„Evanesco!" Die Riesenschnecke auf Professor McGonagalls Pult verschwand unter den ungläubigen Blicken der Schüler im Handumdrehen und ließ nicht einmal mehr eine Schleimspur zurück.
„Der Verschwindezauber wird einer der Hauptabfragepunkte in Ihren ZAG-Prüfungen am Ende des Jahres sein, wie ich Ihnen bereits zu Beginn des Schuljahres mitgeteilt habe.", erklärte die Professorin für Verwandlung ihren Schülern. „Heute üben Sie den Zauber an Riesenschnecken. Das dürfte für Sie eigentlich nicht besonders schwierig werden, da sich Riesenschnecken nur in der Größe von den hier heimischen kleinen Schnecken unterscheiden. Dennoch erfordert diese Aufgabe höchste Konzentration, es sei denn Sie wollen am Ende der Stunde einen zerstückelten Schneckenkörper mitnehmen. Ich tue das ganz sicherlich nicht für Sie." Professor McGonagall schwang ihren Zauberstab und wie auf Kommando erschien bei jedem Schüler eine Riesenschnecke auf dem Tisch, was für einige ekel-erregte Aufschreie sorgte.
„Nun haben Sie sich doch nicht so! Das sind harmlose Tiere im Vergleich zu einigem anderen Zeugs, das dort draußen herumkriecht. Haben Sie in Pflege magischer Geschöpfe schon den Bundimun durchgenommen? Das ist ein Wesen, das ich abscheulich nennen würde." Sie blickte die Jugendlichen durch ihre Brille streng an. Dann räusperte sie sich erneut. „Nun denn, da Sie dank Ihrer Aufsätze alles über die Herkunft des Verschwindezaubers erfahren haben und in der Theorie alles über jenen wissen dürften, schlage ich vor, dass Sie keine Zeit verlieren, um sie auch in der Praxis zu üben, denn die Praxis ist wie auch bei anderen Zauberfächern das Wichtigste. Also, falls Sie keine Fragen mehr haben, legen Sie gleich los!"
In diesem Moment schoss der Arm zweier Schüler nach oben. Professor McGonagall verdrehte innerlich die Augen. Natürlich diese beiden! Sie rief einen von ihnen auf. „Black?"
Der Genannte fing schelmisch an zu grinsen und fragte im unschuldigsten Tonfall: „Könnten Sie uns noch einmal verraten, weshalb der Zauberspruch Evanesco heißt? Das ist mir nämlich noch nicht ganz klar geworden."Natürlich war ihm vollkommen bewusst, weshalb, das hatte schließlich mit dem Aufsatz beantwortet werden sollen. Aber bitte, wenn er sie unbedingt veralbern wollte, das ließ sie vollkommen kalt, schließlich war sie das schon von ihm gewohnt.
Daher antwortete sie süffisant: „Tja, ich fürchte beinahe, dass mir das gerade entfallen ist, Mr. Black. Aber Ihre Mitschüler wissen das bestimmt und Sie wüssten das ebenfalls, wenn Sie Mr. Lupins Aufsatz nicht nur kopiert, sondern auch gelesen hätten." In dem Moment blickten sowohl Lupin als auch Black erschrocken zu ihr auf.
„W-Woher...", stammelte Black und hatte sein freches Grinsen komplett verloren.
„Glauben Sie ja nicht, dass Sie so etwas vor mir verbergen könnten. Dasselbe gilt im Übrigen auch für Ihren Gefährten Mr. Pettigrew." Dabei blickte sie scharf auf den Genannten, der schuldbewusst den Kopf senkte. „Man sollte doch wirklich glauben, dass Sie wenigstens ein bisschen die Fähigkeit besitzen, eigenständig zu denken, wo Sie doch bereits in der fünften Klasse sind!"
„Ich hatte ja einen eigenen Aufsatz geschrieben,", protestierte Black. „aber der ist von den Wassermenschen zerrissen worden!" Sofort ertönte im Klassenraum ein herzliches Gelächter, während McGonagall nur stumm den Kopf schüttelte. Das war mal wieder eine typische Black-Ausrede.
„Suchen Sie sich für das nächste Mal wenigstens ein glaubwürdiges Alibi aus und keinen Unsinn über die Wassermenschen." Während sie sich von Black abwandte und den anderen Melder ansah, bemerkte sie aus dem Augenwinkel, wie Black sich zu Lupin umdrehte und ihm einen Blick zuwarf, der vermutlich so etwas wie „Ich hab's dir doch gesagt!" aussagen sollte, aber sicher war sie nicht. Nun fixierte sie den Schüler neben Black mit ihrem Blick und bereitete sich innerlich auf die nächste Unverschämtheit vor. „Potter!"
„Ich hätte da eine Frage, die mir keine Ruhe lässt, Professor," sagte der gedehnt und fuhr sich dabei mit der Hand durch die Haare, wie er es ständig tat. „Die Dinge, die wir verschwinden lassen... wo landen die?"
Im ersten Moment war sich die Professorin sicher, sich verhört zu haben. „Entschuldigen Sie?", fragte sie daher nochmal nach.
„Nun ja...", meinte Potter und setzte sich etwas aufrechter hin als vorher. „Irgendwo müssen diese Schnecken ja hin, oder? Gibt es vielleicht irgendeinen bestimmten Ort, an dem die landen oder sind sie einfach für immer aus der Welt verschwunden?"
Die Lehrerin seufzte innerlich. Das konnte ja heiter werden. „Wie ich Ihnen bereits erklärt habe, hören die Lebewesen und Gegenstände, die Sie verschwinden lassen, auf, körperlich zu existieren und gehen in einen Zustand über, in dem sie alles und gleichzeitig nichts sind und aus dem sie jederzeit wieder herausgeholt werden können."
„Das klingt ja romantisch!", rief Potter mit falscher Hingerissenheit.
Sie ignorierte seinen Ausruf und fuhr fort: „Nun denn, dann beginnen Sie jetzt..."
„Kann man denn auch Menschen verschwinden lassen?"
Mit genervtem Blick sah sie Potter an, der seinerseits nicht den Blick von ihr wandte. Aber er würde es nicht schaffen, sie zu provozieren, da konnte er versuchen, was er wollte. „Nein, dazu ist der Zauber nicht stark genug, außerdem fiele das schon in den Bereich schwarzer Magie, also sollten selbst Sie um Ihrer selbst willen die Finger davon lassen."
Der Junge zog ein trauriges Gesicht und meinte: „Schade, dann könnte man sich leicht alle Lehrer vom Hals schaffen, die man nicht ausstehen kann." Dabei änderte sich sein Gesichtsausdruck gleich in ein freches Grinsen.
„Tja, Potter, so ähnlich geht es mir auch.", meinte Minerva McGonagall trocken. „Ich warte immer noch auf den Zauberer, der Sie verschwinden lässt. Der hätte nämlich sofort den Merlinorden verdient. Und gleich zwei, wenn er Mr. Black auch noch mit verschwinden ließe. Also," sie klopfte mit ihrem Zauberstab mehrmals auf ihr Pult. „fangen Sie jetzt an mit ihren Übungen. Und wenn ich irgendjemanden dabei erwische, wie er etwas anderes als Verschwindezauber übt, werde ich ihn höchstpersönlich in einen Federhalter verwandeln!" Die Schüler nahmen ihre Zauberstäbe in die Hände und sogar Potter und Black wandten ihre Aufmerksamkeit den Schnecken auf ihren Tischen zu. Die Lehrerin schüttelte noch einmal den Kopf und ging dann durch die Reihen, um die Fortschritte der Schüler zu begutachten.
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Das Geheimnis der Heulenden Hütte
FanfictionAm Anfang ihres fünften Schuljahres haben es James, Sirius und Peter endlich geschafft: Sie sind Animagi und können ihren Freund Remus nun bei seinen Werwolfverwandlungen begleiten. Damit steht eigentlich ein Jahr mit noch mehr Streichen und Spaß an...