Die Sommerferien waren zu Ende und es waren die schlimmsten gewesen, die ich je gehabt hatte. Jetzt konnte es nur noch besser werden. Ich hatte Chaya in der letzten Woche erfolgreich aus meinen Gedanken verbannt und fast durchgehend mit Clarke geschrieben. Sie war wirklich cool und ich hatte mich immer wieder gefragt, wieso ich sie nie besser kennengelernt hatte. Schliesslich war sie oft dabei gewesen, wenn ich etwas mit Kayla unternommen hatte.
Es war der erste Mittwoch nach den Ferien und ich sass im Klassenzimmer, um die Pause ungestört zu verbringen. Ich hörte Musik und biss in mein Sandwich, als ich eine Nachricht bekam. Sobald ich ihren Namen las, schlich sich ein Grinsen auf meine Lippen und ich legte das Brot auf die Seite. Wir hatten uns seit Sonntag nicht mehr geschrieben und ich musste zugeben, dass ich es ein wenig vermisst hatte.
"Hast du am Samstag Zeit?"
Schnell überlegte ich. Am Samstag war Matt an einem Schwimmwettkampf und Mum war sowieso verschollen. Nachdem sie ihr Tief erreicht hatte, war sie fast jeden Tag mit ihren Freundinnen feiern gegangen und hatte die ein oder andere Nacht nicht zu Hause verbracht. Wo sie dann war, wollte ich gar nicht wissen.
"Ja klar."
Ich wartete auf eine Antwort, doch es kam keine. Dann wurde ich einem Gruppenchat hinzugefügt. Er bestand aus drei Personen. Kayla, Clarke und mir. Dann kam auch schon die erste Nachricht.
"Wollen wir am Samstag etwas machen? Filmabend? Ich hab Sturm..."
Während ich Clarkes Nachricht las, hörte ich ihre weiche Stimme, als würde sie neben mir stehen. Ich warf einen kurzen Blick nach draussen, wo sich langsam schon einige Leute auf dem Platz in Grüppchen versammelten. Die Mittagszeit verging schnell, wenn man nur im Klassenzimmer sass und sich Videos auf dem Handy anschaute. Ich schrieb zurück, dass ich Zeit hatte und mich darauf freute, obwohl ich kurz ein bisschen enttäuscht gewesen war, als ich verstanden hatte, dass Clarke und ich nicht alleine sein würden. Ich wollte mehr Zeit mit ihr verbringen. Ich seufzte und nahm den letzten Bissen meines Sandwiches in den Mund.
Bald kamen immer mehr Schüler, unter ihnen Chaya, ins Klassenzimmer und setzen sich auf ihre Plätze. Der Unterricht konnte also wieder beginnen. Wir hatten Französisch, ein Fach, von dem ich nicht wirklich behaupten konnte, dass ich es mochte. Aber im Gegensatz zu anderen Tagen, an denen ich wenigstens gelegentlich zuhörte und mitschrieb, passte ich heute überhaupt nicht auf. Ich dachte an Samstagabend und stellte mir vor, wie lustig es werden würde. Mal wieder ein Abend ohne Stress und schlechte Gedanken, dafür mit Freunden. Schon jetzt war meine Laune viel besser geworden und ich überstand den Schultag mit Leichtigkeit.
Zu Hause angekommen, liess ich die Tür ins Schloss fallen, streifte mir meine Schuhe von den Fersen und hüpfte gut gelaunt die Treppe hinauf in mein Zimmer. Eine erfundene Melodie summend, warf ich meine Tasche neben meinen Schreibtisch und drückte den Knopf auf der Fernbedienung, der den kleinen Bildschirm an der Wand zum flimmern brachte. In den letzten Monat war Netflix ein fester Teil meiner täglichen Routine geworden. Ich setzte mich aufs Bett und wickelte meine Decke um mich, während ich schon wieder anfing, mich schlecht zu fühlen. Ich könnte wirklich etwas sinnvolleres tun. Als der Ton des Netflixintros erklang änderte ich meine Meinung schnell und klickte auf meine momentane Lieblingsserie.
Um sieben Uhr abends kam Matt nach Hause und wir kochten zusammen. Nach ein paar Minuten Smalltalk zögerte Matt, bevor er zum nächsten Sarz ansetzte. "Claires Bruder hat Mum in einer Bar gesehen. Der "Schuppen", kennst du doch? Sie hat mit irgendeinem Typen geflirted und einen Shot nach dem anderen in sich hineingeschüttet. Krass oder?", erklärte er hastig, während er Pilze in kleine Stückchen schnitt. Ich hatte keine Antwort bereit und starrte ihn deswegen erst einmal nur verwirrt an. Er schnappte sich ein Stück Mozarella, das auf meinem Schneidebrett lag, steckte es sich in den Mund und schaute mich voller Erwartung auf eine etwas eindeutigere Reaktion an. Ich schüttelte den Kopf und hob die Augenbrauen. "Ganz sicher? Also kann man dem Typen trauen, vielleicht lügt er ja." Matt lachte kurz und widmete sich dann wieder seiner Augabe. "Sky, er lügt nicht. Dass sie dauernd bei anderen Männern schläft wussten wir doch schon. Ich kann mir zwar nicht vorstellen wie unsere Mutter eine ganze Reihe Shots trinkt aber ich meine.." Ich schlug ihm leicht an die Schulter; er nahm diese Situation zu wenig ernst. Empört ging er einen Schritt zurück und zeigte mit dem Messer auf mich. "Was soll das?" Ich seufzte und stützte die Arme in meine Hüften. "Was wenn sie voll durchdreht und zur Alkoholikerin wird? Oder sich in den Strassengraben säuft?", ich malte mir alle möglichen Folgen aus und steigerte mich immer mehr hinein. "Jetzt chill mal, das ist unsere Mutter. Sie kriegt das schon gebacken. So wie wir unsere Pizza wenn du endlich den Mozarella drauf verteilst. Na los." Ich liess mich von ihm auf das Blech mit dem Pizzateig zu schieben und fing dann widerwillig an, unser Essen zu belegen. Sobald ich das fertige Kunstwerk betrachten konnte, vergass ich über was wir geredet hatten und konzetrierte mich nur noch darauf, wie sehr mein Magen knurrte.
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Wir
RomanceFortsetzung. Ich empfehle euch, zuerst "Sie", auch auf meinem Profil, zu lesen. Es geht aber auch gut ohne, da es eine ganz neue Geschichte ist, die nur die gleichen Charaktere enthält. ~ Die Sommerferien beginnen schlecht und je mehr Wochen vergehe...