53 | Der Anfang vom Ende

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• Jason Walker - Down •

Caleb wohnt jetzt schon seit drei Wochen bei uns. Es war nicht wirklich schwer, die meisten Leute davon zu überzeugen, dass er vorerst bei uns bleibt, nur mein Vater hat sich Anfangs ziemlich schwer getan damit, einen fremden, kleinen Jungen einfach bei sich wohnen zu lassen. Mein Vater ist nicht herzlos, ich denke, es ist menschlich misstrauisch zu sein. Nachdem er Caleb aber kennengelernt hat und ich ihm grob erklärt habe, was passiert ist, hat er sich vorerst mit dieser Lösung angefreundet.

Alec ist für die nächsten Tage zurück zur Uni gefahren, aber er hat versprochen am Wochenende zurückzukommen. Die letzten Wochen scheinen ihm gut getan zu haben. Er hat endlich wieder eine gesunde Farbe im Gesicht, seine Augenringe sehen nicht mehr so ungesund aus und er isst auch wieder mehr. Zum ersten Mal seit Wochen habe ich das Gefühl, dass alles gut werden kann.

Ich komme gerade von der Schule, als ich Caleb wieder vor einem seiner Videospiele sitzen sehe. Vielleicht ist das seine Art vor der Realität zu flüchten. Jeder hat seine eigene Art, Sachen zu verarbeiten und das scheint seine zu sein.

Caleb kam mir bis vor einigen Wochen immer wie ein glückliches und unbeschwertes Kind vor, aber vielleicht ist er auch einfach die Art von Mensch, die einem ins Gesicht lacht, obwohl sie schon viel zu viele Risse in ihrer Seele tragen. Es gibt Menschen, die ihr Lächeln nie verlieren, egal wie oft das Leben sie auch zurückwirft. Solche Menschen habe ich schon immer bewundert. Ich glaube, Caleb ist gar nicht klar wie stark er eigentlich ist.

Meine Eltern sind nicht zu Hause. Caleb und ich sind alleine. Zum ersten Mal seit Wochen.

»Hey«, sage ich leise und bleibe am Türrahmen stehen. Caleb sieht von dem Bildschirm auf, an dem seine Augen bis jetzt regelrecht geklebt haben. Er nickt mir kurz zu und widmet seine Aufmerksamkeit dann wieder seinem Spiel.

»Wie geht es dir?«, frage ich, während ich meine Tasche am Wohnzimmertisch ablege und unruhig im Raum stehen bleibe.

»Gut«, sagt er kurz, dann sieht er mich an und schenkt mir ein Lächeln. »Mir geht es besser. Dank dir und deinen Eltern. Sie sind wirklich tolle Menschen. Vor allem deine Mutter.«

Ich lache und gehe langsam auf ihn zu. »Ja, das sind sie. Und meine Mutter ist ganz verliebt in dich.«

Caleb lächelt schwach. »Ich... ich erinnere mich nicht mehr daran, wie es sich anfühlt eine Mutter zu haben, aber wenn es sich so anfühlt, dann wünschte ich, ich hätte auch eine.«

»Du hast eine«, sage ich leise und setze mich neben ihn auf das Bett. Ich lege meine Hand auf seine. »Du hast eine Mutter, die dich von ganzem Herzen liebt und auf dich wartet. Und jetzt hast du noch eine Mutter dazu gewonnen.« Ich zwinkere ihm aufmunternd zu. »Meine Mutter liebt dich. Vertrau mir. Ich glaube, sie liebt dich sogar mehr als mich. Wenn ich nicht aufpasse, steht bald dein Name im Testament und nicht meiner.«

Das bringt Caleb schließlich zum Lachen. Ich lache mit. Mir fällt auf, wie viel jünger er aussieht, wenn er so unbeschwert aussieht. Er sollte öfter lachen.

Nachdem es wieder ruhiger geworden ist und Caleb wieder angefangen hat weiterzuspielen, kratze ich all meinen Mut zusammen. »Kann ich dich etwas fragen, Caleb?«

Er nickt, ohne von seinem Videospiel aufzusehen.

Ich überlege, wie ich anfangen soll und sage schließlich: »Als wir vor ein paar Wochen bei deinem Vater waren, da hat Alec etwas gesagt.«

Caleb stoppt das Spiel und sieht mich an.

»Er hat gesagt, dass euer Vater dabei zugesehen hat, wie Alec versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Wie hat er das gemeint?«

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