Kapitel 25:
Vollkommen verdattert standen die Beiden noch einige Minuten an dem alten Holzzaun und starrten die vier Pferde an, die in Seelenruhe zu fressen begonnen hatten. Ihnen war es schleierhaft, warum der Händler ihnen gleich so gut Ware für nichts angeboten hatte. Nach einiger Zeit zuckte Olaria einfach mit den Schultern, öffnete das alte Tor und trat auf die Wiese. Der kleine Unterstand, der mit dem Haus verbunden war, beinhaltete glänzendes Sattelzeug und eine Rüstung, die die junge Räuberin stutzen ließ. Diese Rüstung sah so aus, als wäre sie extra für den Krieg gemacht worden, als wäre sie für sie gemacht worden, denn in säuberlicher Schrift waren einige Runen in das glänzende Metall geritzt wurde, eine alte Sprache, die nur die Räuber mehr sprachen. Neben den Runen befand sich ein ebenfalls eingeritztes, goldenes Flügelpaar, wie das auf ihrem Schwert. Und Olaria konnte in den Runen ihren Namen erkennen.
Die jungen Menschen hatten die Pferde schnell reisebereit gemacht. Und so ritten sie durch die Straßen, auf zwei stolzen Pferde mit einem weiteren als Handpferd neben ihnen. Vor Schreck wichen einige Menschen den Reitern aus, was Olaria ihnen nicht verübeln konnte, schließlich war ihr Schwert gut sichtbar für die Bewohner Iskvids und ihr Pferd trug eine glänzende Kriegsrüstung, an der auch das Schwert befestigt war.
Kaum hatten sie den Marktplatz erreicht, stürmten eine aufgebrachte Josefine und ein gehetzter Cyrian auf sie zu. Ihre Gesichter zeigten deutlich ihre Unruhe und die großen Taschen, die sie trugen, schienen sie nicht glücklicher zu stimmen. Als sie bei ihnen ankamen, rief die rothaarige junge Frau nur zu ihnen herauf: "Wir müssen verschwinden! Soldaten sind auf dem Weg hier her!" Ohne zu zögern schwangen sich die beiden auf die bereitstehenden Pferde und befestigten die Taschen an den Sätteln. Unruhe hatte sich bereits unter den Bewohnern breit gemacht und auch ihre Pferde konnten nicht mehr still stehen.
"Erklärt mir sofort was hier los ist!" Die Räuberin hatte sich mit ihrer aufgebrachten Stimme das Gehör ihrer Begleiter verschafft und hatte nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. "Maros' Soldaten! Sie kommen! Ein Botschafter Darians hat uns soeben informiert! Schnell wir müssen jetzt sofort hier weg!" Ihre Stimme vermischte sich mit der tief sitzenden Hysterie in ihrem Inneren und auch der Rest der Truppe verstand sofort. Würden sie nicht auf der Stelle verschwinden, so würde hier bald ein reines Blutbad herrschen und ihre Ankunft im Schloss würde sich nur weiter verzögern, das wusste die gebürtige Räuberin sehr wohl. In ihrem Magen bereitete sich ein ungutes Gefühl aus, als sie daran dachte, die armen Bewohner einfach zurück lassen zu müssen, ohne sie warnen zu können. Denn würde sie dies tun, so war eine Massenpanik gewiss.
"So kommt doch endlich!", drängte die rothaarige Schönheit panisch. Lucian verstand sofort und trieb sein Pferd harsch an. Auch Cyrian folgte ihm, genau wie Fine. Nur Olaria blieb zurück und blickte sich noch einmal um. Die Dorfbewohner hatten sich in einem großen Kreis um sie versammelt und starrten sie unverhohlen an. Einige weinten verzweifelt, es war ihnen deutlich anzusehen, wie sehr sie sich fürchteten. Doch waren ihr die Hände gebunden, zumindest solange Maros noch lebte. Und wenn er starb, würde sie all diese Menschen erlösen. An diesem Gedanken hielt sie fest und ihre Entschlossenheit wuchs erneut. Ihre Blick fiel auf den großzügigen Händler, der in einer der ersten Reihen der Menge stand. Dieser beobachtete sie nur mit ernstem Gesicht. Als er ihrem Blick begegnete nickte er ihr mit einer eiskalten Miene, Olarias Erlaubnis verschwinden zu können, denn ihr Gewissen hatte es nicht zulassen können, dass sie ohne einen Dank verschwand. Und diese Geste war der einzige Dank den sie ihm überbringen konnte. Auch sie nickte ihm zu und schenkte ihm ein dankbares Lächeln, das er erwiderte. In seinem Blick lag die Hoffnung und Zuversicht auf eine bessere Zeit, die die junge Räuberin her führen sollte.
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Olaria- Legende der Räuber
Ficção HistóricaViele Geschichten kursieren um die Legenden einer Heldin. Eine Heldin, so tapfer, mutig und ungebändigt frei wie die Winde, die gnadenlos über die Länder fegen, dass sie die Eine war, die einen Krieg, scheußlicher als alles was die Einwohner dieser...