~ 5 ~ >sister<

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Über eine Stunde versuchen wir jetzt schon mit dem Schreihals klar zukommen, doch sie will einfach nicht aufhören zu schreien. Unsere Nerven sind echt am Ende. Sehun hat sich mittlerweile schon Stöpsel in die Ohren gesteckt um das Geschrei nicht mehr hören zu müssen. Jongdae hat Hana auch etwas vorgesungen um die zu Berührungen, aber es bringt alles nichts.

Das klingeln an der Tür ist für uns die Erlösung. Ich renne sofort zu Tür und öffne diese. Meine Schwester steht dort und sieht mich genervt an. Ich verstehe sie sogar, sie hat viel zu tun, hat selber ein Kind und arbeitet Vollzeit, aber ich brauche einfach gerade wirklich ihre Hilfe.
Vom äußern hat sich Yoora überhaupt nicht verändert. Ihre dunklen Haare sind nur einwenig länger geworden, aber ansonsten sieht sie immer noch wunderschön aus.

,. Ich hoffe wirklich für dich das es wichtig ist. Denn dir ist bewusst das ich gerade ein sehr wichtiges Geschäftsessen für dich hab sausen lassen." ,, Es ist wichtig." Flüstere ich ihr unsicher zu. Doch Yoora beachtet mich garnicht mehr und geht an mir vorbei. Dicht hinter ihr folge ich meiner Schwester ins Wohnzimmer. Das dort meine zwei besten Freunde auf dem Boden knien und versuchen ein Baby zu beruhigen entgeht ihr natürlich nicht. Leise geht sie zu den beiden hin und kniet sie vor den Kinderwagen neben die Jungs. Das Hana immer noch im Kinderwagen liegt hat den einfachen Grund, das niemand von uns sich traut sie hochzunehmen. Sie sieht einfach so zerbrechlich aus.

,, Sie will einfach nicht aufhören zu schreien." jammert Sehun meine Schwester voll. Diese beachtet aber auch ihn garnicht, sondern nimmt das Kind gleich auf den Arm. ,, Na kleine, du bist aber süß. Du hast bestimmt Hunger, habe ich recht. Aber die blöden Jungs haben das nicht gemerkt. Süße Maus." Yooras stimme ist beim reden viel höher geworden und zusammen mit Hana steht sie auf. Dabei klopft sie meiner Tochter leicht auf den Rücken rum.
,, Wo habt ihr denn ihr Essen?" ,, Essen?" ,, Ja Essen Jongdae. Ihre Eltern müssen euch doch essen mitgegeben haben, schließlich müsst ihr sie ja füttern. Was mich aber wirklich Interessiert ist, warum ihr euch das Babysitten antut. Ihr kennt euch nicht mal mit Kindern aus." Wenn sie nur wüsste. ,, Ihre Mutter hat uns kein Essen mitgegeben und ihr Vater weiß nicht mal was sie isst, also nein wir haben kein Essen." entsetzt schaue ich Sehun an. Tut mir wirklich leid das ich keine Zeit hatte mir alle Babybücher durchzulesen. Hätte ich früher gewusst das ich Vater bin, dann hätte ich mich drauf vorbereitet. Aber ich habe es erst heute erfahren.

,, Was hast den bitte für Rabeneltern süße?" Mitleidend sieht sie Ihr Nichte an. Dann blickt sie wieder zu uns. ,, Wie alt ist sie?" ,, Acht Monate." erwidert Jongade auf ihre Frage und setzt sich dabei auf das Sofa. ,,Habt ihr dann wenigstens Obst oder weiches Brot?" mit einem knappen 'Ja' antworte ich ihr. Gleich darauf schickt sie uns los damit wir etwas Obst in der Küche pürieren und ein Brot mit Butter bestreichen.

,, Warum sind wir nicht früher auf die Idee gekommen das sie Hunger hat?" sage ich während ich das Obst schneide zu meinen Freunden. ,, Ya! Ich habe das vorgeschlagen, aber vorher sollen wir auch wissen was sie isst." ich zucke nur mit den Schultern und versinke wieder in meinen Gedanken. Gestern war ich noch feiern und habe über mein Leben nachgedacht. Mein Leben wirkte dort noch so unbeschwert und frei. Denn zu der Zeit wusste ich noch nicht das ich eine acht Monate alte Tochter habe. Mein Leben hat sich verändert in innerhalb von 24h, ein kleines Mädchen hat alles auf den Kopfgestellt und gerade mache ich essen für sie. Hätte mir gestern jemand erzählt, das ich heute essen für mein Kind mache, hätte ich ihn ausgelacht, ihn für verrückt erklärt. Doch es ist die Realität. ,, Ey Chanyeol, hör auf so viel nachzudenken. Es wird schon alles gut gehen. Deine Schwester hilft uns doch." ,, Ja aber sie denkt, warum auch immer, das wir Babysitten. Sie weiß nicht das Hana meine Tochter ist." Tochter, meine Tochter es hört sich einfach zu unwahr an. Es hört sich einerseits schön an, aber andererseits macht es mir auch eine Höllen Angst.

,, Das wird nichts ändern, denn-"
,, Ich will nicht unterbrechen, aber liegt der Brief noch auf dem Wohnzimmertisch?" erschrocken reiße ich meine Augen auf. Den Brief habe ich ja total vergessen. Ich lasse das Messer los und renne sofort ins Wohnzimmer. Doch zu spät. Auf dem Sofa sehe ich Yoora sitzen, die Hana in ihrem Arm hält und in ihrer Hand hält sie den Brief. Sie bemerkt mich und auf Anhieb verfinstert sich ihr Blick. ,, Sagst du mir bitte was das hier ist?" Sauer hält sie mir den Brief entgegen. ,, Ein Brief" Murmel ich leise vor mir hin. Innerlich hoffe ich das sie meine dumme Antwort nicht gehört hat, aber das hat sie. ,, HÖR AUF MICH ZU VERASCHEN CHANYEOL. ES IST NICHT NUR EIN BRIEF. IN DEM BRIEF STEHT DAS DU HANA'S VATER BIST." ich bin nicht fähig sie anzuschauen, viel zu viel Angst habe ich davor ihre Augen zu sehen. Hana fängt bei dem Geschrei wieder anzuschreien, obwohl Yoora es gerade geschafft hat sie halbwegs zu beruhigen.

Aus der Küche kommen Sehun und Jongdae gelaufen. Beide sehen zwischen uns drei hin und her. Als ihr Blick Yoora streift macht sie den beiden klar ihr Hana abzunehmen. Ohne wieder Worte folgen die beiden der Anweisung von Yoora und nehmen ihr den Schreihals vorsichtig ab.  Danach verschwinden alle drei in die Küche und ich bin mit Yoora alleine. ,,Man Chanyeol wie stellst du dir das eigentlich vor. Hättest du nicht einfach damals aufpassen können und ein scheiß Kondom verwenden können? Du bist 22, und stehst ja selber nicht mal mit beiden Beinen im Leben. Wie willst du dann ein Kind großziehen. Weißt du was es bedeutet ein Kind zu haben? Es bedeutet Verantwortung für ein anders Leben zu übernehmen. Du bist verantwortlich dafür und kannst nicht nur an dich selber denken."

Meine Kehle schnürt sich bei ihren Worten zu. Ich bin nicht in der Lage ein Wort herauszubringen. Eiskalt schaut sie mich. Ihre Worte steckten voller Vorwurf. In diesem Moment fühle ich mich wie ein kleiner Welpe, der ein einen riesigen Fehler gemacht hat.
Starr schaue ich auf den Boden. ,, Ich weiß selber das ich einen Fehler gemacht habe, das ich ein Problem habe. Aber was soll ich machen? Ich kann es nicht mehr ändern." gebe ich kleinlaut von mir.

,, Warum hast du nicht gleich am Anfang gesagt, das Hana deine Tochter ist." sie scheint nicht mehr allzu wütend zu sein und jetzt klingt sie sogar einwenig besorg. Mein Blick ist immer noch zum Boden gerichtet während ich auf ihre Frage nur mit den Schultern zucken kann. ,, Schau mich an wenn ich mit dir rede."
,, Ich hatte Angst vor deiner Reaktion, aber auch vor allem anderen. Deshalb habe ich nichts gesagt. Ich weiß einfach nicht was ich machen soll Yoora. Ich bin komplett überfordert mit dem allem hier. Wenn die Jungs nicht da wären, dann wäre ich schon komplett durchgedreht." Während ich rede sehe ich ihr direkt in die Augen, so wie sie es wollte. Ihr Blick ist nicht kalt, sondern sanft und liebevoll. Es ist ewig her als sie mich das letzte mal so angeschaut hat.

,, Es tut mir Leid wenn du Angst hattest wegen mir und auch das ich dich eben angeschrien habe. Ich muss nur selber gerade alles verarbeiten. Ich werde dich auch nicht weiter für Hana verurteilen. Mama und Papa vielleicht, ich aber nicht." schützend nimmt sie mich in den Arm. Sie war lange nicht mehr so fürsorglich und liebevoll mir gegenüber. In den letzten Jahren haben wir uns immer weiter von einander entfernt. Doch gerade jetzt habe ich das Gefühl das wir uns unheimlich nah stehen. ,, Mama und Papa werden mich hassen." ,, Nein, das werden sie nicht. Sie sind deine Eltern."
,, Ich habe sie aber wieder enttäuscht." ,, Ja das hast du, aber du kannst es nicht mehr ändern. Hana ist bereits auf der Welt. Aber du weißt das du sie nicht behalten musst, wenn es dir Zuviel wird."
Yoora drück mich vorsichtig von sich um mir nun direkt in die Augen zu schauen. ,, Die Kindesmutter lässt dir die Wahl. Diese Entscheidung musst du nur ganz alleine treffen, das kann niemand anders für dich machen." ,, Ich weiß.... aber das ist nicht so einfach."

,, Diese Entscheidung kannst du auch nicht in einer Sekunde treffen. Du brauchst Zeit zum nachdenken. Wenn du willst kann ich Hana solange mit zu mir nehmen, bis du dich entschieden hast." Ich schließe meine Augen und Atme einmal langsam ein und aus bevor ich meine Augen wieder öffne. Mein Blick bleibt gleich an dem Kinderwagen hängen. Wenn ich mich für Hana entscheide, würde das meine Zukunft sein. Ich wäre alleinerziehender Vater, müsste mein Studium vielleicht abbrechen und hätte keine Zeit mehr für mich selber. Das mit dem Studium würde mich nicht mal stören, aber ich brauche es wenn ich Hana ernähren will. Wann bin ich nur so erwachsen Geworden?
Über meine Gedanken muss ich lächelt meinen Kopfschütteln.
Ich brauche wirklich Zeit zum nachdenken.
Wenn ich Hana weggebe dann würde mein Leben einfach weiterlaufen wie bisher, wäre das nicht eigentlich gut. Es ist das was ich doch eigentlich will. Oder?

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09.05.2018

Little surprise ||| Chanbaek Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt