Der nächste Tag ging nur schleppend voran. Ein heftiger Kater plagte mich und der Schmerz, den mir die Nachrichten gestern zugefügt hatten, sass mir noch tief in den Knochen. Als ich um halb zwölf aufgewacht war, hatte ich mich kein Stück bewegt, aus Angst, mich bei der kleinsten Drehung zu übergeben. Ich hatte nur an die Decke gestarrt und versucht, nicht gleich wieder los zu heulen.
Ich kam mir vor wie en jämmerliches Etwas, als ich gegen Abend langsam in die Küche schlurfte. Matt sass am Tisch und stopfte sich gerade die letzte Ecke seines Sandwiches in den Mund."Dir auch guten Morgen.", grinste er und stand auf um seinen leeren Teller neben das Waschbecken zu stellen. Er lachte mich aus. Kein Wunder, einen solchen Kater hatte ich schon lange nicht mehr gehabt. Ich zuckte nur mit den Schultern und lief zum Kühlschrank. Matt musterte mich und machte dann den Mund auf, um etwas zu sagen. Er schien es sich anders zu überlegen, denn er machte ihn kurz darauf wieder zu. Ich drehte mich skeptisch um und sah ihn an. "Ist was?" Er dachte kurz nach und sprach dann aus, was er gedacht hatte. "Du siehst scheisse aus. Alles okay?"
Seine Stirn war besorgt gerunzelt und seine Augen blickten direkt in meine. "Ich hab das Gefühl ich kotz uns gleich den Küchenboden voll und das mit Chaya ist vorbei. Ausserdem muss ich morgen wieder in die Schule und sie wird auch da sein. Das wird total peinlich. Am liebsten würde ich einfach hier bleiben. Aber ja, natürlich gehts mir super.", fuhr ich ihn an und drehte mich dann wieder zum Kühlschrank, um die Tür wütend zu zu hauen. Ich wollte nicht so ausrasten, aber ich konnte nicht anders. Ich war so wütend und verwirrt. So traurig. Ich hatte das Gefühl, dass ich nie wieder lieben würde. Matt sagte nichts, als er auf mich zu kam und mich in den Arm nahm. Seine Hand, die mir leicht über den Rücken streichelte und sein warmer Atem an meinem Ohr beruhigten mich wieder etwas. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Schulter und schlang meine Arme um seine Hüfte. "Danke.", murmelte ich irgendwann und löste mich von ihm. Ich wusste, dass er wissen wollte, was passiert war, also holte ich mein Handy aus der Hosentasche meiner grauen Trainerhose und gab es ihm. Dann machte ich mich auf die Suche nach Zwieback.
Nachdem mein Bruder den Chatverlauf zuende gelesen hatte, legte er das Handy unsanft auf den Esstisch und schnaubte. "Was denkt sie eigentlich wer sie ist." Chaya war immer eine gute Freundin von Matt gewesen und als wir zusammen gekommen waren, hatte er sich wohl am meisten gefreut. Ausserdem war er auch sonst ein seht ruhiger Mensch. Die Wut, die ihm jetzt ins Gesicht geschrieben stand, passte überhaupt nicht zu ihm und mschte mir fast Angst. Mehr, als erneut mit den Schultern zu zucken, konnte ich nicht tun. Er lief an mir vorbei zur Tür und stützte sich am Türrahmen ab. Fassungslos schüttelte er immer wieder den Kopf und sein Kiefer verspannte sich. "Ich fahre jetzt zu ihr und frag sie was der Scheiss soll.", fasste er seinen Entschluss und war schon aus der Küche verschwunden. Ich rannte ihm hinterher und ignorierte das unangenehme Gefühl in meiner Magengegend.
Er war schon an der Haustür angekommen und zog sich eine Jacke an. "Nein Matt, mach das nicht.", bat ich ihn und hielt seinen Arm fest. Wieso wollte ich nicht, dass er Chaya zur Rechenhaft zog? Verdient hatte sie es sicher. Aber irgendetwas sagte mir, dass es nichts bringen und alles nur noch schlimmer machen würde. Er sah mich bittend an, als wolle er sagen: "Bitte lass mich sie schlagen."
Ich schüttelte noch einmal nachdrücklich den Kopf und er gab sich geschlagen. In diesem Moment entspannten sich seine Schultern und er zog seine Jacke wieder aus. "Nur dieses eine Mal, okay? So etwas macht man nicht mit meiner kleinen Schwester.", murrte er und ging zurück in die Küche. Ich seufzte erleichtert und machte mich auf den Weg nach oben. Mein Handy, das noch immer auf dem Küchentisch lag, liess ich unten. Wem sollte ich denn auch schreiben?
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Wir
RomanceFortsetzung. Ich empfehle euch, zuerst "Sie", auch auf meinem Profil, zu lesen. Es geht aber auch gut ohne, da es eine ganz neue Geschichte ist, die nur die gleichen Charaktere enthält. ~ Die Sommerferien beginnen schlecht und je mehr Wochen vergehe...