Bei Anna, Clarkes Schwester, angekommen klingelten wir und warteten darauf, dass uns jemand die Tür öffnete. Dieser Jemand war Mia, die uns mit einem breiten Grinsen begrüsste. Noch ein wenig schüchtern sah sie zu Clarke hinauf und ging dann beiseite, um uns hinein zu lassen. "Hey Mia. Schönes Tshirt.", lächelte meine beste Freundin und kniete sich hin. Sie bewunderte den bunten Aufdruck, während Mia stolz ihren Bauch nach vorne streckte. Ich lachte und streifte mir die Schuhe von meinen Füssen. In diesem Moment kam Anna aus dem Wohnzimmer. Sie hielt ein Baby auf dem Arm, das uns mit grossen Augen musterte. Clarke richtete sich wieder auf und umarmte ihre Schwester. Der kleine Junge machte das viel umständlicher, als es sonst gewesen wäre und drehte seinen Kopf verwirrt in alle Richtungen. Clarke drehte sich zu mir und legte den Kopf schief. "Du hast ihn noch gar nicht in Echt gesehen, oder?" Ich schüttelte den Kopf und streichelte den Arm des Babys. Ich hatte Nino, den Neuzugang der Familie, bisher nur auf Bildern gesehen, die mir Clarke seit seiner Geburt laufend geschickte hatte. "Der ist wirklich süss.", sagte ich und lachte, als er sich an meinem Zeigefinger festklammerte. Anna grinste und umarmte mich, so gut es mit dem Kleinen auf dem Arm ging. Ich lachte und folgte dann den Anderen, die voraus gingen, ins Wohnzimmer.
Das Zimmer war gross und nicht nur Wohnzimmer, sondern gleichzeitig auch Esszimmer. Der grosse Tisch, an dem zehn Leute Platz finden könnten, stand auf der linken Seite. Rechts hing ein grosser Fernseher an der Wand. Überall lag Spielzeug herum und liess den Raum lebendig erscheinen. Er sah nicht aus, wie diese perfekten Wohnungen im Katalog und irgendwie gefiel mir das. Es war auch schon letztes Mal so gewesen. Annas Mann, Stefan, sass auf dem grauen Sofa und stand auf, als er uns sah. Mit ausgebreiteten Armen kam er auf Clarke und mich zu und begrüsste uns nacheinander. "Ich dachte wir grillen, einverstanden?", vergewisserte er sich und ging auf die grosse Glastür, die in den Garten führte, zu. Ich nickte eifrig und Clarke stimmte mir zu, auch wenn sie es eher abwesend tat. Denn gerade wurde sie von Mia an der Hand zu einem kleinen Tischchen gezogen, das neben dem Fernseher stand. Darauf waren einige Stifte und Blätter verstreut. "Komm wir malen was.", schlug das kleine Mädchen nun vor, mit einer Bestimmtheit in der Stimme, gegen die Clarke gar nicht ankommen konnte. Deswegen setzte sie sich auch an den Tisch und fragte, was sie denn malen sollten. Stefan hatte inzwischen die Tür in den Garten geöffnet und war hinausgetreten, um das Fleisch auf den Grill zu legen. Es war fast fünf Uhr Abends und die Sonne prallte noch immer auf unsere Köpfe. Ich unterhielt mich ein Bisschen mit Stefan, während Anna in der Küche den Rest des Essens zubereitete und Clarke mit Mia drinnen spielte. Nino lag auf dem Sofa, hielt einen Kuscheltier-Hasen im Arm und sabberte hin und wieder auf den grauen Stoff.
Irgendwann kam Clarkes Schwester mit einer grossen Salatschüssel nach draussen und rief auch die anderen beiden zu uns. Den Esstisch im Garten, an dem wir alle Platz nahmen, hatte sie schon gedeckt. Stefan holte den Kleinen und setzte ihn in seinen Hochstuhl, in dem er fröhlich zu strampeln anfing. Mia sass zwischen Clarke und Anna, was ihr erst richtig auffiel, als Stefan sich auf der andere Seite des Tisches neben mich setzte. "Hey, ich hab doch gesagt du sollst neben mir sitzen!", rief sie empört und verschränkte die Arme. Dazu machte sie einen Schmollmund und zog die Augenbrauen zusammen. Mit Annas Seufzer wurde mir schnell klar, dass diese Situation überhaupt nicht selten war. "Mia, wenn so viele Leute da sind zum Essen, kann man sich den Platz eben nicht aussuchen. Heute schaffst du das auch ohne mich.", erklärte Stefan gelassen und zwinkerte ihr zu. Das schien sie zwar nicht ganz zu überzeugen, aber sie widersprach ihm auch nicht und widmete sich dem Essen. Während der Vorspeise waren fast alle Augen durchgehen auf Nino gerichtet, der sich etwas schwer tat und so die Unterhaltung des Abends war.
Etwa eine Stunde später waren unsere Bäuche vollgeschlagen mit gutem Essen und wir hingen satt in den Stühlen. Die Kinder hatten schon vor einiger Zeit den Tisch verlassen und spielten seither zusammen mit einem Ball. Besser gesagt; Mia spielte mit dem Ball und Nino tapste unsicher hinter ihr her. Die Beiden waren so süss, ich hätte ihnen stundenlang zusehen können. "Oh mann, es ist so heiss hier draussen. Es ist schon nach sechs, das ergibt gar keinen Sinn.", stöhnte Clarke und versuchte verzweifelt, ihre Tshirt-Ärmel noch weiter nach hinten zu schieben. Stefan und ich stimmten ihr nickend zu, als Annas Gesicht sich erhellte. "Ich hab' da noch was.", grinste sie und ging ins Haus. Kurz darauf kam sie wieder nach draussen, in der Hand hielt sie eine Packung Wasserballons. Ich sah herausfordernd zu meiner besten Freundin, die es mir gleich tat. "Wasserschlacht?", fragte ich und erhob mich schon aus meinem Stuhl. Sie nickte und antwortete grinsend: "Darauf kannst du wetten." Wir bereiteten zusammen die Ballons vor. Jeder bekam einen Eimer und füllte diesen mit den verschiedenfarbigen Bombem. Mia mischte sich ein und warf einige Ballons auf ihren Vater, der sich selbst ein paar schnappte, um sich zu wehren. Als alle Ballons gefüllt waren, stellten wir uns mit den Eimern auf je eine Seite des Gartens. Clarke und Anna gegen Stefan, Mia und mich. Nino stand am Rand und schaute uns verwirrt zu. Auf drei ging es los und schon war die Nachbarschaft von Schreien und Lachen erfüllt. Mia kicherte unentwegt, auch wenn sie keinen von uns traf. Wir anderen jedoch schossen ohne Pause aufeinander, die Ballons wurden immer weniger. Einer meiner Schüsse auf Clarke ging daneben, woraufhin sie mich auslachte und volle Kanne meinen Rücken traf.
Als alle Ballons aufgebraucht waren, machte sich Stefan mit Mia auf den Weg nach oben, um trockene Kleider und Handtücher zu holen. "Das hat Spass gemacht.", lachte Clarke und gab mir ein Highfive. "Ja", stimmte ich ihr schweratmend zu, "aber so nass bin ich gar nicht geworden." Sie bedachte mich mit einem nachdenklichen Blick und grinste dann verschmitzt. "Das lässt sich ändern." Sie schnappte sich einen der leeren Eimer und füllte ihn mit dem Gartenschlach mit Wasser. "Oh nein, wag es nicht!", drohte ich ihr lachend und rannte zum anderen Eimer. Schnell füllte ich ihn im Pool und stellte mich Clarke gegenüber. Wir beide waren bereit, aufeinander loszugehen, als Anna uns unterbrach. "Stopp! Ich will das in Zeitlupe filmen.", rief sie und holte hastig ihr Handy aus der Hosentasche. Mit einem Nicken gab sie uns das OK und wir zählten auf drei. Clarke und ich grinsten uns an und schütteten uns dann gegenseitig die vollen Eimer Wasser an. Wir beide trieften und sahen aus wie zwei begossene Pudel. Sie lachte und mein zuvor hellblaues Shirt war jetzt dunkelblau.
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Wir
RomanceFortsetzung. Ich empfehle euch, zuerst "Sie", auch auf meinem Profil, zu lesen. Es geht aber auch gut ohne, da es eine ganz neue Geschichte ist, die nur die gleichen Charaktere enthält. ~ Die Sommerferien beginnen schlecht und je mehr Wochen vergehe...