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Das ich in Rekord Zeit mich umziehen und auch Hana fertig machen musste war die Schuld meines kleines Engels, die es für nötig hielt meinem Wecker zu verstellen. Ich weiß nicht wie sie es geschafft hat das kleine Ding in die Finger zu bekommen, aber mit diesem Alter klaut sie alles was nicht Niet und Nagel fest ist. Mit offenen Schuhen und ungekämmten Haaren laufe ich rüber zu unserer Nachbarin und überreiche ihr Hana bevor ich mich genau wie Sehun und Jongdae vor mir auf den Weg zur Uni mache. Im Bus ist es ziemlich entspannt mal wieder ganz ohne Baby und auch meine Ohren genießen die Stille.
,,Wie siehst du den aus? Hast du in die Steckdose gefasst?" Begrüßt mich lachend Kyungsoo, nachdem ich mich neben ihn auf einen Stuhl fallen gelassen habe. ,,Sei leise. Ich hab verschlafen und hatte nur Zeit Hana ordentlich fertig zu machen. Für mich blieb nicht so viel Zeit." ,, Sieht man. Denn ich weiß nicht ob du es schon weißt, aber du trägst zwei unterschiedliche Schuhe und dein Tshirt falsch herum." Genervt sehe ich an mir herunter und muss wohl oder übel feststellen, dass Kyungsoo recht hat. Das ist doch alles nur ein schlechter Scherz. Meinen Kopf lasse ich auf den Tisch fallen und dabei muss ich laut aufseufzen. Noch schlimmer kann es doch heute nicht noch werden. Dachte ich zu diesem Zeitpunkt noch, doch keine drei Stunden später bin ich da anderer Meinung.

,,Wo gehst du hin? Wir haben noch zwei Vorlesungen." fragend blickt Kyungsoo auf meine Sachen, die ich so schnell wie möglich zusammen packe. ,,Ich muss nach Hause. Es geht um Hana. Wir sehen uns morgen." Und mit diesen Worten verschwinde ich durch die Saaltür, raus aus dem Gebäude und rein in den Bus. Erschöpft lasse ich mich dort auf einen der vielen leeren Sitze plumpsen und schließe meine Augen. In den letzten Tagen wächst mir einfach alles einwenig über den Kopf. Vor den anderen versuche ich dies nicht zu zeigen, den sonst würden sie versuchen mir noch mehr zu helfen. Mehr als sie es jetzt schon tun und genau dies will ich nicht. Mein Vorheriger Grund für dieses Denken war, das ich nicht will das sie noch mehr ihrer kostbaren Zeit für mich und Hana opfern. Aber mittlerweile bin ich mir auch nicht mehr so sicher ob es nicht vielleicht doch mein Stolz ist der mich davon abhält um Hilfe zu schreien. Ich dachte eigentlich das es einfacher werden würde wenn Hana bei unserer Nachbarin ist während ich bei der Uni bin. Das dies ein falscher Gedanke ist, ist mir nun auch bewusst. Zwar kann ich so zur Universität gehen und bin für wenige Stunden ein normaler Stundend. Nach der Uni, wenn ich wieder Zuhause bin, bin ich jedoch wieder Vater einer Tochter. Ich liebe meine Tochter wirklich, doch manchmal ist sie verdammt anstrengend. Besonders in letzter Zeit, seit sie damit aufgehört hat so viel zu schlafen. Es ist schwer geworden für mich noch einen Moment zu finden in denen ich einfach nur mal für mich bin. Hana schafft es einfach immer mich auf trap zu halten, egal wie viel Uhr es ist.

In Windeseile laufe ich die Treppen bis ins sechste Stockwerk hoch und klingeln dort an der Tür unserer Nachbarin. ,,Was ist los?" platzt es sofort aus mir heraus als die Tür aufgeht. ,, Ich befürchte das Hana die Masern bekommt." ,,Wie kommst du darauf?"
,,Ihre Syntome sind die gleichen die meine Kinder auch gezeigt hatten bevor sie die Masern bekommen haben. Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Bauchschmerzen, Fieber und Heiserkeit." Während die alte Dame alle syntome aufzählt betrete ich ihre Wohnung und begebe mich ins Wohnzimmer. Auf dem Sofa sehe ich meine weinende Tochter liegen, die sich an ihrem Einhorn festkrallt. So sanft wie möglich nehme ich sie in dem Arm und streichle ihr über den Rücken. ,, Es tut mir wirklich Leid Chanyeol das ich dich aus der Uni geholt habe. Ich weiß wie wichtig sie ist. Doch ich glaube Hana braucht dich gerade einfach." ,, Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es war richtig wie du gehandelt hast." Mit dem schreihals auf dem Arm setzte ich mich aufs Sofa und lege vorsichtig meine Hand auf ihre Stirn. Das diese glüht kann ich nicht leugnen. ,, Ist dir in den letzten Tagen nicht aufgefallen das sie Krank ist?" Die stimme meiner Nachbarin klingt nicht vorwurfsvoll, eher besorgt und liebevoll.
,, Ich dachte sie sei nur erkältet."Gebe ich wahrheitsgemäß von mir. Wer konnte denn auch damit rechnen, dass dort mehr hinter steckt. In Begleitung meiner Nachbarin betrete ich meine Wohnung und bringe Hana in mein Bett. Das Licht schalte ich aus und verlasse kurz den Raum um ins Badezimmer zu gehen. Mit mehreren feuchten Handtüchern komme ich schließlich zurück und verteile diese im Raum, damit die Luft feucht bleibt. Die übergebliebenen Tücher Falte ich zusammen und lege sie auf Hana, um ihr Fieber zu senken. ,,Habt ihr Hustenstillende Medikamente?" ,, Eigentlich schon." Erneut verlasse ich den Raum, gehe an der grauhaarigen alten Frau vorbei die am Türrahmen lehnt und Eile zu unserer Medizinschrank im Badezimmer. Doch zu meinen Pech fand ich nur eine leere Verpackung.

,, Ich laufe schnell zur Apotheke und hole neue Medikamente." Sage ich Bescheid und verschwinde dann durch die Tür. Noch im Flur kann ich das weinen von Hana wahrnehmen, weshalb ich die Treppen schon fast runter Stürme. Mit meinen langen Beinen bin ich schnell unterwegs und erreiche nach nicht einmal fünf Minuten die Apotheke.

Mit dem kleinen Fläschen in der Hand will ich gerade zu Tür raus eilen als plötzlich mein Name erwähnt wird. Leicht verwundert drehe ich mich um und entdecke Baekhyun hinter mir stehen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht begrüßt mich der kleine Koreaner, was ich gerne erwidere. Es freut mich Baehyun zusehen, da er seit langen mal wieder eine Person ist die ich sehe, die nicht Jongdae, Sehun oder Kyungsoo ist. Seit Hanas Geburtstag von vor fünf Wochen bin ich nicht mehr unter Leuten gewesen. Die Uni war der einzige Ort indem ich Menschen getroffen habe. ,, Ich habe ja ewig nichts mehr von dir gehört. Wie geht es dir?"
,, Tut mir leid, habe nur gerade einwenig Stress mit der Uni und Hana." beantworte ich seine Frage.,, Wo ist den die kleine?" ,, Sie liegt mit den Masern Krank zuhause. Weshalb ich jetzt auch wieder los muss um ihr die Medikament zubringen."
,, Oh dann wünsche ich ihr gute Besserung. Ich will dich dann auch nicht weiter aufhalten. Man sieht sich." Freundlich verabschiedet sich der kleinerer von mir.

Während ich weg war hat sich Hanas Zustand nicht verändert und auch ihr weinen hat nicht aufgehört. Sanft ziehe ich die kleinere auf meinen schoße und verabreiche ihr die grüne Flüssigkeit, die Hana nur mehr oder weniger freiwillig schluckt. ,, Danke das du dich um sie gekümmert hast. Aber ich glaube ich komme jetzt alleine zurecht." ,, Bist du dir sicher."
Mit einem nicken gebe ich ihr die Antwort und sie verlässt daraufhin meine Wohnung. Dabei bin ich mir nicht mal ansatzweise sicher ob ich das hinbekomme. Ich bin so verzweifelt wie am Anfang. Wie an dem Tag als ich herausgefunden habe das ich Vater bin oder als ich Hana das erste mal alleine war. Ich dachte das ich nie wieder so verunsichert sein werde. Doch auch da habe ich mich getäuscht wie in so vielen Dingen. Ich weiß nicht was ich tun soll damit es Hana besser geht. Sie schreit sich ihre Seele aus dem Leib und ich tu nichts. Nichts außer sie auf dem Arm zu halten und verzweifelt durch den Raum zu laufen. Eigentlich braucht sie Ruhe, doch wie soll sie bei den Schmerzen die sie hat zur Ruhe kommen?

Eine Stunde. Eine Stunde ist vergangen, doch Hana schläft immer noch nicht. Langsam gehen mir auch die Ideen aus wie ich sie besänftigen kann. Vom Musikhören zum Puppenspielen oder Fernsehen war alles dabei. Ich habe mich vor ihr sogar zum Affen gemacht und das mehrmals, aber nicht einmal hat sie gelacht. In solchen Momenten wie diesen würde ich am liebsten alles hinschmeißen und auswandern. Doch das kann ich nicht bringen, egal wie sehr ich es gerade will. Ich habe mich für dieses Leben entschieden und wenn ich sonst nichts durchziehe, muss ich das hier durchziehen. Das ich aussehen als hätte ich Tage nicht geschlafen, was ich theoretisch auch nicht wirklich getan habe, muss ich dabei auch Ignorieren. Kurz schaffe ich es mich aus Hanas griff zu befreien um auf die Toilette zu gehen, doch von diesem Vorhaben werde ich unterbrochen als es an der Tür klingelt. Also nehme ich das Baby wieder auf den Arm und marschiere mit ihr zur Tür. Während des Weges frage ich mich wer das sein könnte. Jongdae und Sehun sind beide noch in der Uni und haben auch einen Haustür Schlüssel, weshalb sie nicht klingeln müssen. Kyungsoo ist auch in der Uni und meine Schwester ruft mich jedes Mal vorher an bevor sie mich besuchen kommt. Wie schon gedacht handelt es sich bei der Person auch um niemand der gerade genannten, sondern um eine Person mit der ich nicht gerechnet hatte.

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23.05.2018

Little surprise ||| Chanbaek Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt