Kapitel 3:
Leise Stimmen rissen sie aus ihrer Ohnmacht und holten sie zurück in die Realität. Doch der deftige Tritt in ihre Seite riss sie erst vollkommen aus der heilen, schwarzen Welt und ließ alle Schmerzen wiederkehren. Mit einem Mal war ihr so unglaublich schlecht, dass sie sich am Liebsten übergeben hätte. Doch bevor es dazu kommen konnte, zog sie jemand brutal an den Haaren auf die Beine.
Mit zusammengekniffenen Augen stierte sie den mächtigen Mann vor sich an. Maros stand dort vor ihr, in voller Montur. Die goldene Krone, die mit roten, seltenen und verdammt teuren Rubinen besetzt war, strahlte ihr förmlich entgegen und war nur ein weiterer Beweis seines ungeheuren Reichtums.Auch der rote ,samtene Mantel, der mit weißem Tierfell verziert war, war eines seiner weiteren Zeichen. Hätte nur noch das Zepter gefehlt. Doch im Gegensatz zu diesem edel, angezogen Mann, sah Leina aus wie ein Kind von der Straße. Trotz dessen hob sie stolz ihr Kinn und straffte die Schultern. Ihr Stolz war viel zu groß, als dass sie sich so leicht unterkriegen lassen würde. Sie würde kämpfen bis zum bitteren Ende und wenn es nötig war noch darüber hinaus!
„Da sieht man es wieder! So verwilderte Bürger hatten noch nie etwas Gutes an sich! Sie sind eine einzige Schande und an dir erkennt man doch, wie wertlos ihr doch seid! Ihr gottverdammten möchtegern Räuber!", spöttisch blickte er der jungen Frau ins Gesicht, deren Augen wütend funkelten.
„Ihr seid ein riesiges verlogenes Schwein! Tot gehört Ihr, habt Ihr mich verstanden?! Tot! Und wenn ich persönlich dafür sorgen muss!" Mit voller Verachtung spuckte sie dem mächtigen Mann direkt vor die lackierten Schuhe. Unbeeindruckt beobachtete er die tobende Räuberin, die sich immer heftiger in den Armen der Wache wand. Ihr Kampfgeist war bewundernswert, wenn sie sogar in einer solch aussichtslosen Situation nicht aufgab und ihm sogar versuchte die Stirn zu bieten.
Doch ihre Respektlosigkeit konnte und wollte Maros nicht dulden. Sie würde nur sein Volk gegen ihn aufbringen und ein wütendes, sich wehrendes Volk konnte er nicht gebrauchen, wenn er die Schlacht gegen Illiora gewinnen wollen würde. Schließlich mussten sich sein Volk dafür entschließen in den Krieg zu ziehen.
Mit einem verächtlichen Schnauben entzog der in die Jahre gekommener Mann einem seiner Wachen das Schwert und richtete es bedrohlich auf Olaria. Diese war vollkommen ruhig und gelassen, sie würde ohnehin sterben. Ob hier im Kerker, zwischen verschmutzten, dunklen Steinwänden und Gittern, oder vor dem ganzen Volk auf einem Podest. Und ihr war der Keller auf jeden Fall lieber. Denn dort draußen würde ihr nur so kurz vor dem Tod wieder einmal bewusst werden, dass sie ihre eigene Freiheit verloren hatte. Dort war sie nämlich zum Greifen nah. Über ihrem Kopf würde sich der freie Himmel erstrecken und sie ihr Leben lassen.„Na los! Tötet mich! Zu etwas anderem seid Ihr ohnehin nicht fähig!", provozierte sie weiter, ein höhnisches Grinsen umspielte sogar ihre Lippen. Wenn sie schon starb, dann aber mit Würde und Stolz.
„Ihr seid noch dreister als ich dachte! Und dabei seid Ihr nur eine Frau, eine Schande, doch was will man anders mit solch schmutzigen Menschen machen, hm?", beinahe spielerisch ließ er das Schwert durch seine Hand gleiten. Diese Frau brachte ihn um den Verstand. Noch nie hatte es jemand in solch einer Form mit ihm aufgenommen. Und es würde auch nie mehr vorkommen, denn ihr Leben würde schneller vorbei sein, als sie es sich denken konnte.
„Halte sie richtig fest!", befahl er der Wache, die hinter Olaria stand und nun ihren Druck um ihren Arm deutlich verstärkte.
Wütend presste die Räuberin ihre Lippen zusammen und formte die Augen zu Schlitzen. Der womöglich größte Feigling,dem sie je begegnet war, stand vor ihr und zögerte ihren Tod nur unnötig voraus. Er wollte ihr verdeutlichen welch Macht er besaß. Dass er über Leben und Tod walten würde, dass er mächtiger war als alle Anderen. Als er endlich zum finalen Hieb ansetzen wollte, wurde er erneut unterbrochen.
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Olaria- Legende der Räuber
Historical FictionViele Geschichten kursieren um die Legenden einer Heldin. Eine Heldin, so tapfer, mutig und ungebändigt frei wie die Winde, die gnadenlos über die Länder fegen, dass sie die Eine war, die einen Krieg, scheußlicher als alles was die Einwohner dieser...