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Zu Hause ging ich sofort in mein Zimmer und liess Matt an der Haustür stehen. Ich konnte jetzt einfach nicht darüber reden. Eine ganze Weile stand ich mitten im Raum und starrte an die Wand gegenüber von mir. Was sollte ich denn tun? Ich durfte einfach nicht darüber nachdenken. Alles nur das nicht. Ich sah zu meinem Bett und sofort erinnerte ich mich an Chayas erste Nacht hier. Wie betrunken sie gewesen war und wie sie sich an mich herangekuschelt hatte. Verdammt. Dieses Zimmer machte es mir unmöglich, nicht an sie zu denken. Schnell fasste ich den Entschluss, das zu ändern. Ich holte einen leeren Schuhkarton aus meinem Schrank und warf kurzerhand alle Bilder von uns hinein. Sie waren überall. Auf meinem Schreibtisch und an den Wänden. Neben dem Bett. Alles Lügen, sorgfältig an jedem möglichen Ort platziert. Ein Kuscheltierlama, das sie mir geschenkt hatte, als ich die Grippe gehabt hatte. Ein altes Tshirt von ihr. Alles landete in der Kiste. Ich stellte sie ganz unten in meinen Schrank, um sie später irgendwo zu verbrennen. Vielleicht war es übertrieben, aber ich hatte das plötzliche Verlangen, etwas zu kaputt zu machen.

Erschöpft sass ich auf dem Boden und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Und dann war es still, nichts regte sich mehr. Sogar mein Herzschlag verlangsamte sich und ich konnte endlich durchatmen. Nie hätte ich gedacht, dass mir das hier so gut tun würde. Ich sass noch in meiner eigenen, stillen Blase, bis ein kurzes Piepen mich aus diesem Stillstand holte. Es war mein Handy, an das ich gar nicht mehr gedacht hatte. So dass es jetzt irgendwie fremd aussah, wie es auf meinem Bett lag. Eine Nachricht von Nelly.

"Hey du, alles okay? Bist heute so schnell verschwunden..."

Scheisse, sie hatte ich voll vergessen.

"Hey... tut mir leid, das war echt nicht cool von mir. Aber ich musste einfach da weg."

Ich wusste, dass sie es verstehen würde. Ich legte mich auf meinen Rücken und sah an die Decke. Irgendwie kam mir diese Situation einfach unrealistisch vor. Mein Handy, das ich auf meinen Bauch gelegt hatte, gab einen weiteren Ton von sich.

"Schon okay, ich versteh das. Ruf an wenn du was brauchst, ja? Ich bin da"

Ein leichtes Lächeln flog über meine Lippen. Sie war wirklich super. Ich weiss gar nicht, wieso ich davor nie wirklich mit ihr befreundet gewesen war. Ab irgendeinem Tag waren wir einfach Freunde, als ob es selbstverständlich war, dass es so sein sollte. Und wir verstanden uns echt super.

"Ja, ich weiss. Danke Nelly"

Ich legte mein Handy wieder weg und schaute zur Tür, während ich überlegte, ob ich sie öffnen sollte und in diese schrecklich Aussenwelt treten sollte. Mein Magen knurrte und entschied für mich. Mit viel Mühe stand ich auf und ging nach unten, wo Matt mit Claire, seiner Freundin, auf dem Sofa sass. Sie war auch immer eine gute Freundin von Chaya gewesen, weshalb es mir irgendwie unangenehm war, in ihrer Nähe zu sein. Also murmelte ich nur schnell im Vorbeigehen ein "Hallo" und machte mich gleich auf den Weg in die Küche. "Was war das denn?", hörte ich sie fragen und sah ahs dem Augenwinkel noch, dass Matt nur mit den Schultern zuckte. Dabei wusste er bestimmt, was, oder wer, der Grund dafür war, dass es mir vorher so schlecht gegangen war. Ich öffnete den Kühlschrank und zwei Küchenschränke, bis ich etwas fand, das mich zufriedenstellte: eine Packung Maiswaffeln, die noch geschlossen war. Kurz fühlte ich mich wie der glücklichste Mensch auf Erden, aufgrund meiner Eroberung, doch kurz darauf war wieder alles wie vorher. Vollkommen trostlos und als hätte ich verlernt nicht traurig zu sein. Ich stopfte ein paar Waffeln in mich hinein und sah mich in der Küche um, die aussah wie immer. Viel zu sauber, dafür, dass in diesem Haus hauptsächlich zwei Teenager lebten. Mum hatte ich schon ewig nicht mehr richtig zu Gesicht bekommen, höchstens für ein paar Sekunden, wenn sie gerade dabei war, zu gehen.

Mir war langweilig geworden, also ging ich zurück nach oben, um den Abend mit meinem Handy zu verbringen. Matt und Claire sassen auch nicht mehr im Wohnzimmer, was mir gelegen kam. In meinem Zimmer angekommen, hob ich mein Handy vom Boden auf und machte mich wieder auf den Weg nach unten, um das Sofa zu besetzen. Ich liess mich seufzend ins Polster fallen und schloss kurz die Augen, weil es so bequem und mein Körper so geschafft war. Dann entsperrte ich mein Handy und wurde von einer Nachricht angesprungen, die ich nicht erwartet hätte.

"Hey. Ich hab schon ewig nichts mehr von dir gehört, lebst du noch?"

Sofort war ich hellwach. Clarke hatte mir geschrieben. Unbewusst grinste ich und liess meine Finger über der Handytastatur schweben. Was sollte ich schreiben?

"Hi, ja ich glaube schon. Wie geht's dir?"

Ich zögerte kurz, bevor ich es abschickte. Wieso hatte ich bei ihr das Gefühl, dass ich alles richtig machen musste? Und was war eigentlich richtig? Warum war nur alles immer so kompliziert. Ich starrte auf den Bildschirm, bis ich sah, dass sie schrieb. Sofort sperrte ich mein Handy, das kam sonst komisch rüber. Ich hatte das Handy auf den Tisch vor mir gelegt und wartete darauf, dass es aufleuchtete und diesen nervigen Ton von sich gab. Das war natürlich nicht weniger komisch, also schaltete ich irgendwann den Fernseher an, um mich abzulenken. Sobald das Piepen ertönte schnellte meine Hand zum Gerät und machte es an.

"Freut mich :) Ja, mir gehts ganz gut. Ich schreib dir aber nicht ganz ohne Grund, ich glaub ich muss dir was erzählen..."

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Hey, ich melde mich auch mal wieder :)

Ich hoffe euch gefällt die Geschichte bis hier her und ihr seid mir nicht allzu böse, weil ich genau an dieser Stelle aufhöre.
Eigentlich wollte ich euch nur auf mein neues Instagramprofil aufmerksam machen. Wäre wirklich cool wenn ihr mal reinschaut :)

Bis dann und machts gut <3

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