Badass

19 | Ein unerwarteter Anruf

• Hillsong Young & Free - Sinking Deep •  

»Und wie war's?«, frage ich Aaron, als ich mich zu ihm in die Cafeteria setze. Während ich gerade vier Stunden lang im Prüfungsraum saß und eine der idiotischsten Textstellen aus Hiob analysieren konnte, durfte Aaron seine vierstündige Matheklausur schreiben. Ich frage mich immer noch, wie man Mathe als Leistungskurs belegen kann. Vermutlich werde ich es nie verstehen. Aber Aaron scheint zufrieden mit seiner Leistung zu sein, denn er strahlt über das ganze Gesicht, als er mich sieht. »Super«, meint er. »Die Klausur war echt einfach. Und bei dir?«

»Ganz okay«, antworte ich und schaue Sara an, die mich mit einem so finsteren Blick mustert, dass ich kurz zusammenzucke. Im Ernst, ich kann nicht verstehen, wieso Aaron mit dieser Schlange zusammen ist. Als er uns Sara vor etwa anderthalb Jahren vorgestellt hat, wussten Loreen und ich von Anfang an, dass wir sie nicht leiden können - unter anderem, weil Loreen mir ein paar Tage zuvor noch versprochen hat, Aaron endlich ihre Gefühle zu gestehen. Sie war am Boden zerstört, als er uns schließlich erklärt hat, dass er mit Sara zusammen ist.

Ich bin mir nicht sicher, ob er sie wirklich liebt. Aaron ist zu nett für so ein fieses Mädchen, zumal sie ihn wirklich auf Händen und Füßen angebettelt hat, mit ihm auszugehen, nachdem er beim ersten Mal Nein gesagt hat und weil Aaron nun mal so nett ist, hat er ihr eine zweite Chance gegeben. Am nächsten Tag hat er uns dann schließlich gebeichtet, dass die beiden jetzt ein Paar sind. Er wirkte nicht sehr glücklich, dafür ist Sara umso glücklicher und trällernd herum gehüpft und hat sich regelrecht auf ihn geworfen.

Manchmal glaube ich, dass Aaron es nur mit ihr aushält, weil er ein zu großes Herz hat, um mit ihr Schluss zu machen. Wenn er wüsste, dass Loreen sich wochenlang bei mir ausgeheult hat, als sie von ihrer Beziehung erfahren hat, hätte er sich seine Entscheidung bestimmt noch einmal überlegt. Auch wenn er Sara gegenüber immer ziemlich loyal ist und uns offen sagt, dass er es nicht gut findet, dass wir so oft über sie herziehen, weiß ich, dass er, wenn es darauf ankommt, hinter uns steht. Wir sind Freunde seit ich denken kann und das wird nichts und niemand zerstören, auch keine verdammte Sara, die versucht, ein Keil zwischen uns zu treiben.

Ich will sie gerade fragen, wie ihre Klausur gelaufen ist - nicht weil es mich interessiert, sondern einfach nur um höflich zu sein - als sie den Kopf in alle Richtungen streckt und mich schließlich wieder mit einem misstrauischen Blick beäugt. »Wo ist Loreen?«

»Krank«, sage ich. »Sie hat mich heute Morgen angerufen und gemeint, dass sie sich erkältet hat.«

»Ja stimmt«, mischt sich Aaron ein und sein Blick wird besorgt. »Mir hat sie heute Morgen auch eine SMS geschrieben. Wenn es ihr später besser geht, können wir ja nach der Schule bei ihr vorbeifahren und sie ein wenig aufheitern.«

Ich grinse Aaron an. Vermutlich gibt es in diesem Moment nichts, was Loreen glücklicher machen würde, als ein Besuch von ihrem Schwarm und besten Freund. »Ja, das hört sich gut an. Ich schreibe ihr gleich mal und frage sie, ob wir später vorbeikommen können.«

Sara, die neben Aaron sitzt, schnaubt. Ich sehe sie an und hebe die Brauen. Wenn sie jetzt glaubt, dass wir sie auch einladen, hat sie sich geschnitten. Als wäre es nicht schon schlimm genug, sie jeden Tag in der Schule ertragen zu müssen. Loreen wird ihr den Kopf abreißen, wenn sie auch nur einen Fuß in ihr Haus setzt und dann wird sie mir den Kopf abreißen, weil ich Sara ins Haus gelassen habe.

»Was ist?«, frage ich.

»Krank - ja sicher«, höhnt sie und lacht bitter auf. »Ich wette, sie wollte sich einfach nur vor der Klausur drücken.«

Ich sehe Sara an, schaue dann kurz zu Aaron, der genauso fassungslos schaut, und starre dann wieder Sara an. »Wie bitte?«

Sara zuckt bloß mit den Schultern. »Loreen ist halt nicht die Schlauste und gönnt sich ein paar Tage mehr, um zu lernen.«