>22<

85 8 0
                                    

Kapitel 22: 

"Na dann schieß' mal los. Was verschafft mir die Ehre eurer Anwesenheit?" Die drei Reisenden saßen zusammen mit Darian, einigen seiner engsten Vertrauten und seiner Tochter in einer kleinen Höhle an einem langen Tisch. Warme Speisen und unzählige Spirituosen und weitere Getränke waren ihnen zubereitet worden. Während sich Olarias männlichen Begleiter glücklich über das Mahl her machten, unterhielt sie sich mit Darian und seiner Tochter Josefine, die Olaria überglücklich willkommen geheißen hatte.

Darian hatte die Arme vor der Brust verschränkt und blickte die junge Räuberin nun neugierig und auffordernd an. Auch seine Tochter hatte die Ohren für die Wörter ihrer Freundin wissensbedürftig offen.

"Nun ja. Eigentlich ist das Ganze ein wenig kompliziert aber ich versuche euch einfach mal die letzten Wochen nahe zu bringen. Ihr wisst doch sicher von den Problemen, die wir in Helia hatten, nicht?" Auf ihren fragenden Blick hin, antworteten die beiden Zuhörer mit einem stummen Nicken. Etwas unruhig und vielleicht auch nervös fuhr Olaria fort: "Und irgendwie ist die Situation eskaliert. Wir haben mitbekommen, dass der König höchstpersönlich seine Truppen nach uns ausgesandt hatte. Unter ihnen befand sich dazu noch der Sohn des Königs.", flüchtig warf sie dem Prinzen zu ihrer Linken einen Blick zu, ehe sie weite rsprach. "Mein ältester Bruder und ich wurden nahe der Waldgrenze angegriffen und überwältigt. Was mit Dallan passierte, weiß ich bis heute nicht, doch sperrten sie mich im Verließ des königlichen Schlosses ein. Man verlangte von mir den Verrat meiner Familie. Dank des Prinzen konnte ich jedoch fliehen." Nachdenklich hatte sich Darians Stirn in Falten gelegt und seine Hand lag nachdenklich an seinem stoppeligen Kinn. Josefine jedoch hing wie gebannt an Olarias Lippen und fand ihre Geschichte mehr als aufregend.

"Meine Familie starb bei einem Überfall auf unsere häuslichen Höhlen. Zur Zeit war ich nicht an Ort und Stelle um ihnen Hilfe zu leisten, so fand ich sie später im Wald und erwies ihnen die letzte Ehre. Tja und auf der Durchreise nach Illiora kamen wir irgendwie hier hin." Gespannt wartete die Brünette auf eine Reaktion der Anwesenden. Jedoch schien jeder für einen Moment in Gedanken versunken zu sein, denn niemand regte sich. Sogar Lucian und Cyrian hatten aufgehört zu essen und hatten ihrer Stimme gelauscht.

Darian war der Erste der sich wieder fing. "Klingt, als hättest du in den letzten Wochen viel Mut aufbringen müssen um zu Überleben. Ich möchte nun auch nicht weiter nach fragen, wie ihr euch alle zusammen gefunden habt.", er deutete mit einem kurzen Kopfnicken auf die kleine Gruppe, die ihm gegenüber saß. "Jedoch würde mich euer weiteres Vorgehen interessieren, denn vielleicht kann ich euch sogar meine Hilfe zukommen lassen."

"Nun, der Plan war ursprünglich so schnell wie möglich König Maros zu stürzen, doch hat sich das Blatt gewendet. Ich denke mal unser nächstbestes Ziel wird Iskvid sein, denn die Vorräte werden langsam knapp und da diese kleine Stadt recht nahe an Illioras Hauptstadt liegt, sollte die weitere Reise sich nicht als allzu schwierig erweisen. Zudem soll es dort mitunter die besten Pferde in der Umgebung geben und diese würden uns die Reise wesentlich erleichtern." Olaria schloss sich kurz, denn ihre Zeit wurde knapp. Es würde nicht mehr lange dauern und Maros würde wahrscheinlich versuchen auf kleinere Dörfer und Städte Illioras überzugreifen.

"Nicht schlecht durchdacht. In der Tat leben dort einige der besten Pferdehändler. Ich kenne sogar einige von ihnen und ich wette mit euch, durch ein wenig guten Zuspruch und Bestechung, würden diese Händler niemanden verraten, dass ihr dort wart und euch die Tiere wahrscheinlich sogar günstiger verkaufen. Ich werde gleich einen Boten dort hin schicken und euch gleich noch eine Unterkunft besorgen. Ihr könnt die Nacht gerne hier verbringen. Wir werden uns um alles andere kümmern." Gab der Räuber preis und erhob sich von seinem Stuhl. Die anderen Räuber folgten seinem Beispiel und verließen daraufhin die kleine Höhle. Zurück blieben lediglich Darian, seine Tochter und die drei Gäste der Räuberfamilie.

"Aber ihr wisst doch hoffentlich wie leichtsinnig und verteufelt euer Plan ist, oder?" Mit hochgezogener Augenbraue musterte der stolze Räuber seine Gäste, insbesondere Olaria, die für ihren überaus großen Leichtsinn bereits negativ aufgefallen war. Außerdem ließ sie sich zu häufig von ihren Gefühlen leiten und handelte sich damit eine Menge Ärger ein. Er hatte bereits damit Erfahrungen machen müssen. Sehr zu seinem Leidwesen.

Ein empörtes Schnauben entfuhr Olaria, als sie seinen Wink verstand und verschränkte trotzig ihre Arme vor der Brust. "Aber wie du sehen kannst, lebe ich trotz allem noch, dass heißt so falsch können meine Entscheidungen wohl nicht gewesen sein!", versuchte sie sich zu verteidigen. Doch scheiterte ihr Versuch kläglich, denn Darian kannte sie zu gut. Ein belustigtes Grinsen umspielte seine Lippen und eine Augenbraue hatte er abschätzig gehoben. "Sicher doch. Und genau deswegen schleppst du einen fremden Hinterwäldler und einen zu wenig denkenden Prinzen mit dir herum. Soll ich mehr sagen?"

Ungehaltene Töne verließen die Kehlen der beiden jungen Männer, denen die Beleidigungen wohl nicht so sehr gefielen, wie sie es bei Darian taten. Als Lucian ihm bereits eine giftige Antwort geben wollte, hob Olaria warnend eine Hand und ließ ihn somit inne halten. "Woher?", fragte sie nur fassungslos. Sie hatte gedacht er wüsste nichts von Lucians Existenz.

"Also ich bitte dich, so viel wirst du mir ja wohl noch zu trauen können. Ich habe den lieben Prinzen bereits früher erkannt und die Identität des Blondschopfes habe ich mir nur ausgedacht um ihn zu ärgern."

Belustigt musste Olaria schmunzeln. So und nicht anders kannte sie den Bekannten ihres Vaters.

"Vater?", überrascht wendeten sich die Blicke der vier Personen zu Josefine, die sich nervös eine rote Haarsträhen zurück strich und ihren Vater beinahe flehend mit ihren bernsteinbraunen Augen anblickte.

"Was ist denn Fine?"

"Also... äh i-ich wol-wollte dich fragen, ob ich... mich äh den dreien anschließen könnte?"

Ungläubig starrten vier Augenpaare zu der rothaarigen Schönheit, die verlegen auf den Boden starrte und sich nicht traute in die Augen ihres Vaters zu schauen. "Bitte was?!", riefen Olaria und Darian gleichzeitig erschrocken aus. "Auf gar keinen Fall!" "Unter keinen Umständen lasse ich dich mit ihnen ziehen!"

"Aber Vater Olaria kann gut kämpfen, ihre beiden Begleiter bestimmt auch und ich weiß wie man sich verteidigt und verpflegt! Nicht umsonst habe ich jahrelang trainiert! Außerdem habe ich keine Lust hier in diesen gottverdammten Höhlen einsam und unerfahren zu verrotten!"

Eine heftige Diskussion entbrannte zwischen den drei sich streitenden Personen, während Lucian und Cyrian das ganze Geschehen von außen betrachteten und auf ein Ende hofften.

Nach einer Weile wurde es der brünetten Räuberin zu viel. Völlig verzweifelt rief sie also: "Na schön! Dann komm eben mit!" Ein fröhlicher, mädchenhafter Schrei entfuhr Josefine und sie fiel ihrer älteren Freundin glücklich um den Hals, ehe sie sich aufgeregt von ihr löste und beinahe nicht mehr ruhig stehen bleiben konnte. Auch Darian stimmte widerwillig zu.

"Du siehst nicht nur aus wie eine Hexe, du bist auch eine! Eine verdammt Nervige!", murrte Olaria verstimmt, darauf bedacht, dass ihre Freundin dies ruhig mitbekam. Jedoch schien es der Rothaarigen nichts auszumachen, denn sie lief aufgeregt zum Ausgang, mit den Worten: "Ich muss packen!" Diese Euphorie hatte die junge Räuberin vermisst, fiel ihr nun auf und ein kleines, glückseliges Lächeln bildete sich auf ihren Zügen. Irgendwo in ihrem Herzen freute sie sich doch über die Teilnahme ihrer Freundin an ihrer kleinen, unfreiwilligen Reise. 

Olaria- Legende der Räuber Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt