Eine Woche war vergangen, seit ich es Clarke erzählt hatte. Und es war eine gute Woche gewesen. Chaya und ich hatten sehr viel zusammen unternommen, waren im Kino und in der Stadt. Ansonsten hatten wir uns oft bei mir getroffen und uns Filme angesehen und gegessen. Und ja, wir hatten auch miteinander rumgemacht. Zu ihr nach Hause konnten wir nicht gehen, wegen ihrer Mutter. Niemand durfte das mit uns wissen, auch nicht in der Schule. Es fiel mir schwer sie nicht immer zu umarmen, oder zu küssen. Aber es war okay, sie war noch nicht bereit, sich zu outen. Und auch das war vollkommen okay. Ich hatte sie ja am Wochenende für mich alleine. Meistens jedenfalls. Wenn wir zusammen waren, dann lachte sie fast durchgehen, was mich wirklich glücklich machte. Und sie war sehr süss zu mir, legte immer wieder ihre Arme um meine Hüften und hauchte mir ins Ohr, dass sie mich liebte. Natürlich nur wenn wir alleine waren, aber das war mir genug.
"Also, dann machen wir Samstag in drei Wochen? Wir können ja bei dir übernachten und die Nacht durchmachen.", schlug sie mir gerade vor, während wir uns in der Schule Zettel hin und her schmissen. Nachdem ich ihren gelesen hatte, sah ich zu ihr und sie wackelte mit den Augenbrauen. Ausserdem grinste sie breit und liess damit die Schmetterlinge in meinem Bauch fast verrückt werden. Ich kritzelte eine Antwort unter ihre Frage und malte ein kleines Herz dahinter. "Super. Ich freu mich." Dann warf ich, als der Lehrer nicht hinschaute, die Papierkugel zurück und richtete meinen Blick schnell wieder auf mein Heft. Ich hörte meine Freundin, wir hatten über uns geredet und beschlossen, es noch einmal zu versuchen, leise lachen und wurde rot. Sie war so süss. Und sie war eine gute Reiterin, weshalb sie die nächsten Wochenenden keine Zeit hatte. Sie war an Springturniere eingeladen worden und nahm natürlich auch daran teil. Es war eine riesen Chance für sie und ich wollte ihr am liebsten zusehen, doch sie hatte es mir verboten. Es war ihr peinlich, wenn ihr jemand zuschaute. Deswegen hatten wir jetzt schon abgemacht, wann wir uns das nächste Mal als 'Freundin und Freundin' treffen würden. Nicht so wie hier, wo all unsere Mitschüler dachten, wir wären nur beste Freundinnen. Ich seufzte bei dem Gedanken an unser Versteckspiel.
Nelly stiess mir mit dem Ellenbogen in den Oberarm und holte mich somit aus meiner Gedankenwelt heraus. "Was?", stammelte ich erschrocken und sah sie dem entsprechend an. Sie kicherte und grinste mich dann vielsagend an. "Du und Chaya seid so unglaublich süss! Es sieht so aus als hättet ihr irgendeinen Masterplan und dabei lächelt ihr euch immer so an. Ahhhh ich wünsch mir das auch.", schwärmte sie, stützte ihren Kopf mit der Hand und starrte ganz entzückt nach vorne. Ich schmunzelte und merkte wie mir Hitze in die Wangen stieg. "Danke.", murmelte ich dann und warf ihr einen dankbaren Blick zu. Sie war irgendwie unser grösster Fan geworden und das innerhalb von nur einer Woche. Nach dem ersten Mittagessen hatte sie es soweit akzeptiert und, da Chaya jetzt immer bei uns ass, konnte Nelly ungestört beobachten, wie gut zusammen passten.
Dasselbe war mit mir passiert. Immer wenn ich Clarke und Liv sah, musste ich mir das breite Grinsen schmerzhaft unterdrücken. Wenn Clarke in der Nähe ihrer guten Freundin war, lachte sie immer und das machte mich glücklich. Sie hatte das verdient, Liv war wirklich toll. Manchmal schlich sich der Gedanke daran, dass ich sie auch so zum Lachen bringen könnte, zurück, aber ich hatte meine Freundin, Chaya. Und ich hatte auch meine Gefühle für Clarke schnell hinter mich gebracht. Es war alles gut, so wie es war.
Das Klingeln, das uns auf das Ende des heutigen Schultages hinwies, riss mich wieder in die Wirklichkeit. Ich packte schnell meine Sachen, während sich Nelly schon verabschiedete, da sie jetzt noch einen Termin hatte. Chaya kam zu meinem Tisch und wir warteten, bis das Zimmer leer war. Dann küsste sie mich sanft und hielt mir kurz danach etwas gelbes entgegen. Es war die kleine Plastikkapsel aus einem Überraschungsei. Ich sah sie fragend, die Stirn gerunzelt, an und schüttelte es. Ein leises Rascheln kam aus dem Innern und sie lachte. "Erst aufmachen, wenn ich weg bin. Da drin ist alles was ich an dir Liebe.", flüsterte sie, drückte mir noch einen Kuss auf die Lippen und verschwand dann aus dem Klassenzimmer. Ich war verwirrt des Todes. Ich öffnete langsam das Ei und zuckte sofort zusammen, da ganz viele, kleine Zettelchen heraus fielen. Ich nahm eines und faltete es auf.
"Dein Lachen"
Ich lächelte und öffnete auch die anderen. Ganz schnell, eines nach den Anderen.
"Deine Haare"
"Deine Augen"
"Deine Stimme"
"Deinen Körper"Es waren so viele, dass ich schon fast enttäusch war, als ich den letzten gelesen hatte. Sie war ja auch sonst süss, aber sowas hatte sie noch nie getan. Es hatte mich wirklich überrascht. "Hey, na?", erklang hinter mir plötzlich eine Stimme, die mir nur allzu bekannt war. Clarke stand, an den Türrahmen gelehnt, da und hatte ihre Hände wie immer in der Bauchtasche ihres Pullovers. Ich grinste und winkte sie zu mir. Ich musst ihr das hier unbedingt zeigen. Sie kam mit fragendem Blick näher und hob einen der kleinen Zettel von meinem Tisch auf. Nachdem sie einige angesehen hatte, verstand sie und ihre Augen weiteten sich. "Okayyyy das ist jetzt echt cool. Hat sie dir gegeben?" Sie musste nicht sagen, wen sie meinte, es war klar wer gemeint war. Ausserdem sagte sie nie Chayas Namen, das verweigerte sie strikt. Ich nickte grinsend und sie lächelte mich an: "Freut mich. Sie kann ja doch auch anders." Und ich nickte erneut. "Okay und jetzt lass das verliebte Grinsen, wir machen jetzt was. Zum See?", schlug sie vor und lief schon in Richtung Tür. Wir hatten die letzte Woche nicht viel zusammen gemacht, ausser jeden Tag geschrieben und ich hatte sie tatsächlich ein wenig vermisst. Also stimmte ich grinsend zu, weil der See nun so etwas wie 'unser Platz' geworden war und packte alle Zettel ein. Dann folgte ich ihr aus dem Schulgebäude und eines unser tiefgründigen Gespräche begann.
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Wir
RomanceFortsetzung. Ich empfehle euch, zuerst "Sie", auch auf meinem Profil, zu lesen. Es geht aber auch gut ohne, da es eine ganz neue Geschichte ist, die nur die gleichen Charaktere enthält. ~ Die Sommerferien beginnen schlecht und je mehr Wochen vergehe...