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Ich las mir die Nachricht noch einmal durch, doch das machte es nicht besser. Was meinte sie damit? Es lief doch alles super. Ich ging ein paar Schritte zurück und setzte mich auf den Deckel einer Kühltruhe. In meinem Hals hatte sich ein fetter Kloss gebildet, der nicht kleiner zu werden schien. Ich schluckte und tippte mit zitternden Fingern eine Antwort, die ich gleich darauf wieder löschte. Was sollte ich denn schreiben? Mein Herz schlug wie wild gegen meine Rippen und meine Augen füllten sich mit Tränen. Kayla, die gerade über etwas, das Lucy gesagt hatte, lachte, erblickte mich im Augenwinkel und machte ein fragendes Gesicht. Als ich nur mit den Schultern zuckte, kam sie auf mich zu und setzte sich links neben mich.

"Ist alles okay bei dir?", fragte sie vorsichtig und legte eine Hand auf meine Schulter. Als Antwort hielt ich ihr nur mein Handy hin, da ich das Gefühl hatte, bei nur einem einzigen Wort in Tränen auszubrechen. Aber ihr konnte ich es ja zeigen, sie wusste von Chaya und mir. Sie las die letzte Nachricht und schüttelte den Kopf. "So ein Miststück." Dann drückte sie mir das Handy zurück in die Hand und legte einen Arm um mich. "Sie wird wahrscheinlich eine wirklich schlechte Erklärung dafür haben. Aber hey, sie hat dich sowieso nicht verdient." Ich schloss die Augen, um die Tränen noch ein wenig länger zurück zu halten. Als ich sie wieder öffnete, fing ich an, eine Antwort zu schreiben.

"Woher kommt das plötzlich? Zwischen uns lief es doch super."

Wir beide schauten gespannt auf den Bildschirm, während am Feuer die Party weiter ihren Lauf nahm. Nach einigen Minuten stand unter Chayas Namen 'schreibt...', also warteten wir. Meine Finger zitterten immer noch und auch mein Herz hatte sich noch nicht beruhigt. Irgendetwas schnürte mir die Kehle zu. Ich hatte Angst.

"Ich weiss es auch nicht. Vielleicht liebe ich dich einfach nicht mehr."

Autsch. Sie hatte gezielt und direkt ins schwarze getroffen. Ich hatte eine ähnliche Antwort erwartet, aber trotzdem traf es mich unvorbereitet. Ich wollte losheulen und mich auf den Boden schmeissen, mir die Lunge aus dem Leib schreien. Aber ich tat es nicht. Ich sass einfach nur da und schaute zu, wie die erste Träne auf mein Display tropfte. Kayla schnaubte neben mir. Ich konnte die Wut sppren, die ihren Körper durchfuhr und liess mich mitreissen.

In diesem Moment kam Clarke auf uns zu und liess sich vor uns in den Sand fallen. "Alles okay? Du siehst traurig aus.", fragte sie mich und an der Art wie sie redete, merkte ich, dass sie etwas angetrunken war. Ich nickte leicht und holte tief Luft. "Bin ich auch. Und wütend.", murmelte ich schnell, um es hinter mich zu bringen. Clarkes Blick wurde nich sanfter und sie legte den Kopf leicht schief. "Das tut mir leid... Willst du jemanden schlagen?" Ihre Stimme klang warm durch die, nun schon etwas kühle, Abendluft.

Kurz sah ich vor mir, wie ich Chaya eine reinhaute. Es fühlte sich gut an. "Irgendwie schon.", antwortete ich knapp und schaute auf mein Handy, um zu sehen, ob sie noch etwas geschrieben hatte. Clarke drehte sich leicht zum See und hielt mir ihre Schulter hin. "Schlag zu, ich halte das aus.", grinste sie selbstbewusst und nickte mir ermutigend zu. Ich zögerte. Eigentlich kannten wir uns überhaupt nicht. Das wäre doch komisch. Ich sah hinunter auf Chayas Profilbild, dass sie vor einigen Sekunden geändert haben musste. Anstatt uns zwei zeigte es jetzt sie und zwei ihrer Freundinnen auf einer Party. Ach scheiss drauf. Ich holte aus und schlug Clarke gegen die Schulter. Ich rechnete mit einem schmerzvollem Aufschrei, doch sie nickte nur anerkennend und rieb sich den Arm. "Nicht schlecht." Dann nahm sie einen Schluck aus der Flasche, die sie schon die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte und setzte sich auf meine andere, rechte Seite.

"Ich will jetzt wissen, was für einen riesen Scheiss sie redet. Schreib was.", meldete sich Kayla zu Wort, die bis jetzt nur stumm zugehört hatte. Ich nickte und entsperrte mein Handy. Sie war online.

"Ich versteh das einfach nicht. Wieso willst du denn eine Pause. Mach doch gleich Schluss mit mir."

Mein Daumen schwebte kurz über dem Senden-Knopf, bis ich mich dann dazu zwang, die Nachricht abzusenden. Der etwas wütende Ton würde ihr hoffentlich auffallen. Nun sassen wir zu dritt hier und warteten auf Chayas Antwort. Erst jetzt fiel mir auf, dass Clarke nun alles wissen würde. Jedenfalns wirklich viel. Aber es war mir egal, denn obwohl ich sie nur oberflächlich kannte, vertraute ich ihr. Kaylas Bein wippte auf und ab und Clarke spielte nervös an den Bändeln ihres Pullis herum. Ich sass nur da und hoffte auf etwas Gutes. Irgendetwas, das mir zeigte, dass alles nur halb so schlimm war. Vielleicht war es ja nur einer ihrer Scherze. Ich malte mir ganz viele Szenarien aus und verpasst so fast ihre Antwort.

"Gott, tu doch nicht so kindisch. Werd erwachsen, ich liebe dich einfach nicht mehr. Und ja, du hast recht. Ich mache Schluss."

Vorher hatte ich gedacht, dass mein Herz ganz tief unten am Boden angekommen war und dass es nicht schlimmer kommen konnte. Aber jetzt hatte sie mir den Todesstoss verpasst. Clarke und Kayla zogen gleichzeitig scharf die Luft ein und Kayla ballte ihre Fäuste. "Was erlaubt sich diese verdammte...." Sie schien kein passendes Wort zu finden und schnaubte dann nur noch einmal verärgert. Clarke hielt mir fragend die andere Schulter hin, doch ich schüttekte nur den Kopf. Alles um mich herum verschwamm, ich wollte nur noch nach Hause. Die Tränen brannten in meinen Augen, doch sie durften mich nicht weinen sehen. Ich stand auf und ging zielstrebig aufs Feuer zu. Dort angekommen schnappte ich mir eine noch fast volle Flasche Vodka aus Lucys Hand und setzte sie an meine zitternden Lippen  Ich wollte nur vergessen.


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