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Kapitel 18:

"Hey! Wer ist da?! Los, zeigt Euch!" Olaria blieben zwei Möglichkeiten. Zum Einen könnte sie sich nun umdrehen und versuchen zu fliehen oder aber sie würde sich den Soldaten stellen und sich und den Prinzen in Gefahr bringen. Für einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, einfach zu verschwinden, doch war ihr bewusst, dass die Soldaten sie längst bemerkt hatten und ihnen folgen würden. So entschied sie sich für den letzten ihrer Gedanken.

So selbstsicher wie möglich betrat sie die kleine Lichtung und trat somit in das Blickfeld der Soldaten, deren silberne Rüstungen in der Sonne bedrohlich schimmerten. Ihre Blicke schienen vor Spott nur so zu triefen , als ihnen die junge Frau gegenüber trat. Ein selbstsicheres Grinsen schlich sich auf ihre Lippen, denn es würde ihr zu Gute kommen, wenn die Soldaten sie weiterhin unterschätzen würden. Jedoch hoffte sie inständig, dass der Prinz ihr nicht gefolgt war, denn sonst würde dies die Lage nur noch verschlimmern. Sie war davon überzeugt, dass Lucian kämpfen konnte, doch würden sie dann nicht mehr fliehen können, wenn es zu gefährlich werden sollte.

"Nun wen haben wir denn da? Die kleine Hexe, die unseren Prinzen entführt hat!" Ein älterer Mann trat aus der kleinen Gruppe vor und blickte höhnisch zu Olaria hinüber. Sein Gefolge begann hämisch zu lachen, eine Tatsache, die der Räuberin zeigte, wie schlecht die Männer sie doch einschätzen konnten.

"Keine Sorge ich habe nicht vor lange zu bleiben! Also wenn ihr mich entschuldigen würdet." In ihrer Stimme war keine Emotion zu hören, nur die feste Entschlossenheit und das diabolische Grinsen verliehen ihren Worten etwas bedrohliches, etwas einschüchternes. Auch ihre Augen strahlten eine unangenehme Kälte aus, doch ihre Haltung war so selbstbewusst wie nie. Langsam setzte sie sich in Bewegung auf dem Weg an den Soldaten vorbei, zurück ins Dickicht. Dabei ließ sie ihre Gegner kein einziges Mal aus den Augen. Kein Laut war mehr zu hören und es schien als hätte die Natur den Atem angehalten. Doch diese Ruhe wurde harsch zerstört, als der Mann, der sie bereits verhöhnt hatte, auf sie zu lief und mit gezogenen Schwert vor sie sprang. Wütend funkelte er sie an.

"Ihr geht nirgendwo hin, bevor wir nicht wissen wo der Prinz ist! Nun sagt schon! Wo ist er oder müssen wir es erst aus Euch herausprügeln?!"

"Das könnt ihr gerne versuchen, doch glaubt mir, es wäre schmerzhafter für Euch und Euer Gefolge, als es für mich je sein könnte.", sprach sie monoton und blickte dem Mann vor ihr starr in die Augen.

"Ihr wollt mir drohen?! Ihr die Tochter einer billigen Dirne traut euch das?", spöttisch begann er zu lachen. Olarias Blut begann zu kochen, als sie die letzten Worte hörte. Niemand würde es je wagen ihre Familie zu beleidigen und besonders nicht, wenn ihr Ruf dadurch in den Dreck gezogen werden würde.

"Niemand aber auch wirklich niemand beleidigt meine Familie und besonders niemand wie Ihr! Ihr seid nicht mehr als dreckige Heuchler und genau das werdet ihr immer bleiben!" Ihre Augen funkelten gefährlich und ihre Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammen gepresst. Ihre sonst so weichen Gesichtszüge verhärteten sich. Mit einer flinken Bewegung hatte sie ihr Schwert gezogen und ihren Gegner gestellt. Doch noch bevor sie ihm mit der Klinge die Kehle aufschlitzen konnte, griffen die Soldaten an. Unkoordiniert versuchten sie ihr das Schwert aus der Hand zu schlagen. Schmerzen durchzogen ihren Körper, als ein Schwert ihr die Haut aufriss und das Blut daraus floss.

Mit flinken Bewegungen wehrte sie die starken Angriffe ab und wirbelte immer wieder herum. Die Schwerter klirrten und ein hoher Ton erklang, als sie aneinander entlang schliffen. Einige der Waffen keuchten schmerzhaft auf, als Olaria ihnen das Schwert in den Körper bohrte. Doch auch ihr standen kleine Schweißperlen auf der Stirn, denn es war zu viel Zeit vergangen, in der sie keinen richtigen Gebrauch von ihrem Schwert und der Kampfkunst hatte machen können. Plötzlich schaffte es einer der Soldaten ihr das Schwert aus der Hand zu schlagen und sie wehrlos zu machen. Klirrend schlug das glänzende Metall auf dem aufgewühlten Waldboden auf, außerhalb ihrer Reichweite.

"Nun ist es vorbei oder gedenkt Ihr etwa Euch noch weiter so sinnlos zu wehren?!" Einer der Soldaten stand vor ihr und hielt ihr die Klinge eines Schwertes an die Kehle. Jenseits seiner Erwartungen schlich sich jedoch ein leichtes Grinsen auf ihre Züge. Ihr würde es niemals einfallen, kampflos aufzugeben. Lieber würde sie ehrenhaft sterben, als als Feigling zu fliehen oder sich zu stellen. Dafür war ihr Kampfgeist zu groß.

Mit einem Mal wurde der Soldat von den Beinen gerissen. Olaria konnte erleichtert feststellen, dass Lucian über ihm stand, in seiner rechten Hand ein Schwert. Er warf ein kleines Lächeln zu seiner Gefährtin hinüber und versicherte sich kurz, dass es ihr gut ging. Dann sprach er an den gestellten Soldat gerichtet: "Ich mische mich hier einfach mal ein, wenn Ihr erlaubt."

Für einen Moment herrschte noch eine eisige Stille, ehe die ersten Männer reagierten. Sie waren zu perplex von dem plötzlichen Auftauchen des Prinzen gewesen, um zu reagieren. Doch nun schien das heillose Chaos auszubrechen. Noch bevor Lucian dem Mann unter ihm die Kehle aufschlitzen konnte, wurde er von ihm gerissen und in einen anstrengenden Zweikampf verwickelt. Auch Olaria begann von ihrer jahrelang erlernten Kampfkunst Gebrauch zu machen. Eine geschickte Bewegung reichte, damit sie wieder nach ihrem Schwert greifen konnte und die Hiebe der Soldaten abwehrte. Ihr Atem ging schnell und sie musste ein angestrengtes Keuchen unterdrücken um ihre Schwäche nicht vor ihren Gegnern zu zeigen.

Auf einmal, bevor sie einen Soldat stellen konnte, um einen Fluchtweg zu bekommen, ertönte ein leises, unverkennbares Zischen. Olaria wirbelte herum und konnte gerade noch das schmale Rohr erkennen, ehe sie den kurzen Schmerz an ihrem Hals vernahm. Ihre Hand fasste ihr wie automatisch an den Hals, nur um festzustellen, dass der kleine Pfeil sie geradewegs am Hals getroffen hatte. Mit einem Ruck riss sie den kleinen silbernen Pfeil heraus und konnte noch die kleinen roten Federn erkennen, bevor sich die Welt um sie herum zu drehen begann und ihre Sicht immer weiter verschwamm. Die Geräusche um sie herum, drangen nur noch dumpf an ihre Ohren. Bevor die Räuberin jedoch auf dem Boden aufschlug, verwandelte sich die Welt vor ihren Augen in ein schwarzes, undurchdringliches Meer, das sie verschluckte und in seine Tiefe riss.

Olaria- Legende der Räuber Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt