16 | Arschlöcher bleiben Arschlöcher

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Jacob Lee - Demons 

Es ist still zwischen uns. Nachdem ich ihm meine Adresse genannt habe, haben wir nicht mehr miteinander gesprochen. Alles was im Auto zu hören ist, ist die laute Rockmusik, die aus den Lautsprechern des Wagens dröhnt. Eigentlich habe ich nichts gegen laute Musik während der Autofahrt, aber in diesem Moment würde ich das Radio am liebsten herausreißen und aus dem Fenster werfen.

Die ganze Zeit über spukt mir der Kuss von eben im Kopf herum. Ich würde Alec gerne fragen, warum er mich geküsst hat - und das nicht nur einmal. Außerdem würde ich ihn gerne noch einmal küssen, ich würde gerne so viel tun - aber schweigend nebeneinander im Auto zu sitzen, gehört definitiv nicht dazu. Zu leugnen, dass ich mich von diesem Mann, der neben mir sitzt, angezogen fühle, ist lächerlich und deshalb tue ich es gar nicht erst.

Ich lehne meinen Kopf gegen das geschlossene Fenster und schaue hinaus auf die leeren, dunklen Straßen, an denen wir stumm vorbeifahren. Insgeheim freue ich mich darüber, dass Alec mir angeboten - wohl eher mich dazu gezwungen - hat, mich nach Hause zu fahren, da die Busse nach acht nur noch selten fahren und ich nicht gerade scharf darauf bin, an einer Bushaltestelle zu erfrieren und bei jedem noch so kleinen Laut zusammen zu zucken. In einer nicht ganz so sicheren Großstadt zu wohnen, ist nicht immer von Vorteil.

Verzweifelt versuche ich mich auf meine Umgebung zu konzentrieren, schaue in die Autos, die neben uns herfahren und beobachte die wenigen, meist ziemlich seltsamen Menschen, an denen wir vorbeikommen, aber umso mehr ich versuche, den Kuss aus meinen Gedanken zu streichen, umso mehr denke ich daran zurück. Unwillkürlich hebe ich die Hand und fahre mit den Fingern über meine Lippen. Sie prickeln immer noch und sobald ich mir vorstelle, wie sich Alecs Mund an meinem angefühlt hat, steigt mir die Hitze ins Gesicht.

Das was wir eben im Wohnzimmer getan haben, war viel mehr als nur ein Kuss. Es ist, als spüre ich seine Hände immer noch da, wo er mich berührt hat. Was würde ich dafür geben, immer noch mit ihm auf diesem Sofa zu sitzen und ihn zu küssen, statt stumm nebeneinander im Auto zu sitzen.

Alec räuspert sich neben mir und zieht mich damit aus meinen Gedanken. Ich schaue ihn an. Er beachtet meinen Blick nicht, starrt weiterhin auf die Straße. Mit einer Hand umfasst er das Lenkrad, während die andere Hand auf dem Schaltknüppel liegt.

»Vorhin an der Schule«, meint er plötzlich und sieht mich an. »Da haben diese Typen behauptet, du seist verrückt.«

Ich atme tief aus, als ich versuche das Szenario von heute Mittag zu verdrängen und nicke langsam, woraufhin sich seine Mundwinkel zu einem Grinsen heben. Er schaut wieder nach vorne auf die Straße und lächelt, während er leise mit dem Daumen auf dem Lenkrad herum trommelt. »Was hast du ihnen angetan?«

»Nichts«, sage ich schnell, als ich mich an die peinliche Situation in der Schule zurück erinnere. Ich hätte mir echt eine bessere Ausrede einfallen lassen sollen, aber die Sache mit dem Hund war das Einzige, das mir in diesem Moment in den Sinn gekommen ist. Wenn ich jetzt zurück daran denke, wird mir übel.

Alec wirft mir einen ungläubigen Blick zu.

»Na schön«, seufze ich ergeben und sinke dabei immer tiefer in meinen Sitz. »Du hast gesagt, ich soll mir etwas einfallen lassen, um Caleb zu helfen...da habe ich Pizza mit reingezogen. Mir ist halt nichts anderes eingefallen«, murmele ich, während ich an einem losen Faden ziehe, der an meiner Hose hängt.

»Pizza?« Er runzelt kurz die Stirn, bevor er plötzlich zu lachen beginnt. »Ach, du meinst deinen erfundenen Hund?«

»Ja«, seufze ich. Alec sieht mich an und erst da fällt mir auf, was ich da eben zugegeben habe. Die Röte steigt mir ins Gesicht, als ich versuche, mich schnell zu verbessern. »Ähm, ich meine natürlich nein. Es gibt ihn wirklich.«

BadassWo Geschichten leben. Entdecke jetzt