Newt
Vor lauter Erschöpfung schaffte ich es tatsächlich in der Nacht, obwohl ich wusste, dass Violet im Labyrinth war, einzuschlafen.
Im Schlaf plagten mich schreckliche Albträume von Violet und wie sie, wenn sie überhaupt noch lebte, überlebte.
Ständig spielte mir mein Kopf grausige Szenarien vor:
Sie hatte Angst, der Schweiß rann über ihre Stirn und vermischte sich langsam mit Blut, was aus einer Wunde an ihrer Stirn tropfte.
Ich wollte ihr helfen, doch ich konnte nicht, da ich immer noch eingesperrt war.Im Schlaf drehte ich mich hin und her, was nicht gerade bequem auf dem harten Sandboden war.
Am nächsten Morgen wurde ich relativ sanft geweckt, durch die Sonnenstrahlen, die langsam hinter den Mauern hervortraten und mich blendeten.
Die Mauern hatten sich noch nicht geöffnet, doch lange konnte es nicht mehr dauern.
Gebannt starrte ich die riesigen Tore an und es machte mich verrückt wie langsam die Zeit voranschritt.Minho war heute der einzige, der vor dem Eingang stand und ebenfalls wartete, bis sich dieser öffnete, sodass er ins Labyrinth laufen konnte.
Wahrscheinlich hatte er den Auftrag bekommen, Thomas' und Violet's Leichen zu finden...Die Mauern setzten sich langsam in Bewegung und ein einziger, letzter Funken Hoffnung, dass meine Freunde dahinter warten könnte, erlosch als dies nicht der Fall war.
Enttäuscht, verzweifelt und verletzt ließ ich mich wieder auf dem Boden nieder und legte die Arme auf meine angezogenen Knie.Nach einer Weile kam Alby vorbei und ließ mich aus dem Loch.
„Es tut mir leid...", meinte unser Anführer und blickte mich bemitleidend an.
„Ich brauche dein verdammtes Mitleid nicht und hättest du sie nicht reingelassen, würde sie jetzt noch leben!", zischte ich voller Wut und Hass in der Stimme und humpelte anschließend, ohne ein weiteres Wort, davon.
Ich wollte meine Wut nicht so ungezügelt an ihm herauslassen, aber ich war viel zu frustriert und geschockt, als klar denken zu können.
Ich hatte meinen besten Freund verloren und das Mädchen, das ich...
Wie auch immer, es war jetzt sowieso nicht mehr wichtig.Um mich abzulenken und auch, weil ich keine Ahnung hatte, was ich als Nächstes tun sollte, begann ich mit der Feldarbeit.
Obwohl die anderen mich nicht ansahen oder mit mir redeten merkte ich, wie sie hinter meinem Rücken über Violet und mich redeten.„Na.", begrüßte mich plötzlich Teresa und stellte sich neben mich.
Ich nickte ihr bloß zu und stocherte weiter mit meinem Spaten in der Erde herum.
„Sie haben es nicht geschafft....", murmelte ich nach einer Weile, beinahe paralysiert und starrte dabei stets den Boden vor mir an.
„Es ... tut mir leid...", flüsterte Teresa vorsichtig und umarmte mich sanft.„Schnell! Wir brauchen Kräuter, sofort!"
Teresa und ich drehten uns synchron um und sahen Minho, der uns nur hektisch eine Liste zuwarf.
„Hat sich jemand verletzt?", fragte ich erschrocken.
„Keine Zeit.
Bringt die gleich zur Krankenstation!", befahl Minho noch und rannte wieder zurück.Verwirrt blickten wir ihm hinterher, dennoch holten wir die Sachen, die auf der Liste standen und machten uns auf den Weg zur Krankenstation.
„Was ist denn hier los?", fragte ich sofort, als ich in der Hütte angekommen war.
Fast alle Jungs standen in der Hütte in einer Art Kreis und hatten mir den Rücken zugekehrt, sodass ich mich erst mal durch das Heer von Menschen quälen musste.
Kaum hatte ich das geschafft, fiel ich fassungslos auf die Knie und starrte die Person an, die vor mir auf der Liege lag.Sie hat es geschafft.
Allerdings war sie übersät mit offenen Wunden und Verletzungen.
Thomas lag neben ihr auf einer Liege, ihm ging es nicht gerade viel besser, dennoch hatte ich momentan nur Augen für Violet, ich konnte gar nichts dagegen tun.
Dabei sollte ich mich doch für meinen besten Freund mindestens genauso interessieren?Ich merkte nur schwach, wie Zart mir die Kräuter abnahm, da ich noch völlig paralysiert war.
Violet hatte ihre Augen geschlossen, sie sah beinahe tot aus, doch ihr Brustkorb hob und senkte sich, immer noch, regelmäßig.
Mit zitternden Händen berührte ich ihre Wange und hoffte, sie würde ihre Augen so schnell wie möglich wieder öffnen.„Wie... also... wie ist das möglich?", fragte ich nach einer Weile und sah zu Minho hinüber, der mir gegenüber, auf ihrer anderen Seite kniete.
„Sie haben Giftbeeren gefunden und damit die Griewer betäubt..", erzählte er leise, ohne mich dabei anzusehen.Ich schmunzelte daraufhin leicht und strich Violet sanft über die Wange, um erschreckend festzustellen, dass diese bereits Eiskalt war.
„Wie geht's ihr, Jeff?", fragte ich nach einer Weile, nachdem sich die meisten wieder verzogen hatten.
„Sie hat viel Blut verloren aber ihr gehts ganz okay soweit, Newt, sie wacht sicher gleich auf.", nickte der Dunkelhäutige entschlossen und versorgte weiter ihre Wunden.Nach einer Weile gingen die übrig geblieben auch noch, sodass ich mit ihr alleine war.
Während ich darauf wartete, bis sie aufwachte, erinnerte ich mich an ihren ersten Tag auf der Lichtung.
Wir waren momentan im Prinzip in derselben Situation wie vor den, mittlerweile vergangenen drei Wochen.
Sie war nicht bei Bewusstsein und ich wartete, bis sie aufwachte.
Nur dass ich heute freiwillig bei ihr war.Nervös stützte ich die Ellenbogen auf ihrer Liege ab und legte das Gesicht in meine Hände.
Ich dachte noch mal an alles zurück, was in den letzten Tagen passiert war.
An all die Freude, das Glück und an all den Schmerz und die Tränen.
Ich dachte an ihr bezauberndes Lächeln, was mich beinahe um den Verstand brachte.
Die Art, wie sie auf ihre Lippe biss, wenn ihr etwas unangenehm war.Ich dachte an all die Dinge, die ich ihr so gerne sagen würde, all die Gefühle für sie, die ich am liebsten in die ganze Welt hinaus brüllen würde und vor allem dachte ich an den Kuss.
„Newt?", ertönte es plötzlich, sodass ich ruckartig aufsah.
„Violet?", flüsterte ich vorsichtig und betrachtete die Schwarzhaarige.
Ihre Augen waren immer noch geschlossen, doch sie flüsterte immer und immer wieder meinen Namen.
Es machte mich gewissermaßen sehr glücklich, dass sie im Schlaf meinen Namen sagte und nicht den von einem der anderen.
Allerdings bereitete es mir auch große Sorgen, da sie meinen Namen mit einem sehr hilflosen Unterton aussprach.Ich wartete weitere zwanzig Minuten, in der Violet immer wieder meinen Namen flüsterte, sich aber dennoch weder bewegte, noch aufwachte.
Ich hatte langsam Angst, dass sie heute gar nicht mehr aufwachen würde, bis sie auf einmal, lauter als zuvor meinen Namen rief und ihre Augen ruckartig öffnete.„Newt!"
Blitzschnell fuhr Violet's Kopf hoch.
Ich beobachtete genau, wie sie sich langsam im Raum umsah und mich schlussendlich erblickte. I
Vorsichtig begann ich zu lächeln.„Hallo, kleine Sonne.", flüsterte ich sanft, etwas sarkastisch und fuhr mir erleichtert durch die Haare.
„Newt?", fragte sie verwirrt und blickte mich fassungslos an.
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Violet - The Maze Runner
FanfictionEin tödliches Virus hatte die Welt vollkommen verändert. Viele, viele Menschen starben und es wurde klar, dass dringend ein Heilmittel gefunden werden musste. Eine Organisation namens WCKD nahm sich diesem zur Verantwortung, egal um welchen Preis. A...