Kapitel 10:
Bunte Malereien der berühmtesten Künstler zierten elegant die hohen Wände und führte von den riesigen, goldenen,aufwendig gestalteten Torflügeln bis hin zu einer kleinen Anhöhe. Am Ende des edlen Stoffes, erhob sich ein goldener, mit eingravierten Mustern versehener und an einigen Stellen mit Diamanten besetzter, Thron. Samtene, rote Vorhänge zierten die großzügigen Fenster und ein riesiger, mit Diamanten bestückter Kronleuchter, hing majestätisch von der hellen Decke hinab.
Der große Saal wirkte trotz der vielen Bilder der Königsfamilie und den vielen Verschnörkelungen und Dekorationen, kalt und leer. Eine eisige und furchteinflößende Kälte zierte denSaal, hielt die Meisten auf Abstand. An den Torflügeln standen zwei Wachen, Leibgardisten des Königs, bewaffnet mit Schwert und Dolch in silberner Rüstung. Die Helme auf dem Kopf mit einem auffälligen Muster versehen, um den Bürgern und Wachen zu zeigen, welche Stellung sie hatten, von welcher Wichtigkeit sie waren. Ihre Blicke waren starr ins Leere gerichtet in aufrechter Haltung und angespannt, jederzeitdazu bereit zu reagieren und ihrem Beruf gerecht zu werden.
Ihr König stand vor einem der riesigen Fenster, deren Licht den Saal erstrahlte. Seine Hände waren hinter dem Rücken verschränkt und seine angespannte, wütende Haltung zeugte nur von schlechten Nachrichten. Sein roter Umhang und die goldene Krone strotzten nur so vor Macht und das aufwendig hergestellte Schwert hing in einer edlen Schwertscheide an seinem Gürtel. Den Blick hatte er auf den Schlosshof gerichtet, wo aufgeregtes Treiben herrschte. Gardisten,Wachen und Diener seines Hofes rannten hektisch von einem zum anderen Ort. Er erinnerte sich noch zu gut an die Flucht der Räuberin. Nie hatte er eine Frau gesehen, die so unbeschwert gekämpft hatte und dabei unbewusst sogar drei seiner Wachen ermordete. Ihm war nicht entgangen, welchen Hass sie auf die Königsfamilie hegte. König Maros wollte sie nicht festnehmen lassen ,weil sie eine Verbrecherin war, sondern um ihre Stellung ausnutzen zu können, sie auf seine Seite zu ziehen und Illiora mit ihr erpressen zu können. König Elrik hatte eine Schwachstelle und genau diese galt es zu finden und zu nutzen. Illioras Herrscher hatte einen Fehler begannen, als er der schwangeren Räuberin und ihren zwei Söhnen vor mehreren Jahren half, ihnen seinen Schutz zu sicherte und sie ins Königshaus aufnahm. Die enge Freundschaft zwischen ihm und der damals noch jungen Räuberin würde ihm zum Verhängnis werden. Maros kannte Elrik. Seine sentimentale Seite war zu groß, es war unverantwortlich eine solche Schwachstelle zuzulassen. Er wusste, dass Illioras Herrscher in der entflohenen Räuberin mehr sah, als eine Untertanin. Elrik würde sie um jeden Preis beschützen wollen, denn er hatte ihrer Mutter vor Jahren dieses Versprechen gegeben. Olarias Mutter war mit dieser Freundschaft ein riesiger Fehler unterlaufen und genau das würde sie nun zu spüren bekommen. Maros besaß genug Pläne um Illiora von innen heraus zu zerstören.
Er würde Elriks Reich erobern und ihn ein für alle Male stürzen. Doch dazu brauchte er dringend die entflohene Räuberin zurück. Seine Truppen durchstreiften bereits Salahirs Wälder, bewaffnet bis auf die Zähne und auf alles vorbereitet. Jedoch bekam es ihm überhaupt nicht gut, dass sein Sohn seit der Flucht nicht zurückgekehrt war. Er war keines Falls tot oder daran gehindert worden zurückzukehren. Sein törichter Sohn war der Räuberin hoffnungsvoll verfallen und ihr aus freiem Willen gefolgt. Man hatte ihm die Nachricht am gestrigen Abend überbracht, man hatte die Beiden zusammen gesichtet.
So wütend hatten die Angestellten des Hofes in selten erlebt, so außer sich war er. Maros konnte nicht fassen, wie sein eigener Sohn so verantwortungslos, so naiv hatte handeln können. Warum er ihn, seinen eigenen Vater, hintergangen hatte und mit dieser verteufelten unbekannten Frau geflohen war. Doch die Tatsache, dass die Räubertochter ihn mitgenommen hatte, weckte sein Misstrauen. Keinem Räuber würde je in den Sinn kommen, einen fremden, noch dazu Angehörigen einer Königsfamilie, mit sich kommen zu lassen. Was hatte sie davon? Erhoffte sie sich ein milder ausfallendes Urteil, falls man sie in die Hände bekommen sollte?
Doch sollte es einem Räuber ihres Standes vollkommen egal sein, wie ihr Urteil ausfiel, denn für gewöhnlich nahmen die Räuber ihr Urteil an oder beendeten ihr Leben bevor ihre Strafe eintreten würde. Sie war ihm ein Rätsel, dessen Lösung nur sie selbst kannte. Ein Kontrollverlust, der ihn missmutig stimmte. Auch der verrückt herum springende Hofnarr konnte daran nichts ändern.
In Salahir zerissen sich die Bürger bereits das Maul über den Vorfall vor wenigen Tagen. Natürlich war ihnen die Flucht aufgefallen, denn nicht jeden Tag kam es vor, dass zwei Pferde wie verrückt über ihre Felder rasten und einen Teil ihrer Ernte vernichteten. Die Meisten von ihnen fürchteten sich vor der geflohenen Räuberin. Ihr plötzliches Auftauchen sorgte für Unruhe in den Häusern Salahirs. Ewigkeiten hatten sie nichts mehr von den 'Waldbewohnern' gehört oder gesehen, sodass sie bereits glaubten die Räuber wären weitergezogen.
Ihr König hatte bereits einen Plan sich an seiner Gefangenen zu rächen. Er würde sie qualvoll vernichten und ihr zuerst alles nehmen, was ihr blieb. Ihre Familie würde leiden und sie würde an dem Gedanken, es sei alles ihre Schuld, innerlich zerbrechen. Dann würde ihr nichts mehr bleiben. Olaria würde sich ihm unterwerfen und für ihn dienen, sie wäre seine persönliche Waffe gegen Illiora und nicht würde ihn von diesem Plan abbringen.
Ein unheimlich fieses Grinsen bildete sich auf seinem vernarbten Gesicht. Sie würden alle untergehen und er würde Illiora als sein eigenes Reich ansehen können.
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Olaria- Legende der Räuber
Historical FictionViele Geschichten kursieren um die Legenden einer Heldin. Eine Heldin, so tapfer, mutig und ungebändigt frei wie die Winde, die gnadenlos über die Länder fegen, dass sie die Eine war, die einen Krieg, scheußlicher als alles was die Einwohner dieser...