47 | Anführer

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Violet

Wir vergruben Alby's Leiche noch am selben Tag.
Unglücklicherweise, hatte es auch Gally aus dem Labyrinth geschafft, relativ unversehrt, mit oberflächlichen Wunden.
Obwohl es mir selbst unglaublich schlecht wegen allem ging, machte ich mir noch größere Sorgen um Newt.
Einige von uns machten sich an ihre Arbeit, um sich abzulenken, andere versammelten sich um gemeinsam zu trauern, wieder andere blieben lieber alleine.
Newt und ich gehörten eigentlich auch zur Gruppe der zweitgenannten.
Doch, während Newt sich zu unseren Freunden setzte, ging ich zu Thomas, der immer noch im Loch saß.
Der Anblick des Zustandes meines besten Freundes, machte mich ganz krank.
Sein Gesicht war blass, beinahe weiß, er hatte starke, fast blaue Augenringe und hatte überall leichte Wunden.
Auf seiner Stirn befand ich eine große Platzwunde, auch seine Unterlippe war aufgeplatzt und blutete.
Aus seinem Mund floss eine schwarze Flüssigkeit, die sich mit dem Blut mischte und so auf den Boden tropfte.
„Thomas...?", flüsterte ich vorsichtig und legte eine Hand auf die Gitterstäbe, bis mein bester Freund auf einmal aufsprang und sich gegen diese presste.
Erschrocken wich ich zurück.
„Hallo Violet.
Alles okay?
Du hast geweint.
Lass mich doch raus, dann reden wir, so wie früher.", flüsterte Thomas mit einer derartig gruseligen Stimme, dass es mir kalt den Rücken hinunterlief.
Seine geröteten Augen waren weit aufgerissen und er lächelte verstörend.
„Wenn du wieder gesund bist..", flüsterte ich ängstlich und schluckte.
„Wenn ich wieder gesund bin.", lachte Thomas überheblich und wich wieder etwas zurück.
„Ich werde niemals gesund werden, Violet.
Ich werde verstoßen werden, frag Alby.", meinte er , woraufhin ich erneut schluckte.
„Alby ist tot...", flüsterte ich, woraufhin sich Thomas wieder setzte und zu Boden starrte.
Eine Zeit lang blieb es still, bis Thomas auf einmal etwas flüsterte, was für mich unverständlich war.
„Was?", fragte ich nach.
„Ich habe ihn getötet..
ICH HABE IHN GETÖTET!", brüllte Thomas sauer und schlug auf den Boden ein.
„ICH VERDIENE DEN TOD!"
Erschrocken stand ich auf.
„TÖTE MICH VIOLET, TÖTE MICH!"
Ängstlich machte ich einige, weitere Schritte zurück.
„BITTE TÖTE MICH! JETZT VIOLET, JETZT!", schrie Thomas und rüttelte stark an den Gitterstäben des Loches, woraufhin ich mich, mit den Tränen in den Augen umdrehte und in die Schlafhütte lief.
Weinend lehnte ich mich von innen an die Tür, und rutschte an ihr runter.
Ich hatte Angst, Angst Thomas zu verlieren, Angst, dass Newt vielleicht der nächste sein würde.
Ich hatte Angst davor, selbst zu sterben und vor allem hatte ich Angst, vor dem, was als nächstes passieren würde.
„Soley, wenn du wirklich meine Schwester bist und mir wirklich diese Nachricht geschrieben hast, dann hilf mir jetzt... bitte hilf mir meinen Freund zu retten, es muss eine Lösung geben..", bettelte ich und starrte dabei die Decke an.
Ich kam mir zwar vor wie die letzte Geisteskranke, aber ich war einfach verzweifelt.
Als Winston plötzlich hineingestürmt kam, kamen in mir Hoffnungen auf, dass meine Schwester mich gehört hatte, doch er rief mich bloß zu einer Sitzung in der Gemeindschaftshütte.
Gemeinsam betraten wir die Hütte, in der sich bereits alle anderen versammelten hatten und kämpften uns vor bis ganz nach vorne, woraufhin ich mich sofort auf Newt's Schoß setzte.
Gally stand ganz vorne auf dem Podest und blickte uns ernst an.
„Alby ist tot, unser Anführer ist tot.", begann er eine unfassbar schlecht zu wirkende Rede.
Fest steht, dass wir einen neuen Anführer brauchen, der-"
„Fest steht, dass er noch leben würde, wenn du nicht auf die grandiose Idee gekommen wärst, ins Labyrinth zu gehen.", murmelte Minho mit geballten Fäusten wütend.
„Wir brauchen einen neuen Anführer und, da ich Alby oft als Berater gedient habe-"
„Das ist jetzt ein Scherz, oder?", unterbrach ich Gally und stand auf, um wütend auf ihn zuzugehen.
„Du läufst in das verdammt Labyrinth, was ein klarer Regelverstoß ist, hast das Glück es überlebt zu haben, dein Anführer stirbt und du?
Das einzige, was du tust ist uns zusammen zu rufen, um dich selbst als neuen Anführer zu ernennen?
Du bist lächerlich, Gally!
Und ich würde lieber einen Griewer heiraten, als einem verklonkten Neppdepp wie dir zu folgen!", rief ich hasserfüllt und stellte mich ihm genau gegenüber.
„Ach und wer soll dann seinen Platz einnehmen, außer mir?
Du? Du kleines Ding?", lachte Gally argwöhnisch und ging gar nicht auf das andere ein, was ich gesagt hatte.
„Wenn Alby noch leben würde, dann würde er euch sagen, wer sein Nachfolger sein würde!", rief der Meister der Baumeister laut in die Runde, woraufhin seine Freunde sofort nickten.
„Das hat er, kurz vor seinem Tod.", meldete sich auf einmal mein Freund und stand auf.
„Er sagte uns, dass Violet uns anführen soll.", sagte er und trat neben mich.
„Das war ja klar, dass du sowas sagst.
Wieso sollten wir dir das glauben?
Du bist mit ihr zusammen, du liebst sie, kein Wunder, dass du sie unterstützt!", brüllte Gally mehr in die Runde, als zu uns, woraufhin seine Freunde laut aufgrölten.
Er hetzte sie gegen mich auf.
„Ich war dabei, Minho, Chuck, Winston,Jeff, Zart und so viele mehr waren dabei, als Alby das gesagt hat.
Und selbst wenn er es nicht gesagt hätte, würde ich ihr folgen.", sagte auf einmal Teresa und stellte sich zusammen mit meinen Freunden und noch einer Menge anderer Lichter hinter mich.
„Gut, gut ihr Neppdeppen!
Lasst sie euch in den Tod stürzen!
Fein!", rief Gally eingeschnappt und ging Richtung Ausgang, ehe ich ihn aufhielt.
„Halt.", rief ich ernst und drehte mich um.
„Du wirst angeklagt, Gally, wegen Verstoß gegen die dritte Regel.
Würde mir jemand den äußerst großen Gefallen tun und diesen Strunk in sein Loch bringen?", bat ich und sah in die Runde, woraufhin sich zwei der Schlitzer meldeten und Gally davon brachten.
„Nun, da wir hier in einer demokratischen Gesellschaft leben, wer ist dafür, dass Violet unsere neue Anführerin wird?", rief Teresa laut, woraufhin sich, meiner Überraschung zufolge, so gut wie alle, außer Gally's Freunde meldeten.
Mein Freund blickte mich lächelnd an und setzte sich wieder, gemeinsam mit dem anderen, sodass ich nun allein vorne stand.
„Ich fühle mich geehrt, ganz ehrlich, doch ich glaube, ich werde euch enttäuschen.
Ich bin keine Anführerin, bin weder athletisch noch durchsetzungsfähig.
Ich treffe nicht oft die besten Entscheidungen und ich bin viel vor meinen Problemen davon gerannt.
Ich will euch das ja erspart lassen, doch ich kann und werde Alby seinen Wunsch nicht abschlagen.."

Violet - The Maze RunnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt