich befand mich in einem Flur,und stolperte die vor mir liegenden Treppenstufen nach oben.
Unbeholfen stützte ich mich mit einer Hand am Geländer ab.
Ständig flatterten meine Augenlieder,weswegen ich meinen Kopf mehrmals zu schütteln began.
Ich lief gegen irgendwas.
Nochmal.
Und nochmal.
Ich schenkte den Geschehnissen keine weitere Beachtung,bis mich irgendetwas an den Schultern fest hielt.
Ich spürte,das es Hände waren.
Jedoch waren es nicht nur zwei sondern Vier.
Doch ich ließ mich nicht beirren.
Ich lief gegen diese Personen die mich von hinten auf der Treppe festhielten an,und da sie nicht wirklich kräftig zupackten löste sich schon bald ihr Griff und ich stolperte weitere Stufen hinauf.

Mit einem Ruck blieb ich jedoch stehen,als ich auf der nächsten Etage ankam.
Eine Wohnungstür stand sperrangelweit offen.
Rot-weißes Flatterband war um die Tür als Absperrung angebracht worden.

Mit einem Schlag nahm mein Gehör wieder Töne war.
Mit einem Schlag wurde es laut.
Menschenstimmen überall.
Es hallte schrecklich.
Ich hielt mir erschrocken die Ohren zu und kniff meine Augen fest zusammen.
Meinen Körper krümmte sich dabei.
Erneut packten mich zwei Arme von hinten,doch es fühlte sich anderes an als die zuvor.
Sie hielten mich nicht nur fest,sondern umschlungen mich komplett und zogen mich in eine Umarmung.
Ich ließ mich wie auch vorhin von meinen Beinen,einfach mitreißen und kämpfte nicht dagegen an.
Erneut tanzten Punkte in meinem Sichtfeld herum.
Nur dieses Mal stachen sie mir in die Augen.
Ich löste meine Hände von meinen Ohren und drückte sie gewaltvoll auf meine Augen,in der Hoffnung,dass es aufhören würde.

Es sollte aufhören!
AUFHÖREN!

Ich unterdrückte das Stechen und meine Hände fielen mir leblos von meinem Gesicht.
Ich war mit samt der Person auf die Knie gefallen,und spürte den kalten Flurboden an meinen nackten Beinen.
Meine Welt drohte in ein dunkles Loch zu fallen.
Meine Sicht wurde immer schwummriger,sodass ich nicht mals mehr richtige Umrisse erkennen konnte.
Das letzte was ich sah,
was ich noch erkennen konnte,
bevor ich mich geschlagen gab,und mich der Dunkelheit hingab,
war eine große Blutlache die sich im Eingangsbereich breit machte,mit einem Schatten.

Ich war froh,dass ich nicht erkennen konnte,wer sich hinter diesem Schatten verbarg.

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{ Your Scars are beautiful. }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt