~ 1 ~ >everyday life<

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,, Morgen" Murmel ich halbverschlafen, als ich über den Boden schlürfend die Küche betrete, zu meinen zwei besten Freunden. Ein ,,Guten Morgen" zurück lässt nicht lange auf sich warten und ein freundliches Lächeln erhalte ich ebenfalls als ich mich zu den beiden an den Tisch setzte. Jongdae hat mir bereits ein Kaffee gemacht und drückt ihn mir in der Tasse in die Hand. Dankend trinke ich erstmal ein paar schlucke von den braunen Getränk um wach zu werden.
,, Wann fährst du heute zur Uni?" fragt mich Jongdae um einen kleinen smalltalk anzufangen. Ich zucke nur mit den Schultern. Für mich ist es noch viel zu früh um groß Gespräche zuführen. Durch und durch bin ich ein Morgenmuffel. Wenn man mich morgens anspricht und vor allem noch über Themen redet auf die ich nicht gut zusprechen bin, dann bin ich halt schlecht gelaunt. Eigentlich wissen meine beiden Freunde das auch. Doch Jongdae versucht trotzdem immer wieder ein Gespräch anzufangen, während Sehun schon aufgegeben hat.
,, Und was ist mit dir Sehun?" fragt nun der kleinere den jüngsten unter uns. ,,Eigentlich jetzt. Deshalb muss ich jetzt los um den Bus zubekommen." Der Schwarzhaarige schaut auf seine Handy Uhr und steht eilig auf um die Küche zu verlassen. Keine fünf Minuten später hören wir wie die Tür ins Schloss fällt. ,, Ich muss jetzt auch los, wir sehen uns heute Mittag." Verabschiedet sich Jongdae nun auch von mir mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich winke ihm nur kurz zu und schließlich verlässt auch er die Wohnung.

Alleine sitze ich nun an dem kleinen weißen Tisch in unserer Küche und betrachte meine Kaffeetasse. Ich hab sie vor einigen Jahren mal von meiner Schwester bekommen und so sieht sie dementsprechend auch aus. Der Affe auf der Tasse ist schon rissig und verbleicht. Eigentlich ist sie perfekt für den Müll, doch ich will mich nicht von ihr trennen. Sie ist einer der letzten wirklich von Herzen kommenden Geschenke meiner älteren Schwester. Wir beide hegen nicht das beste Verhältnis. Das haben wir noch nie. Das letzte mal als ich sie gesehen habe war zu dem ersten Geburtstag ihres Sohnes. Mittlerweile müsste er schon drei Jahre jung sein. Ich weiß nicht wie es ihr oder ihrer kleinen Familie geht. Es interessiert mich aber auch nicht wirklich. Wir haben uns noch nie für das Leben des jeweils anderen interessiert. Das machte mein Leben einfacher. Denn ich hatte nie ein Geschwisterkind das sich in mein Leben eingemischt hat. Ist aber auch schon schlimm genug dass das meine Eltern machen.

Gedankenverloren erhebe ich mich von dem weißen Klappstuhl und stelle meine Tasse in die Spüle. Die Tasse würde ich später spülen dafür habe ich jetzt keine Zeit. Auf dem Weg in mein Zimmer schnappe ich mir mein Handy, das auf dem Sofa liegt. Ein Blick auf die Uhr verrät mir das auch ich jetzt los muss. Aus meinem Zimmer hole ich mir eine dünnere Jacke und ein paar einfache Sneaker. Bevor ich das Haus verlasse stecke ich mir noch mein Handy in die Hosentasche und schnappe mir meine Tasche. Hinter mir schließe ich die Tür und laufe die Treppen nach unten.

Draußen kommt mir sofort die angenehme warme Luft entgegen. Die Sonne scheint direkt auf mich herunter und für einen Frühlingstag ist es ziemlich warm. Ich setz ein Schritt nach vorne und begebe mich zur Bushaltestelle. Auf meiner Tasche fische ich mir mein Handy um meine Kopfhörer an dem kleinen Gerät anzuschließen. Die beiden Stöpsel stecke ich ihn meine Ohren und fange gleich an leise mitzusingen als die Musik angeht.
Von der Seite sehe ich wie mich fremde Leute anschauen, doch es interessiert mich nicht. Extra fange ich an lauter zu singen um die Leute einwenig zu ärgern. Gekonnt ignoriere ich ihre Blicke und gehe einfach an ihnen vorbei.

An der Bushaltestelle bleibe ich stehen und sehe den Bus von weiten kommen. Bei mir angekommen betrete ich das Fahrzeug und wie jeden Morgen ist der Bus total überfüllt, weshalb ich stehen muss.

Ich bin mehr als froh das der Bus endlich anhält. Endlich raus aus dem überfüllten Bus und wieder frische Luft einatmen. Durch die vielen Menschen war die Luft echt unzumutbar.

,,Hey Chanyeol." Kommt es von hinten und in der nächsten Sekunde springt jemand auf meinen Rücken. Die Person löst sich aber wieder schnell von mir um sich direkt neben mich zu stellen. ,, Na Kyungiee wie gehts?" Für den Spitznamen kassiere ich gleich einen Todesblick vom jüngeren Koreaner.
,, Bis vor 10 Sekunden noch ganz gut." Murmelt er und gähnt zum Ende hin. Die Müdigkeit scheint wohl von uns beiden noch ein Begleiter zu sein. Meine Mutter würde jetzt sagen: ,, Daran bist du selbst schuld, wärst du einfach früher ins Bett gegangen, dann wärst du jetzt nicht so müde. Also hör auf dich zu beschweren." Ihre Worte kenn ich genauso auswendige wie die Tonhöhe in der sie diese ausspricht.

Bis zum Hörsaal reden wir beide kein Wort miteinander. Stillschweigend suchen wir uns zwei Plätze die gleich nebeneinander liegen und setzten uns. ,, Ich habe keine Lust auf das Geschwafel von unserem Professor." beschwert sich mein kleiner Kumpel. Aber ich kann ihm in diesem Punkt nur zustimmen. Generell habe ich aber nicht mal Lust überhaupt hier zu sein. Denn im Gegensatz zu Kyungsoo studiere ich nicht freiwillig. Ich wollte nie Studieren und will es immer noch nicht. Vor allem wäre ich nie im Leben auf die Idee gekommen Jura zu studieren. Das alles habe ich meinen Eltern zu verdanken. Sie lieben es sich in mein Leben einzumischen. Das tun sie schon mein ganzes Leben lang. Von alleine würde ich jetzt nicht in diesem Hörsaal sitzen und gelangweilt dem Professor beim reden zuhören, der gerade den Raum betreten hat. Ich habe schon oft darüber nachgedacht einfach abzubrechen, doch immer wieder entscheide ich mich doch im Endeffekt dagegen. Vielleicht liegt es daran das meine Eltern mir mein Erbe wegnehmen würden wenn ich abbreche oder vielleicht auch daran das sie meine Eltern sind. Sie sagen mir immer wieder das sie so viel aufgegeben haben um mir eine gute Zukunft zu bieten. Ich weiß nicht ob ich Ihnen diesen Worten wirklich glauben schenken kann, aber als Sohn bleibt mir nichts anderes übrig. Ich habe sie schon oft in meinen Leben durch mein Handeln enttäuscht, da ich nicht der Perfekte Sohn bin den sie gerne hätten. Es ist mir eigentlich egal, da ich weiß das ich nie ihr Lieblingskind sein werde. Aber wenigstens bei einer Sache will ich sie nicht enttäuschen.

Mein Blick schweift immer wieder zur Uhr. Die Sekunden fühlen sich wie Minuten an und die Minuten wie Stunden. Vor Langeweile spielen meine Finger einwenig mit meinem Armband. Erleichtert atme ich aus, als ich endlich von meinen Qualen erlöst werde. Schnurstracks lasse ich mein Armband los, stehe auf, warte noch auf den kleineren und zusammen verlassen wir den Saal.

Das Tablett mit dem Essen stelle ich auf den Tisch um mich gleich danach auf einen Stuhl zusetzten. Kyungsoo tut es mir nach und erzählt währenddessen von einem Buch was er letztens gelesen hat. Es interessiert mich nicht wirklich, aber ich bemühe mich trotzdem all seinen Worten zu folgen. Kyungsoo ist nicht mein bester Freund, aber ein sehr guter Freund. Wir haben uns am ersten Tag in der Uni kennengelernt und uns über die Zeit angefreundet.
Am Anfang wirkte er ein wenig Unheimlich, aber wenn man nett zu ihm ist, dann ist er freundlich. Man sollte einfach vermeiden sich mit ihm anzulegen.

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01.05.2018

Little surprise ||| Chanbaek Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt