Die Meisterleistung des Severus Snape

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Dass er nicht tot war, fiel Peter erst nach einer ganzen Weile auf.
Er öffnete seine Augen und starrte auf die Kneifzangen der Spinne, die sich nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt befanden. Jedoch bewegten sie sich nicht. Das gesamte Tier bewegte sich nicht. Peter spürte das Gewicht der auf ihm liegenden Spinne, aber das störte ihn gerade nicht, weil ihm aufging, dass das Ungetüm komplett leblos auf ihm drauf lag. Die roten Augen glühten nicht mehr und die Beine zuckten nicht. Das Tier war tot.
Als Peter das alles realisiert hatte, brach ein plötzliches, hysterisches Lachen aus ihm heraus. Er lebte, und die Spinne war besiegt! Peter war nicht einmal bewusst, wie er das geschafft hatte. Nach seinem verzweifelten Zauberspruch war die Spinne über ihm zusammengebrochen. Aber was hatte dieser Zauber bewirkt?
Sein Blick glitt zu seinem Zauberstab, der immer noch auf den Hinterleib der Spinne zeigte. Er erinnerte sich dunkel daran, dass das Herz einer Spinne im Hinterleib saß. Hatte er ihr Herz verschwinden lassen?
Es war ihm egal. Er hatte überlebt, und noch viel wichtiger: Er hatte die Spinne allein und eigenhändig besiegt! Er, den alle immer für einen Feigling und Versager gehalten hatten, hatte eine Riesenspinne besiegt! Ein erneuter Lachanfall der Erleichterung überkam ihn. Er fragte sich, was seine Freunde denken würden, wenn sie ihn so sehen könnten.
Erst jetzt bemerkte Peter, dass das Gewicht des toten Tieres unangenehm auf seinem Körper lastete. Es war zu groß, um weggeschoben zu werden, als benutzte er seinen Zauberstab.
Wingardium Leviosa!", murmelte er und das Ungetüm erhob sich in die Luft, um ein paar Meter weiter auf dem Boden zu landen. Befreit atmete Peter mehrmals ein und aus, bevor er sich aufsetzte. Er war so glücklich, dass er die merkwürdigen rosa Blüten neben sich erst gar nicht bemerkte. Als sein Blick schließlich auf sie fiel, fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf. Konnte es möglich sein, dass er ausgerechnet auf einem Kartoffelbauchpilz ausgerutscht war?
Eilig sprang er auf. Tatsächlich, neben ihm sprossen noch mehr von diesen Gewächsen. Ihre rosafarbenen Blüten stachen gut sichtbar gegen den dunklen Boden hervor. Wenn Peter noch glücklicher hätte werden können, dann war er es jetzt. Eine der Pflanzen, die er brauchte, wuchs genau neben ihm und er hatte es nicht bemerkt! Schnell und vorsichtig, weil er wusste, wie schnell diese Gewächse aufbrechen konnten, pflückte er eine Handvoll und steckte sie in die Taschen seines Pullovers.
Freudestrahlend blickte er sich um. Rosier hockte noch immer wehleidig in seiner Ecke und schien Peters Erfolg gar nicht bemerkt zu haben. Schade, dann gab es keine Zeugen für seine Heldentat.
In diesem Moment fiel Peter auch auf, dass die Kampfgeräusche von oben aufgehört hatten. Hatte Hagrid die Spinne ebenfalls besiegt? Bestimmt war es so, Peter konnte sich kein anderes Ende des Kampfes vorstellen. Schließlich hatte er es auch geschafft, seine Spinne zu besiegen! Euphorisiert stapfte er auf Rosier zu.
In seinem Glücksgefühl hörte er das Klicken zuerst gar nicht. Erst, als es bereits näher gekommen war, drehte er sich um. Seine Euphorie verschwand. Hinter ihm bewegten sich gleich mehrere Riesenspinnen auf ihre gefallene Artgenossin zu. Und die würde Peter garantiert nicht alle mit einem Verschwindezauber besiegen können.

Im Nachhinein bereute Sirius seine Entscheidung. Er fragte sich, ob er sich manchmal nicht zu viel zutraute, als er mit dem verzauberten Crup im Wald kämpfte.
Dabei hatte er sich das eigentlich einfach vorgestellt. Ursprünglich hatte er den Crup immer weiter in den Wald locken wollen, damit sie möglichst weit weg von Remus waren. Aber bereits da scheiterte sein Vorhaben.
Anscheinend war der Zauber auf dem Filter stärker als das unmittelbare Jagdverhalten des Crup, denn mitten in der Verfolgung hatte das große Geschöpf innegehalten und umgedreht. Als Sirius das bemerkte, drehte auch er um, überholte den Crup und warf sich ihm mit voller Wucht in den Lauf. Das war schmerzhafter, als er sich das vorgestellt hatte. Aber zumindest lenkte er die Aufmerksamkeit des Crup wieder auf sich. Das riesige Maul schnappte nach seinem Kopf, den der schwarze Hund gerade noch rechtzeitig außer Gefahr ziehen konnte. Er biss den Crup auffordernd in ein Ohr, bevor er sich von ihm löste und wieder in den Wald lief. Befriedigt hörte er, wie das wütende Tier hinter ihm herjagte.
Aber das hielt nicht lange an, weil der Crup schnell wieder umdrehte und Sirius ihn erneut auf sich aufmerksam machen musste. Das wiederholte sich sehr oft. Sirius hoffte, dass Remus mit seinem Werk bald fertig sein würde, da er das Ungetüm nicht mehr lange hinhalten konnte. Zwar waren sie schon eine große Strecke von Kesselbrands Friedhof entfernt, aber die ständigen Attacken auf den Crup schwächten den Animagus. Er hatte bereits zahlreiche Schnittwunden zu verzeichnen und wusste, dass seine Beine bald schlappmachen würden. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er nicht mehr konnte. Aber so lange wollte er den riesigen Crup auf jeden Fall noch bekämpfen, um seinem Freund au jeden Fall genügend Zeit zu geben.
Sirius hatte längst die Orientierung verloren, als er dem Crup in den Schwanz biss, um ihn wieder dazu zu bringen, seine Aufmerksamkeit dem kleineren Hund zu schenken. Dabei war er einen Moment unachtsam und wich gerade noch rechtzeitig den spitzen Zähnen des Ungeheuers aus. Dann sprintete er wieder davon und der Crup hinterher.
Er wurde immer müder und achtete so kaum noch auf den Weg, da er ohnehin bald wieder würde umdrehen müssen. Deswegen bemerkte er auch das große Geschöpf vor ihm zu spät, da er nur auf das hinter ihm achtete. Er lief mitten in ein überwältigendes Federkleid hinein und stürzte zu Boden. Mit einem Kreischen drehte sich der Hippogreif zu ihm um. Sirius stöhnte innerlich. Er wusste, dass es im Wald Hippogreife gab, aber musste er ausgerechnet jetzt in eins von diesen aggressiven Tieren hineinlaufen? Er rappelte sich auf und machte sich bereit, einen Angriff abzuwehren, als das Tier, das halb Pferd und halb Adler zu sein schien, urplötzlich kehrtmachte und davon stürmte.
Wäre Sirius in seiner menschlichen Gestalt gewesen, hätte er seine Stirn gerunzelt. Es sah Hippogreifen überhaupt nicht ähnlich, Reißaus zu nehmen. Er kam allerdings nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, weil der Crup in diesem Moment gegen ihn lief.
Sirius schnappte nach Luft, als er und das weiße Ungeheuer sich gemeinsam auf dem Boden wälzten. Die Zähne und Krallen des Crup fuhren durch Sirius' Fell und über seine Haut. Er tat sein möglichstes, um das Tier abzuwehren, schaffte es aber nicht, sich loszureißen. Er spürte, dass er träge wurde. Seine Kräfte verließen ihn immer mehr und er brauchte seine gesamte Kraft, um die Krallen des Crup von seinem Kopf und Hals fernzuhalten. Dumpfer Schmerz durchfuhr Sirius, als der Crup ihm ohne Erbarmen weitere Wunden zufügte. Irgendwo in seinem Kopf fragte sich Sirius, wie bescheuert Kesselbrand eigentlich sein musste, um so ein Ding auf die Leute loszulassen. Er spürte, wie ihn seine letzte Kraft verließ, als der Crup ihn fallen ließ. Er stürzte zu Boden und blickte benommen zu dem Ungetüm auf, das über ihm aufragte. Er wartete auf den Gnadenstoß, als der Crup sich mit einem Mal umdrehte und in die andere Richtung rannte.
Sirius ließ ein klägliches Hecheln hören. Der Zauber, der auf dem Crup lag, hatte ihn vor dem Ungeheuer gerettet. Er hoffte, dass Remus seine Arbeit beendet hatte. Der Crup war auf dem Weg zurück und Sirius konnte ihn beim besten Willen nicht mehr zurückhalten.
Er wartete noch kurz, bis er genügend Kraft besaß, um sich erheben zu können. Dann rappelte er sich mit schmerzenden Gliedern auf. Er trottete langsam in die Richtung, in die der andere Hund eben gerannt war. Ungeachtet seiner Schmerzen musste er innerlich lachen. Die nächtliche Unternehmung war nicht halb so langweilig gewesen, wie er anfangs befürchtet hatte. Immerhin hatte er jetzt einiges, was er seinen Freunden erzählen konnte. Und das würde er mit Freuden tun.

Das Geheimnis der Heulenden HütteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt