Höchst Potente Zaubertränke

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Sirius fühlte sich, als wäre er von einem riesigen Drachen überrannt worden. Nein, mindestens von zwei Drachen. Gefühlt schmerzte jeder einzelne Bestandteil seines Körpers und am liebsten wäre er jetzt einfach hier liegen geblieben und nicht wieder aufgestanden. Das Problem war nur, dass ein wütender Hausmeister hinter ihm her war. Gegen das, was ihn bei Filch erwartete, waren diese Schmerzen garantiert ein Kinderspiel. Er musste weiter.
Ächzend versuchte Sirius, sich wieder zu bewegen. Es ging quälend langsam voran und schmerzte bei jeder Bewegung. Aber je mehr er sich anstrengte, desto besser ging es und am Ende hatte er es geschafft, sich aufzusetzen. Sein Blick fiel nach vorne auf die Wand, gegen die er gelaufen war und schlagartig sank seine Zuversicht noch weiter. Er war in eine Sackgasse gelaufen. Frustriert schloss er für einen Moment die Augen. Wie wahrscheinlich war es denn bitte, in einem Schloss wie Hogwarts in eine geschlossene Sackgasse zu laufen?
Stöhnend stand Sirius komplett auf und blickte sich um. Es war dunkel und die Orientierung hatte er bereits nach der ersten Ecke, um die er gerannt war, verloren.
Er hörte ein Keuchen, das schon ziemlich nahe war. Verdammt!
Mit einem Blick rückwärts erkannte Sirius, dass der zugemauerte Gang, in dem er sich befand, auf eine Kreuzung von zwei Gängen führte. Der Gang, von dem er in die Sackgasse eingebogen war, führte noch weiter geradeaus. Dummerweise lief Filch offenbar auf demselben Gang entlang und würde Sirius also sofort sehen, wenn er hinaustrat. Gegenüber der Sackgasse führte ein anderer Gang weiter ins Ungewisse und war offensichtlich keine Sackgasse. Sirius fiel auf, dass in dem Gang überhaupt keine Bilder hingen und irgendwie sah der ganze Korridor sehr karg aus.
Aber darum konnte der Junge sich jetzt nicht kümmern, weil Filch, nach seinem Keuchen zu urteilen, ganz in der Nähe war. Es blieb keine Zeit mehr, sich in einen anderen Gang hineinzuflüchten. Schnell drückte sich Sirius an die Wand, gegen die er zuvor gelaufen war.
Er versuchte, sich möglichst klein zu machen, damit Filch ihn vielleicht übersah. Dabei versuchte er, nicht daran zu denken, dass der Hausmeister eine Lampe dabei hatte. Schon sah er ihren Lichtschimmer gegenüber auftauchen und im nächsten Moment rückte die Lampe selbst in sein Sichtfeld. Verzweifelt rutschte Sirius an der Wand herum und tastete sich in eine Ecke, um dem Lichtschein zu entkommen. Er konnte bereits Filchs Gestalt ausmachen, die im Lauf innehielt und sich umsah.
Sirius rückte noch ein Stück weiter zur Seite, als er plötzlich ein Knirschen direkt hinter seinem Rücken vernahm. Und auf einmal bewegte sich die Wand. Er sah noch, wie der Hausmeister alarmiert begann, sich zu ihm umzudrehen, bevor die Wand sich mit Sirius vollständig um die eigene Achse drehte. Mit Herzrasen fand er sich auf der anderen Seite der geschlossenen Mauer wieder. Und was er dort sah, verschlug ihm erst einmal die Sprache.
Er befand sich in einem riesigen Korridor, der von mehreren Fackeln an den Wänden beinahe taghell erleuchtet wurde. Die Wände waren aus altem Stein, der teilweise gesplittert oder von Moos überzogen war, und ein Geruch nach Feuchtigkeit beherrschte alles. Es war wie in einigen Geheimgängen im Schloss, nur dass dieser Korridor noch einmal um einiges größer war. Was aber noch viel auffälliger war als die Größe des Raumes, waren die vielen Gegenstände, mit denen der Raum geziert war.
Überall lagen Dinge herum, denen man ihr Alter teilweise schon sehr ansah und deren Gebrauchszweck Sirius schleierhaft blieb. An der Wand standen mehrere Tische aus altem, morschen Holz, auf denen heruntergebrannte Kerzen standen, deren Docht gar nicht mehr vorhanden war. Heruntergekommene Bücherregale gab es, in denen Bücher standen, die wirkten, als könnten sie schon beim bloßen Anblick zu Staub zerfallen. Es war offensichtlich, dass dieser Raum für lange Zeit von niemandem mehr wirklich genutzt worden war. In einer Ecke entdeckte Sirius sogar Galleonen von vor fünfhundert Jahren, die den heutigen Galleonen kaum ähnelten. Mit offenem Mund ging Sirius durch diesen riesigen Korridor, dessen Ende man von Sirius' Standort aus nicht einmal erkennen konnte. Dies war wohl ein Geheimraum, der früher sicher reichlich Nutzung gefunden hatte, dann aber wohl in Vergessenheit geraten war.
Sirius' Schmerzen und Befürchtungen von eben waren wie weggeblasen. Voller Tatendrang blickte er sich in diesem neu entdeckten Geheimraum um. Wer wohl alles schon hier drin gewesen war? Und warum wurde der Raum nicht mehr benutzt?
Andererseits, war er wirklich schon seit Langem verlassen? Sirius entdeckte einen Tisch, auf dem kaum eine Staubschicht zu finden war, während andere Tische eine meterdicke Staubdecke aufzuweisen hatten. Und warum brannten die Fackeln? Die konnten doch erst seit kurzem angezündet worden sein.
Misstrauisch blickte Sirius sich um, als sein Blick auf eine Gestalt fiel, die er bisher übersehen und die ihm sichtlich vergnügt zugesehen hatte. Jetzt kam sie auf ihn zu und meinte grinsend: „Sieh mal, was ich hier entdeckt habe!"
Für einen Moment war Sirius enttäuscht, dass er nicht derjenige gewesen war, der den Raum als Erster entdeckt hatte, dann aber grinste auch er und meinte: „Ich sehe es. Tolle Arbeit, Peter!"
Sein Freund wurde rot. „Danke. Ehrlich gesagt war ich ein wenig schockiert, als ich an diesem Stein gezogen habe,", er deutete auf einen Stein in der Mauer, der abgenutzter aussah als die anderen und etwas hervorstand, „und sich dann die Wand einfach gedreht hat. Und dann warst du auch noch plötzlich hier drin!"
Sirius lachte. „Da muss ich dir danken, Wurmschwanz! Du hast mich im richtigen Moment davor gerettet, von Filch zerfetzt zu werden." Er blickte zur Decke. „Mann, wieso haben wir das hier nicht schon viel früher entdeckt? Dieser Raum ist ja der Hammer!"
Jetzt lächelte Peter wissend. „Du hältst das für einen Hammer? Du hast das Beste noch gar nicht gesehen!"

Das Geheimnis der Heulenden HütteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt