Kapitel 28:
Pure Zerstörung. Ein Bild des Grauens. Verstümmelte und verdrehte Leichen. Durchbohrt von Schwert und Pfeil. Ein bestialischer Geruch lag über dem Schlachtfeld, der Geruch nach Blut und Angst. Unzählige Männer tummelten sich in dem kleinen Tal vor Nathols Stadttoren, kämpften um ihr Leben und löschten das Anderer. Schwerter klirrten und Schmerzensschreie durchzogen die Luft. Wütende Rufe hallten über die Meute und verzweifelte Befehle und Warnungen wurden umher gerufen.
Und über all dies wachte Helias König. Er stand in einem sicheren Abstand zu den Menschen auf einem Hügel, hinter ihm dutzende Soldaten zu seinem Schutz. Maros war sich sicher, dieses Schlachtfeld als Sieger zu verlassen und Illiora einnehmen zu können. Sein Blick glitt zufrieden zu den feindlichen Soldaten, die immer öfter dem Schwert zum Opfer fielen. Die Sonne begann bereits sich langsam zu senken, doch war es immer noch vollkommen hell. Die beste Tageszeit um einen Sieg zu erringen.
Plötzlich zog ein verdächtiges Funkeln seine Aufmerksamkeit auf sich. Am anderen Ende des Tals, an den Toren Nathols. Die Sonne spiegelte sich in den Rüstungen der Soldaten. Ausgeruhte, feindliche Soldaten. Verärgert verhärtete sich Maros' Gesichtsausdruck. Ihm gefiel die Verstärkung ganz und gar nicht. Sie gefährdeten seinen Sieg und würden ihn nur unnötig aufhalten. Doch der Schock traf ihn erst, als er die Frau am Anfang der Soldaten erkannte. Niemals hätte er gedacht, dass die junge Räuberin noch immer lebte und ihn scheinbar immer noch jagte. Zu seinem Glück konnte er sie aus der weiten Entfernung nicht weiter erkennen, denn ihre Erscheinung würde ihn wahrscheinlich mächtig einschüchtern.
Als sei eine Kriegerin aus einem der fantasievollen Romane entsprungen und auf dem Schlachtfeld erschienen. Ihre Miene so kalt wie Eis und ihre Augen entschlossener als des Königs Wille zum Sieg. Ihre Faust erhob sich kraftvoll und ein letztes Gejohle ging von den Soldaten aus, ehe sie in das Tal hinab stürmten und sich in die Kämpfe stürzten. Für eine Weile sah Olaria noch auf die Soldaten herab ehe sie sich ebenfalls in den Kampf stürzen wollte.
Augenblicklich schloss sich eine Hand um ihren geschützten Unterarm und hinderte sie daran ihrem Pferd die Sporen zu geben. Verwundert blickte sie den jungen Mann mit den wunderschönen eisblauen Augen an. Lucians Miene war vereist. Die Angst die sich in seinen Augen spiegelte war für Olaria nicht zu übersehen.
"Passt auf Euch auf!" Die Anforderung, die er ihr stellte klang weniger wie eine Bitte sondern mehr wie ein Befehl. Ihm ging ihr Wohlergehen nahe und er sorgte sich um die junge Räuberin. Sie löste eine Hand von den Zügeln und legte sie zögernd auf seine. Ihre Hand war viel kleiner als die Seine. Ein unsicheres Lächeln stahl sich auf ihre Lippen und sie blickte ihm fest in die Augen. Lucians Blick war verwirrt, doch sah sie die Zuneigung in seinen Augen funkeln.
"Macht Euch keine Sorgen um mich. Ich komme da schon irgendwie heil heraus! Die eigentliche Frage ist aber doch, seid Ihr bereit für den Tod Eures eigenen Vaters gerade stehen zu können? Denkt darüber nach und stellt Euch dann auf eine Seite.", sagte sie sanft und wies ihn damit auf ein Thema hin, dass er erfolgreich versucht hatte zu verdrängen. war er denn dafür bereit? Würde er im Notfall seinen Vater töten zu können? Die Antwort fand sein Gewissen schneller als es ihm lieb gewesen wäre. Er war dazu bereit sein Leben zu beenden, denn das Unrecht, das er über sein Volk gebracht hatte war das aller Letzte und er hatte einer jungen Frau Alles genommen, was ihr lieb war. Zudem würde er seine Geliebte überall hin begleiten.
Entschlossen antwortete er: "Ich werde Euch folgen! Denn so leicht werdet Ihr mich nicht los!" Sein Feixen lockerte die angespannte Stimmung ein wenig und ließ Olaria belustigt schmunzeln. Noch bevor Lucian hätte reagieren können, hatte sich die junge Räuberin zu ihm gebeugt und ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange gedrückt. Ein kleines Lächeln schenkte sie ihm noch, ehe sie davon ritt, mitten in den Kampf hinein. Wie hypnotisiert starrte er ihr hinterher. Ungläubig fasste er sich mit seiner Hand an die Wange und konnte es nicht fassen. Sie hatte ihn geküsst! Ein glückseliges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Mit einem entschlossenen Gedanken: Er würde an der Seite seiner Geliebten kämpfen, folgte er ihr, hinein in den wahrscheinlich schlimmsten Krieg der Geschichte.
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Olaria- Legende der Räuber
Historical FictionViele Geschichten kursieren um die Legenden einer Heldin. Eine Heldin, so tapfer, mutig und ungebändigt frei wie die Winde, die gnadenlos über die Länder fegen, dass sie die Eine war, die einen Krieg, scheußlicher als alles was die Einwohner dieser...