Nach der Schule verabschiedete ich mich von Nelly und ging noch schnell zu meinen Spind. Auf dem Weg dahin traf ich Clarke und Liv, die gerade auf dem Weg nach draussen waren. Clarke und ich begrüssten uns mit einer Umarmung und ich lächelte Liv zu, die es mir gleich tat. Dann umarmte sie Clarke und erklärte, dass sie schnell gehen musste, weil sie sonst ihren Bus verpassen würde. Unsere gemeinsame Freundin genoss die Umarmung, das sah ich ihr an. Und, ich hätte es auch nicht anders erwartet, mir war es unangenehm. Ich wollte das nicht sehen. Aber dann dachte ich an Chaya und, dass ich eigentlich keinen Grund hatte verletzt zu sein. Das mit Clarke war sowieso nie wirklich ernst gewesen, ich hatte einfach für sie geschwärmt. Aber jetzt hatte ich Chaya wieder, kein Grund eifersüchtig zu sein. Ich verabschiedete mich mit einem Winken, das sie erwiderte, von Liv und sah dann wieder zu Clarke, die bis über beide Ohren grinste. Ich schmunzelte und lief an ihr vorbei, um an meinen Spind zu gehen. Sie machte auf den Fersen kehrt und lief mir hinterher. "Was machst du?", fragte sie neugierig und legte einen Zahn zu, um mit mir auf gleicher Höhe zu laufen. "Ich muss noch zu meinem Spind.", erklärte ich und sah kurz zu ihr hinüber. Sie nickte verstehend und steckte ihre Hände in die Bauchtasche ihres Pullovers. Ausserdem presste sie nervös ihre Lippen aufeinander und starrte, in Gedanken versunken, auf den Boden. "Was ist?", fragte ich schliesslich leicht lachend, da sie aussah, als würde sie im nächsten Moment explodieren. Und sofort platzte es aus ihr heraus: "Hast du gesehen, wie süss sie gelächelt hat? Und wie sie mich umarmt hat? Oh mann." Ein tiefer Seufzer entfuhr ihr, als hätte sie seit Tagen nicht mehr ausgeatmet. Wir waren an meinem Spind angekommen und, während ich ihn öffnete und meine Bücher darin verstaute, lehnte sie sich mit dem Rücken an den Schrank neben meinem und starrte genervt an die Decke. "Ja, hab ich. War wirklich süss. Und es sieht nicht so aus, als würde sie nicht auf dich stehen.", warf ich ihr einen vielsagenden Blick zu und wackelte mit den Augenbrauen. Sie bedachte mich dagegen mit einem 'dein Ernst?'-Blick und nickte dann ironisch. "Jaaa bestimmt. Lass mich nur weiter träumen, das wird nie was.", knurrte sie frustriert und richtete sich wieder auf. "Kommst du noch zu mir? Ich hab viel essen.", bat sie mich dann und, weil ich nichts mehr vorhatte, stimmte ich zu. Und vielleicht überredete mich auch das Essen-Argument. Diese Karte hatte sie extra ausgespielt, weil sie mich und meinen immer währenden Hunger genau kannte.
Bei ihr zu Hause war niemand, ausser Jack, der sich, sobald wir auf ihrem Sofa sassen, auf ihren Schoss setzte. Ich hatte eine Schüssel Chips auf dem Schoss, aus der wir uns bedienten. "Ich muss dir was erzählen.", brachte ich über die Lippen. Schon seit ich sie vorher im Gang getroffen hatte, brannte ich darauf, ihr alles zu erzählen. Sie horchte sofort auf und hob ihren Kopf. Jack, der sie zuvor vollkommen in Beschlag genommen hatte, streichelte sie weiter übers Köpfchen. "Ich glaube, ich will wieder mit Chaya zusammen kommen.", rasselte ich leise herunter und schaute auf meine Hände. Es blieb kurz Still, bis Clarke aufhörte ihren Kater zu streicheln. Oh oh. "Das ist jetzt n Scherz, oder?", kam es kalt aus ihrem Mund. Ich zuckte innerlich ein wenig zusammen; so hatte sie noch nie mit mir geredet. Ich schüttelte den Kopf, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte und eventuell auch etwas Angst vor ihrer Reaktion hatte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mir ungläubig in die Augen. "Dein Ernst?! Du willst...was ist überhaupt passiert? Gestern hast du noch damit abgeschlossen und jetzt...ich versteh das nicht?", fuhr sie mich an. Ich hasste es, wenn jemand wütend auf mich war und bei Clarke war es besonders schlimm. Ich zupfte an meinen Fingernägeln und wippte mit den Knien. So nervös war ich schon lange nicht mehr. "Nachdem du gestern gegangen bist, ist sie aufgetaucht. Betrunken. Und sie hat mir gesagt, dass es ihr leid tut und sie mich liebt und wir haben uns heute morgen geküsst.", antwortete ich etwas kräftiger, um ihr zu zeigen, dass ich meiner Sache sicher war. Aber sie schaffte es wieder, mich auf den Boden zu bringen. "Ach verdammt, ich wusste, dass ich nicht hätte gehen sollen. Allein, dass sie betrunken war, sagt doch schon alles. Und sie hat dich geküsst? Was fällt dieser..."
Ich unterbrach sie: "Eigentlich habe ich sie geküsst.", gab ich ihr leise zu verstehen. Ihre Augen weiteten sich und sie stand wütend auf, sodass Jack erschrocken aufsprang und sich vom Acker machte. "Das ist ja noch schlimmer! Sky, bist du völlig verrückt geworden?? Diese Frau hat zweimal mit dir Schluss gemacht, und dir ging es zweimal scheisse. Das wird wieder passieren! Du reitest dich ins eigene Unglück, verdammte scheisse!", blaffte sie mich an und fuchtelte mit ihren Händen vor meinem Gesicht herum. "Das erste Mal zählt aber nicht wirklich...", warf ich zu meiner und Chayas Verteidigung ein, doch das hätte ich nicht tun sollen. "Wie bitte soll ein Schluss machen nicht zählen? Wach doch auf. Mann.", redete sie sich noch weiter in Rage. Ich zitterte und sah mir den ganzen Raum an, nur nicht in Clarkes Augen. Die Tränen stiegen in mir hoch und das bekannte Brennen im Hals machte sich bemerkbar. Fuck. "Das kann klappen, okay? Ich weiss es. Es wird funktionieren. Dieses Mal wird es das.", flüsterte ich nur noch, da ich keinen Ton mehr über die Lippen brachte. Ihre harten Worte hatten mich vollkommem aus der Bahn geworfen. Eine Träne rollte mir über die Wange und das war der Moment, in dem Clarke merkte, was sie gesagt hatte. Sie bereute es nicht, denn alles was sie gesagt hatte, stimmte für sie. Aber sie setzte sich neben mich und nahm mich in den Arm, genau das, was ich jetzt brauchte. Ihre Hand strich langsam über meinen Rücken und eine Weile war es ruhig. Dann räusperte sie sich und erhob das Wort noch ein letztes Mal: "Wenn du denkst das klappt, dann vertrau ich dir. Ich mag die Bitch einfach nicht."
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Wir
RomanceFortsetzung. Ich empfehle euch, zuerst "Sie", auch auf meinem Profil, zu lesen. Es geht aber auch gut ohne, da es eine ganz neue Geschichte ist, die nur die gleichen Charaktere enthält. ~ Die Sommerferien beginnen schlecht und je mehr Wochen vergehe...