Kapitel 26:
Wütend war kein Ausdruck mehr für Olarias Stimmungslage. Obwohl sie sich vor kurzer Zeit noch über das Wiedersehen mit ihrem Bruder gefreut hatte, so brodelte nun nur noch die unzähmbare Fassungslosigkeit über seinen Verrat in ihren Adern. Völlig außer sich lief sie unruhig in dem großen Thronsaal umher. Der König hatte sich bis jetzt kein einziges Mal zu Wort gewechselt sondern nur fasziniert das Szenario, insbesondere die braunhaarige Frau, beobachtet. Und die Räuberin wusste dies auch, doch traute sie dem König, im Gegensatz zu Helias Herrscher über den Weg, denn dies hatte ihre Mutter ihr bereits als sie klein war immer erzählt. Solle sie jemals Probleme haben, bei denen sie Schutz vor einem Herrscher suche, so solle sie sich stets an Elrik wenden, denn er würde ihnen ohne zu zögern helfen.
Das weiß-graue Haar Elriks fiel ihm in glatten Strähnen über die Schulter. Seine aufmerksamen Augen hatten lange bemerkt, dass es eine Frage der Zeit wäre bis die Tochter seiner Freundin explodieren würde. Genau wie ihre Mutter mochte sie vielleicht klug und kriegerisch sein, doch war der Geduldfaden beider Frauen weniger großzügig veranlagt. Mit seinen Händen stützte er sich und erhob sich schließlich von seinem gemütlichen Thron, ehe er die wenigen Stufen der Empore herab schritt und sich in die unmittelbare Nähe der jungen Frau wagte.
"Wenn ihr gestattet, so würde ich Euch einige Zimmer im Ostflügel zur Verfügung stellen. Ihr scheint mir doch sehr erschöpft zu sein." Elriks Stimme klang sanft und tat den Ohren der drei Reisenden gut, denn die letzten Tage waren sie mehr und mehr in Streit und Konflikte verwickelt gewesen. Keineswegs überrascht wendete sich die junge Räuberin dem freundlich lächelnden Mann zu und nickte schließlich dankbar. Ihre Art des Dankens. Dem König reichte dies, denn wenig später traten zwei Soldaten durch die mächtige Holztür und geleiteten sie zu ihren Gemächern.
Eine Weile stand der in die Jahre gekommene König noch in seinem Thronsaal vor einem der kunstvoll verzierten Fenster und blickte hinunter auf den Schlosshof. Ruhe hatte sich über sein Reich gelegt und die Sonne bot erneut einen malerischen Tagesabschluss. Seine Gedanken hatten ihn die letzten Nächte wach gehalten, jedoch war die Erleichterung um Olarias Anwesenheit groß und er konnte zumindest für kurze Zeit erleichtert aufatmen, denn König Maros hatte ihm eine Kriegserklärung zukommen. Wie es aussah schien dieser sich auch nicht länger zu zieren, denn eine kleine Stadt an der Ostgrenze war bereits unter seiner Macht gefallen. Frauen,Männer und Kinder waren bereits gestorben und Soldaten waren nun in Besitz der Stadt. Iskvid war erfolgreich besetzt und erobert worden und es würde nicht die einzige Stadt gewesen sein, dies wussten sowohl König Elrik, König Maros, Illioras Anwohner und besonders Lucian, Olaria und Josefine.
Eilige Schritte hallten durch die geräumigen Flure. Eine kleine Truppe Soldaten, bewaffnet mit Schwert und Dolch eilten sie die Flure entlang, steuerte den Thronsaal an, in dem sie auf den König stießen. Seine Miene war undurchdringlich und verspannt. Er konnte die Nachrichten die ihm überbracht werden würden, bereits erahnen. Mit einer Handbewegung des Königs begann der oberste Soldat der kleinen Gruppe zu sprechen: "Eure Majestät! Mir wurde soeben eine Nachricht überbracht. Man schrieb, dass Soldaten Helias einige Städte erobert haben sollen und die dort positionierten Truppen keine Möglichkeit gehabt haben sollen, die feindlichen Truppen aufzuhalten. Unsere Ostgrenze wurde vollkommen erobert!" Seine Stimme war monoton, so wie sie es bei all den Soldaten war, wenn sie ihrem König gegenüber traten. Respektvoll.
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Olaria- Legende der Räuber
Ficción históricaViele Geschichten kursieren um die Legenden einer Heldin. Eine Heldin, so tapfer, mutig und ungebändigt frei wie die Winde, die gnadenlos über die Länder fegen, dass sie die Eine war, die einen Krieg, scheußlicher als alles was die Einwohner dieser...